#23

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~ Zayn ~

Wutentbrannt rannte ich aus dem Krankenhaus. Liam war es doch gar nicht wert, dass ich mir wegen ihm Sorgen machte! Ich hatte ihn immer nur als wehrlosen Sexsklaven gesehen, bis ich mich in ihn verliebt hatte und selbst dann hatte er noch wunderbar in diese Rolle hineingepasst. Und jetzt schwieg er mich an. Antwortete mir nicht. Ich hatte ihm gesagt, dass ich ihn liebte, hatte mich verletzbar gemacht und er hatte nichts erwidert. Schon klar, ich hatte ihm schlimme Dinge angetan, aber er hatte es nicht mal ausgenutzt, dass ich jetzt damit aufhörte. Da war nur diese unerträgliche Enttäuschung in seinen Augen gewesen. Diese Enttäuschung, die da schon immer gewesen war, wenn er mir hinterher gesehen hatte, wenn ich gegangen war. Er war nicht wütend, schrie mich nicht an, er schwieg nur  traurig und das war es, was ich nicht ertrug, weil ich dann vor lauter Schuldgefühlen geweint hätte. Aber vielleicht wäre es besser gewesen. Vielleicht hätte ich lieber vor ihm weinen sollen, als jetzt hier zu stehen und zu wissen, dass ich ihm einmal mehr gezeigt hatte, dass ich es nicht wert war, dass er wegen mir traurig war. Ich sollte umkehren! Ich sollte es ihm sagen! Ich sollte endlich mal etwas richtig machen! Nur was konnte ich sagen? Was sollte ich ihm wohl sagen, wenn ich vor ihm stand und diese Enttäuschung mich wieder zu überwältigen drohte? Vielleicht war es an der Zeit, die Wahrheit zu sagen. Ich würde meine Karten alle offen vor ihn hinlegen und wenn er mich nicht wollte, dann würde ich meinen Kummer in Alkohol ertränken und mich vielleicht gleich mit. Ich drehte mich entschlossen um und bemerkte nur nebenbei, wie die Tränen zu fließen begannen, während ich die Treppen hinauf stapfte. Plötzlich ertönte ein markerschütternder Schrei, der so sehr von Schmerz und Trauer erfüllt war, dass ich sofort noch stärker heulte. Es war Liams Schrei. Ich krümmte mich innerlich und begann, zu rennen. Immer schneller wurde ich, rannte fast eine Krankenschwester um und riss die Tür zu Liams Zimmer auf. Dort lag er, zerbrechlich wie noch nie, in seinem Bett, hielt Harrys Hand und ich sah gerade noch, wie ein Arzt eine Spritze aus seinem Arm zog. Beruhigungsmittel, vermutete ich. Mein Blick fiel auf einen zerknüllten Zettel und einen Stift, der daneben lag und ich faltete vorsichtig den Zettel auseinander. Ich liebe dich auch, Zayn. Ich kann es dir bloß nicht sagen. Daneben war ein kleines Herz gemalt und auf dem Zettel waren einige dunkle Flecken, vermutlich waren Tränen darauf gefallen. Liam hatte wegen mir Tränen vergossen. Er liebte mich auch! Mein Herz machte einige Freudensprünge und das Kribbeln, das ich schon die ganze Zeit fühlte, verstärkte sich gefühlt um das Zehnfache. Er liebte mich! Das hieß noch nicht, dass er mir verzieh, aber es war ein Anfang. Ich hatte noch eine Chance. Und da betete ich. Ich betete für Liam, für mich, für Harry und Louis und ich betete, dass alles wieder gut werden würde. Vielleicht würde mein Gebet ja erhört werden. Vielleicht sah es in der Zukunft ja gut für mich aus.

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Ich saß eine Ewigkeit neben Liams Bett und wartete, dass das Beruhigungsmittel nachließ. Liam sollte endlich aufwachen, damit ich ihm sagen konnte, dass es mir leid tat! Harry hatte ich alles erklärt und er hatte mich zwar streng angesehen, aber er hatte mir auch gesagt, dass er es gut fand, dass ich geblieben war. Dass ich nicht dort draußen vor meinem Glück davonlief, nur wegen eines Missverständnisses. Endlich regte sich Liam doch noch und darauf wurden auch einige Ärzte aufmerksam. Er setzte sich vorsichtig mit Harrys Hilfe im Bett auf, dann fiel sein Blick auf mich und den zerknüllten Zettel in meiner Hand, den ich nicht losgelassen hatte. "Zayn.", sagte er emotionslos. Zumindest klang seine Stimme emotionslos und kalt, in seinen Augen tobten die Gefühle umher und ich las Trauer, Hoffnung und auch Angst in seinem Blick. Und diese unerträgliche Enttäuschung, die nie ganz aus seinem Blick zu weichen schien. Ich kam auf ihn zu und hielt ihm den Brief hin. "Stimmt das, Liam?", fragte ich leise und versuchte, nicht zu viel hoffnung in meine Stimme zu legen, da mein Herz sonst nicht nur brechen würde, wenn er nein sagen sollte, sondern es würde zu staub zerfallen und es wäre nicht mal möglich, die Teile je wieder zusammen zu setzen. Er nickte. "Ich liebe dich auch, Liam. Ich liebe dich so sehr, ich möchte dich nie wieder verlieren und deswegen bitte ich dich, mir zu verzeihen. Bitte verzeih mir, was ich mit dir gemacht habe und was ich gesagt habe! Bitte vergib mir, dass ich es nie zugeben wollte und es alles viel schwerer gemacht habe, als es hätte sein können. Es tut mir leid." Ich atmete tief durch und schloss meine Augen kurz, bevor ich meinen Blick auf seine Augen fixtierte, entschlossen, nicht als Erster nachzugeben, schon gar nicht, bevor ich wusste, ob er mir verzeihen konnte. Er wich meinem Blick nicht aus und so konnte ich sehen, dass die Enttäuschung fast komplett gewichen war. Jetzt stand ihm etwas neues ins Gesicht geschrieben: Hoffnung und Ratlosigkeit. Wahrscheinlich diskutierte er gerade in seinem Kopf mit sich selbst, ob es besser wäre, mir zu verzeihen oder nicht. So wäre es mir zumindest gegangen. Er nickte nach einer Ewigkeit schließlich leicht und mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen. "Ich verzeihe dir, Zayn. Ich weiß, dass ich es sowieso nicht aushalten könnte, dir nicht zu verzeihen, weil ich dann mit dem Wissen leben müsste, dass ich dich hätte haben können und dich abgelehnt habe. Das heißt allerdings nicht, dass ich dir vertraue. Das musst du dir erst noch verdienen." Mein Herz klopfte bis zum Hals, als ich die nächste Frage stellte, denn es war die Frage, die ich ihm schon die ganze Zeit stellen wollte. "Gibst du mir diese Chance? Möchtest du mein Freund sein?" Ich zitterte so stark, wie ich noch nie gezittert hatte und biss mir auf die Lippe. "Ja. Du glaubst gar nicht, wie lange ich darauf gewartet habe, dass du mich das fragst!", sagte Liam freudestrahlend. In diesem Moment machte er mich zum glücklichsten Menschen auf der Welt.

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In den darauffolgenden Tagen war ich fast durchgehend bei Liam im Krankenhaus, bis er sich so weit erholt hatte, dass er mit uns nach Hause fliegen durfte. Ich hielt mitlerweile seine Hand und es fühlte sich so selbstverständlich an, als wäre seine Hand für meine gemacht und als hätte ich nie für diesen Moment kämpfen müssen. Ich war so glücklich und Liam schien es genauso zu gehen, dass keiner von uns über die Ereignisse sprach. Ich sprach nicht mehr darüber, dass er gesprungen war und er machte mir keine Vorwürfe. Alles schien wieder gut. Aber zu Hause gab es noch ein Problem zu lösen. Louis hatte immer noch Streit mit Harry und deswegen wollte Harry auch zuerst gar nicht mit uns zurückfliegen. Als er sich schließlich ganz plötzlich doch noch umentschied, fragte weder Liam noch ich nach dem Grund dafür, denn ich hatte das dumpfe Gefühl, dass Harry ihn uns erstens nicht verraten würde und zweitens, dass ich ihn gar nicht wissen wollte. Ich wollte nicht wissen, was Harry tat, um Louis dazu zu bringen, alles zu bereuen, was er getan hatte, aber ich hatte das Gefühl, dass sich hinterher beide würden entschuldigen müssen. Jetzt kam es nur darauf an, wie weit Harry zu gehen bereit war, um Louis so zu verletzen, wie der ihn verletzt hatte. Ich hoffte inständig, dass es nicht zu weit sein würde. Ich sprach aber auch darüber kaum mit Liam, meistens redeten wir sowieso nicht viel, sondern lagen nebeneinander und genossen das Gefühl, dass der andere einfach nur da war und dass man ihn nicht so schnell wieder verlieren würde. Ein paar Tage danach erfuhren wir, was Harry dazu bewogen hatte, mitzufliegen. Er stand mit Niall händchenhaltend vor meiner Haustür. Dafür hätte ich ihm am liebsten eine saftige Backpfeife gegeben, aber es war nicht meine Entscheidung. Vielleicht war es ja wirklich besser so. Ich hatte schließlich auch meine wahre Liebe gefunden, indem ich mich auf jemand neues eingelassen hatte, anstatt Louis hinterherzutrauern und nichts mehr zu unternehmen. Naja, mehr oder weniger jedenfalls. Ich wäre jedenfalls der Letzte, von dem Harry Beziehungsratschläge annehmen würde. Aber als ich sah, wie unglaublich zerbrochen Louis aussah, als er Harry mit Niall sah, hätte ich es am liebsten doch getan. Wie konnte man sich seine Beziehung nur so verbauen? Okay, meine war auch nicht leichter und das hatten wohl auch viele bei mir gedacht. Menschen machten nunmal Fehler.

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Da mir beim letzten Kapitel bis jetzt nur @Ziam_4ever_xx geantwortet hat (Danke!), gehe ich davon aus, dass ich jetzt einfach weiter so unregelmäßig updaten werde, wie bisher. Hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Freue mich wie immer über Reads, Votes und Kommis!

Just like a pill (Ziam FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt