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~ Zayn ~

Ich hatte meine Schuhe und meine Jacke noch an, also stürmte ich einfach so aus dem Haus und knallte die Tür hinter mir zu. Ich wusste nicht, wo ich hin sollte, wo er sein könnte, aber die Sonne ging langsam auf, also würde ich bald mehr sehen können. Vielleicht war er ja zu irgendeinem hohen Haus gegangen? Eines der Hotels käme dafür in Frage, er könnte sich ja vom Dach stürzen wollen oder so. Ich rannte also so lange, bis ich nicht mehr konnte, in Richtung der Hotels, die komischerweise alle im selben Stadtviertel gebaut worden waren. Ein paar Straßen vorher konnte ich nicht mehr und ging keuchend das letzte Stück. Von hier unten konnte ich ihn nirgendwo sehen. Vielleicht war er ja doch nicht hier? Er könnte auch Tabletten genommen haben und jetzt irgendwo im Wald liegen und sterben. Oder er könnte in einen Fluss gesprungen sein, was auch erklären würde, wieso er Zeit gebraucht hatte, denn er nächste große Fluss lag etwas außerhalb der Stadt. Ich wäre gern sofort hingerannt, aber ich keuchte immer noch und die Strecke bis zum Fluss würde ich nicht schaffen, schon gar nicht in dem Tempo, was ich brauchen würde, um ihn noch aufhalten zu können. Einen Wagen hatte ich nicht, aber ich wollte auch nicht aufgeben und zurück zu Harry und Louis um mir dann Harrys Vorwürfe anzuhören. Ich musste Liam doch retten! Er bedeutete einfach zu viel, als dass ich ihn gehen lassen konnte. Mittlerweile stand die Sonne schon etwas höher, was mir bewusst machte, wie schnell die Zeit verging und wie wenig ich Liam gefunden hatte. Ich machte mich nun doch zu Fuß auf den Weg, eine andere Möglichkeit sah ich nicht. Stunde um Stunde ging ich, joggte kleinere Strecken zwischendurch, um schneller zu sein, aber es brachte nicht viel und so kam ich erst am späten Nachmittag an, vollkommen müde und traurig. Die Zeit hatte meine Hoffnung, Liam zu finden auf eine harte Probe gestellt, aber noch hatte ich welche. Noch konnte ich ihn finden, vielleicht einen Krankenwagen rufen, vielleicht irgendwas tun, um ihn zu retten. Wenn er sich umbringen wollte, wovon ich überzeugt war, weil er etwas über sein Lebensende geschrieben hatte. Schließlich war ich da, wo ich hin wollte, am Fluss. Aber weit und breit war keine Spur von Liam. Nichts, nicht mal ein Fußabdruck oder so. War der ganze Weg umsonst gewesen und er hatte vielleicht doch Tabletten genommen? Oder... Nein! Ich wollte mir jetzt nicht ausmalen, was er alles getan haben könnte, weil ich so dumm war. Ich hasste mich selbst so sehr, auch ohne seine Leiche gesehen zu haben. Wobei der Selbsthass dann so groß werden würde, dass ich mich wahrscheinlich auch umbringen würde, trotz meiner Mutter. Ich beschloss, im Wald zu übernachten, was die Erinnerung an die Nacht hervorrief, die ich mit Liam verbracht hatte. Die Nacht, in der er mich auf die Stirn geküsst hatte und ich daraufhin so deutlich wie noch nie gespürt hatte, dass ich ihn liebte. Es kam mir vor, als wäre das schon Jahre her, so viel war seitdem passiert. Ich verfluchte mich innerlich dafür, noch einmal zu ihm gegangen zu sein und mit ihm geschlafen zu haben. Hätte ich das nicht getan, hätte ich mich einmal nur beherrschen können, wäre er nicht gegangen, ich hätte ihm alles sagen können und wir wären vielleicht sogar glücklich geworden.

