~ Zayn ~
Ich war total nervös und es wurde immer schlimmer, als wir endlich im Flugzeug saßen. Wie es wohl sein würde, wenn Liam vor mir stehen würde? Würde er mich umarmen? Sicher nicht. Aber ICH würde IHN umarmen! Ich hatte ein fettes Grinsen im Gesicht und zappelte die ganze Zeit herum, bis Harry mich darauf ansprach. "Was hast du bloß? Du zappelst hier rum und grinst und freust dich, als hättest du vor, Liam einen Heiratsantrag zu machen und wärst dir sicher, dass er annimmt. Hast du keine Angst, dass er sauer sein könnte? Ich meine, er ist wegen dir abgehauen." Das versetzte meiner Stimmung zwar einen Dämpfer, aber es brachte mich auch gleichzeitig auf eine Idee. Vielleicht könnte ich ihm einen Heiratsantrag machen, wenn er mir verziehen hatte? Vielleicht. Das Flugzeug hob ab und ich starrte aus dem Fenster auf die immer kleiner werdende Landschaft. Weder Harry noch ich sagten irgendetwas während des Fluges. Bestimmt dachte er an Louis, so wie ich an Liam dachte. Bestimmt vermisste er ihn jetzt schon und fragte sich, ob alles ander gelaufen wäre, wenn er eine ganz bestimmte Sache anders gemacht hätte. So ging es mir immer noch, nach so vielen Tagen, die Liam schon weg war. Meine größte Angst war, dass er nicht mehr leben würde, wenn ich kam. Aber irgendein Gefühl sagte mir, dass ich schon merken würde, wenn er tot wäre, als wäre ich irgendwie speziell mit ihm verbunden oder so. Das würde nicht funktionieren, aber ich hatte trotzdem so ein Gefühl, dass er nicht tot war. Er musste einfach leben und auf mich warten und mich heiraten wollen. Ich musste einfach auch einmal im Leben Glück haben. Der Flug verging nicht so schnell, wie ich es mir gewünscht hatte, aber schließlich war er doch vorbei und Harry und ich standen mit wenig Gepäck am Flughafen von Mullingar und hatten nur einen Zettel mit der Adresse, wo Liam sein sollte und etwas Geld, wovon wir das meiste für den Rückflug aufsparen mussten. Für ein Taxi wollten wir das Geld nicht ausgeben, also holten wir uns einen Stadtplan aus der Touristeninformation und versuchten allein, das Haus zu finden. Louis hatte gesagt, Liam würde von einem irren Typen festgehalten werden, aber so richtig glaubte ich das nicht. Nach mir hatte sich Liam bestimmt nicht mehr einfach so auf irgendeinen dahergelaufenen Typen eingelassen. So dumm würde er nicht sein. Aber wir hatten nur diese eine Adresse, also musste er doch irgendwo untergekommen sein. Wir verliefen uns ein paar Mal in den Gassen, aber schließlich standen wir vor einem Haus mit der angegebenen Hausnummer in der angegebenen Straße. Harry klingelte und ich hielt den Atem an. Nichts passierte, weder Liam noch sonst irgendjemand öffnete die Tür. Enttäuscht sah ich Harry an. Liam war offensichtlich nicht hier. Was sollten wir nun tun?
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Plötzlich wurde ich angetickt. Ich drehte mich um und stand vor einem rothaarigen Jungen, der ungefähr in meinem Alter sein musste. "Kann ich euch helfen?", fragte er. Harry nickte. "Wir suchen meinen Cousin Liam. Er hat uns diese Adresse gegeben, damit wir ihn abholen können. Aber er scheint nicht da zu sein." Der Junge schüttelte den Kopf. "Da wohnt mein bester Freund, Niall. Es stimmt, ein Liam war hier, Niall hat ihn ohnmächtig auf einer Straße gefunden und mitgenommen. Aber Niall wurde neulich ins Krankenhaus gebracht, weil er es mit dem Trinken und den Drogen übertrieben hatte und seitdem ist Liam verschwunden. Das war ungefähr vorgestern oder so." Wir waren zu spät. Zu spät. Schon wieder. Ich war kurz davor, in Tränen auszubrechen, aber ich wollte nicht vor dem Fremden heulen. Womöglich war Liam längst tot. Nur, weil ich wieder zu lange gezögert hatte! "Ich bin übringends Ed.", stellte sich der Typ vor. "Ich bin Harry und das ist Zayn.", erklärte Harry, weil er bemerkt hatte, dass ich den Tränen nah war und nicht sprechen konnte. Ed nickte und sah mich prüfend an. "Niall hat mir erzählt, was Liam ihm erzählt hat. Meiner Meinung nach bist du ein ziemliches Arschloch." Toll. Liam hatte also allen was über mich erzählt. Das fing ja super an. "Ich wollte jetzt Niall besuchen. Kommt ihr mit? Vielleicht weiß er, wo Liam ist." Wie in Trance gingen Harry und ich mit Ed mit, nicht ohne immer wieder prüfende Blicke von Ed zu ernten. Am Krankenhaus angekommen, machten wir uns auf den Weg zum Zimmer von diesem Niall. Niall stellte sich als kleiner Blonder Ire heraus, der dunkle Ringe unter den Augen hatte und auch sonst nicht wirklich einen fitten Eindruck machte. "Hey, Kumpel!", begrüßte ihn Ed mit einer flüchtigen Umarmung. Niall schaute uns verwirrt an, bis Ed ihm erklärte, wer wir waren und was wir wollten. Mich beäugte er ebenfalls misstrauisch. "Du bist also Zayn. Sehr interessant. Dich hätte ich mir ganz anders vorgestellt. Irgendwie nicht so... menschlich." Harry schenkte er einen begierigen Blick, den dieser ignorierte, entweder weil er ihn nicht bemerkt hatte und über Louis nachdachte, oder weil er zu deprimiert war, um sich um sowas zu kümmern. "Ich weiß nicht, wo Liam ist. Aber wenn ich er wäre und denken würde, dass meine Freunde nicht kommen würde, um mich abzuholen, weil ich ihnen nichts bedeute, dann würde ich mich auf den Weg zu den Klippen machen." Ich zog eine Augenbraue hoch. "Willst du damit sagen, er ist tot?" Niall zuckte die Schultern. "Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Es muss sehr viel Überwindung kosten, da runter zu springen. Aber besonders schwer wäre es nicht, es gibt nur einen Zaun, über den man so hinüber steigen kann, das würde keiner merken, wenn da einer runterspringt." Ich atmete zitternd ein und hielt dann den Atem ein paar Sekunden an, um nicht zu weinen. Liam konnte nicht tot sein, das erlaubte ich nicht!
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Harry und ich machten uns mit einer Wegbeschreibung zu den Klippen von Ed wieder auf den Weg nach unten. Kurz, bevor wir die Tür erreichten, wurden wir zur Seite gestoßen und Harry wäre fast hingefallen, wenn ich ihn nicht festgehalten hätte. Einige Sanitäter schoben eine Person auf einer Trage herein und schrien Dinge wie "Wir verlieren ihn!". Es musste etwas wirklich schlimmes passiert sein, aber ich konnte jetzt keine schlechten Nachrichten ertragen und Harry schien es ähnlich zu gehen, also fragte keiner von uns, was passiert war. "Stell dir vor, es wäre Liam gewesen.", flüsterte ich Harry mit erstickter Stimme zu, als wir endlich draußen waren und ich tief durchatmen konnte. Harry schüttelte den Kopf. "Bestimmt war er es nicht. Wir gehen jetzt zu den Klippen, dort werden wir ihn sicher finden und ihn von der Idee abbringen, zu springen. Du weißt ja, was Niall gesagt hat, es braucht eine Menge Überwindung, da runter zu springen." Ich nickte und hoffte, dass Liam sich nicht hatte überwinden können. Er musste einfach noch Zweifel daran haben. Der Marsch zu den Klippen dauerte gefühlte Stunden, in Wirklichkeit waren es wahrscheinlich zwanzig Minuten oder so. Als wir endlich den Zaun ausmachen konnten, der den Wanderweg von der Kante trennte, war ich einerseits erleichtert, andererseits hatte ich riesige Angst. Liam war nicht zu sehen, stattdessen aber eine Menge Leute, die ich an Klippen wie diesen nie erwartet hätte. Hatte Niall nicht behauptet, es wäre ganz leicht, sich umzubringen? Weil es keine Sicherheitsmaßnahmen gab? Entweder, es interessierte niemanden von den Leuten, wenn jemand sprang, oder das hier war Ausnahmezustand. Mir wurde augenblicklich schlecht. Bitte, lieber Gott, bitte lass es nicht wegen Liam sein! Wir traten näher heran und drängelten uns bis nach vorne an den Zaun durch. Dort wurden wir von einem Polizisten aufgehalten. "Bitte, wer ist es?", fragte Harry eindringlich, ich hörte alles wie durch Watte. "Wir sind nicht befugt, ihnen Auskunft zu erteilen, es sei denn, sie wären ein Angehöriger des Opfers." Opfer. Es hatte ein Opfer gegeben. Ich begann zu keuchen und bekam kaum noch Luft. "Bitte, mein Cousin Liam Payne ist verschwunden und ich habe den Verdacht, dass es er war!", versuchte es Harry, der mittlerweile ebenso verzweifelt klang, wie ich mich fühlte. "Payne...", murmelte der Polizist und schaute auf sein Klemmbrett. "Bitte kommen sie mit.", forderte er uns auf und ich wusste, dass ich mich in den nächsten 20 Minuten übergeben würde. "Es tut uns sehr leid.", begann der Polizist. "Wir müssen ihnen leider sagen, dass der junge Mann, der gefunden wurde, ihr Cousin ist. Sein Name ist Liam Payne. Er wurde ins Krankenhaus gebracht. Er muss einen Selbstmord versucht haben. Es ist nicht sicher, ob er das überlebt." Ich übergab mich direkt vor den Polizisten ins Gras und fing hemmungslos an zu schluchzen, bevor ich auf den Boden sank und eine undurchdringliche Dunkelheit und Stille mich umfing.
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Mir ist grad aufgefallen, dass ich heute das 20ste Kapitel gepostet hab und wollte noch mal Danke sagen. Ich hätte nie gedacht, dass die Story irgendjemandem gefällt! Ohne eure Reads, Votes und die süßen Kommis wäre die Story nie so weit gekommen, also: DANKE!!!
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Just like a pill (Ziam FF)
Fanfiction"I swear, you're just like a pill, instead of making me better, you keep making me ill." Liam bekommt jeden Samstagabend Besuch von seinem Vergewaltiger Zayn Malik. Dem Jungen, den er liebt und deswegen nicht verpfeift. Dem Jungen, den er braucht. D...