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Womit ich wieder bei der Frage war, ob ich das Glück, von dem ich träumte, überhaupt verdiente. Selbst wenn nicht, konnte doch niemand Liam für meine Fehler bezahlen lassen, oder? Vielleicht hatte ich es getan. Ich hatte Liam bezahlen lassen, obwohl ich sauer auf Louis war und eifersüchtig auf Harry. Aber es brachte auch nichts, mir immer und immer wieder zu sagen, dass ich an allem Schuld war, das wusste ich auch so. Ich lehnte mich an einen Baumstamm und versuchte, einzuschlafen. Das war gar nicht so einfach, denn Liams Gesicht schwebte vor mir, sobald ich die Augen schloss. Schließlich schlief ich doch ein, dachte noch daran, dass Liam vielleicht auch nur abgehauen war und ich mir umsonst Sorgen machte, aber diese Hoffnung wurde von den Albtröumen zerstört, die mich überkamen. Aus einem besonders schlimmen wachte ich schweißgebadet auf und wunderte mich über die Helligkeit. Mein Zeitgefühl sagte mir, dass die Nacht noch nicht vorbei sein konnte, aber vielleicht lag es auch einfach daran, dass der Schlaf nicht besonders erholsam gewesen war. Es war verdammt warm hier, also zog ich meine Jacke aus und blickte mich, etwas wacher, nochmal um. Entsetzt sprang ich auf die Füße, denn ein Baumstamm neben dem, an den ich mich gelehnt hatte, brannte. Ich nahm meine Jacke und versuchte, das Feuer zu ersticken, denn es gab in letzter Zeit einige Waldbrände und das hier würde wieder einer werden, wenn ich das Feuer nicht ausbekam. Das Feuer wollte einfach nicht ersticken, egal was ich tat. Irgendwann fing meine Jacke Feuer und ich schmiss sie schnell weg von meinem Körper. Mittlerweile war der Brand, den ich zu ersticken versucht hatte, nicht mehr der einzige. Überall brannten nun die Bäume und ich begann zu rennen. Inmitten der Flammen hatte ich die Orientierung verloren, also hatte ich keine Ahnung, wo ich hinmusste und rannte einfach in eine Richtung. Ein paar Mal stolperte ich über eine Wurzel oder meine eigenen Füße, aber ich konnte nicht liegen bleiben. Das Feuer war zu nah, ich hatte kaum Vorsprung und es war nur ein einziger Gedanke, der mich dazu trieb, diesem Feuer entkommen zu wollen: Liam. Er war vielleicht irgendwo da draußen und wartete, dass er etwas von mir hörte, vielleicht lebte er auch schon gar nicht mehr, aber eins stand fest: Ich wollte hier nicht sterben, ohne sicher zu wissen, dass er auch tot war. Ich hustete immer mehr, ich konnte kaum noch atmen und rannte schon lange nicht mehr, ich stolperte mehr oder weniger voran, immer in eine Richtung, zumindest hoffte ich das. Plötzlich wurde mir schwarz vor Augen und ich spürte noch, wie ich fiel, bevor ich in schwarzer Stille versank.

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Als ich die Augen wieder aufschlug, blendete mich ein helles Licht. Lag ich noch im Feuer? Brannte ich gerade? Kam vielleicht daher der unerträgliche Schmerz, der sich in meinen Körper und mein Hirn gefressen hatte? Ich wusste es nicht. Ich spürte nur noch den weichen Untergrund, der mich erneut in einen Schlaf hinabgleiten ließ, der sehr tief und erholsam war und in dem Liam ausnahmsweise gar nicht vorkam. Schließlich wachte ich wieder auf und fühlte mich schon viel besser. Ich erkannte, dass ich in einem weißen Raum in einem weißen Bett lag und glaubte, in einem Krankenhaus zu sein. Plötzlich ging die Tür auf und jemand drückte mich an sich. An dem Geruch erkannte ich Louis. Wie lange hatte ich diesen Geruch geliebt? Aber jetzt war es nicht er, den ich sehen wollte. Ich wollte, dass die Tür aufging, Liam hereinkam und mir verzieh, wenn ich nur bei ihm blieb. Aber das würde eine Wunschvorstellung bleiben, wie könnte es auch anders sein. Jetzt stand auch Harry in der Tür und nickte mir zu, als er meinen Blick bemerkte. Ich nickte zurück und probierte, ihn anzulächeln. Es klappte erstaunlich gut, dafür, dass ich im Krankenhaus lag und vermutlich verletzt war. Ich erinnerte mich komischerweise an alles, nicht wie in den Büchern oder Filmen, in denen eine Person aufwachte und erst mal nichts mehr wusste. Ich konnte mich sogar erinnern, vor einiger Zeit schonmal wach gewesen zu sein und unerträgliche Schmerzen gehabt zu haben. Was man mir gegeben hatte, wusste ich nicht, aber diese Schmerzen waren nur noch dumpf zu spüren. Vielleicht, weil ein anderer Schmerz sie überlagerte. "Louis... Louis, bitte hol Liam.", bat ich ihn. Er schüttelte mit Tränen in den Augen den Kopf. "Bitte!", drängte ich. "Bitte hilf mir, ihn zu suchen! Ich kann ohne ihn nicht leben!" "Zayn, du musst erst mal wieder gesund werden. Ich weiß nicht, wo Liam ist. Harry auch nicht und ich denke auch nicht, dass er einfach so kommen würde, wenn wir ihn darum bitten würden." Ich schüttelte langsam den Kopf. "Würdest du nicht auch alles tun, wenn es Harry wäre, der weg ist?" Louis nickte. "Siehst du. Bitte hilf mir, Louis! Ich hab Scheiße gebaut und es tut mir leid, aber ich kann es nicht mehr ändern und deswegen brauche ich jetzt deine Hilfe. Vor einiger Zeit konntest du mich ja auch einfach so für Harry verlassen, obwohl ich dein bester Freund war, ich finde, jetzt kannst du mir auch helfen." Daraufhin sah Louis beleidigt aus. "Du weißt, dass das einen anderen Grund hatte! Aber ich werde dir helfen. Du musst nur zuerst wieder gesund werden."

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BTW: Danke für über 1K reads!! Und auch für die vielen votes und ein dickes fettes DANKE an alle, die fleißig kommentieren! Da macht es gleich viel mehr Spaß, weiter zu schreiben, wenn man weiß, dass es jemanden gibt, der es gern liest!

Just like a pill (Ziam FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt