~ Liam ~
Ich öffnete meine Augen und sah... nichts. Dunkelheit. Aber es ist nicht still, ich hörte Stimmen, die näher kamen. "...vielleicht auch noch geraucht?" Ich erinnerte mich an einen Typen, der mich geschlagen hatte und sofort spukte ein Name durch meinen Kopf. Zayn Malik. Aber er war es nicht, der mich geschlagen hatte. Es war... jemand anderes. Ich wusste keinen Namen. Aber das Gefühl, die Enttäuschung, als wäre es Zayn gewesen, blieb. Wieso hörte ich seine Stimme, wenn es doch nicht er war? Wo war ich und was tat ich hier? Ich lag auf dem Boden und hatte Schmerzen, nicht so heftig wie vor einiger Zeit, aber schon so, dass ich sie nicht ignorieren konnte und ein Aufstöhnen nicht verhindern konnte. Sofort war jemand bei mir und ich roch einen vertrauten Duft, der trotzdem nicht Zayns war. Meine Augen gewöhnten sich nach und nach an das wenige Licht und ich konnte Umrisse erkennen. Harry war es, der vor mir hockte und mich vorsichtig an der Schulter berührte. Ich versuchte, mich zu bewegen, aber es tat weh, als ich den Arm hob, um mir etwas nasses aus dem Gesicht zu wischen, das ich vorher anscheinend nur unbewusst bemerkt hatte und das jetzt an meinen Fingern klebte und auf meiner vom leichten Mondlicht schwach erleuchteten Haut leicht erkennbar. Also war es kein Wasser, denn das wäre durchsichtig. Ich roch daran, versuchte, mich von den Schmerzen abzulenken. Es war... Blut? Harry strich mir wieder über die Schulter und flüsterte: "Liam? Bitte sag was!" Ich legte meine Hand auf seine und flüsterte heiser zurück: "W-was ist passiert, Harry? Wo ist Zayn?" Er zog seine Hand weg und roch daran. "Liam, blutest du?", fragte er jetzt etwas lauter. ich nickte nur, obwohl er es im Dunkeln wahrscheinlich nicht sehen konnte. Er packte mich an meiner Taille, um mir beim Aufstehen zu helfen und ich keuchte vor Schmerz. "Er ist da drüben.", flüsterte er mir ins Ohr, bevor er sich neben Louis kniete, den ich erst jetzt bemerkte, weil er neben einem Busch lag, ein kleines Stück weit entfernt von mir. Ich drehte mich schließlich in die Richtung, in der ich Zayn vermutete und fand ihn. Erkennen konnte ich sein Gesicht nicht, da es im Schatten lag, aber seine Silhouette war erkennbar und neben ihm die eines großen Typen. Kannte er den? Und noch wichtiger: Kannte ich ihn? "Zayn?", fragte ich vorsichtig und stolperte ein paar Schritte auf ihn zu. "Liam.", sagte Zayn in einem Tonfall, der mich vermuten ließ, dass ich ihm gleichgültig war. Ich wusste, dass es nicht so war, zumindest sollte ich das wissen, aber seine Stimme klang so kalt, dass mir schon wieder Zweifel kamen. Er kam auf mich zu, aber seine Schritte waren nicht fließend, wie sonst, sondern sie wirkten abgehackt und steif. Mondlicht fiel auf sein Gesicht und ich erkannte, dass er weinte. Ein warmes Kribbeln machte sich in mir breit, das jedoch sofort wieder verschwand, als er einige Zentimeter vor mir stehen blieb und mein Gesicht musterte, auch wenn ich eben noch sicher war, er würde kommen und mich in den Arm nehmen.
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Vielleicht hatte ich mir das auch nur eingebildet, weil es das gewesen wäre, was ich von ihm gebraucht hätte und was ich in dieser Situation von ihm erwartet hätte, denn in den letzten Wochen hatte er immer genau das getan, was ich brauchte. War das alles nur gespielt? Ich hätte es wissen sollen, er war schon immer gut darin gewesen, andere Menschen zu verletzen, zumindest hatte er das bei mir unglaublich oft geschafft, bevor ich abgehauen war. Aber er war nicht mehr wie vorher. Er hatte sich doch geändert! Er hatte über seinen Stolz hinweggesehen und sich entschuldigt, mir gestanden, dass er mich liebte. Und ich liebte ihn doch auch, also wieso konnte ich nicht einfach vergessen und glücklich mit ihm sein? Wieso konnte ich nicht einfach Louis und Harry helfen und dann diesen ganzen Scheiß hier für immer hinter mir lassen? Ganz einfach. Weil ich ich war. Weil ich die Erinnerung an meine Vergangenheit für immer behalten würde, bis ich daran zerbrechen oder darüber hinwegkommen würde. Und obwohl es in den letzten Wochen wunderschön für mich geworden war, war ich eher auf dem Weg, daran zu zerbrechen, als darüber hinwegzukommen, wenn ich schon gleich wieder Zweifel bekam, sobald Zayn einmal nicht genau das Richtige tat. Menschen machten eben Fehler und ich war mir nicht sicher, ob ich mit diesem Gedanken Zayns Reaktion meinte oder meine Zweifel. "Liam, du blutest. Am besten, wir rufen einen Krankenwagen." Ich nickte. Er drehte sich um zu dem anderen Typen und sagte leise, aber gerade laut genug, damit ich es hören konnte: "Komm mit, wir müssen reden." Zuerst dachte ich, ich wäre gemeint, aber er drehte sich zu mir und sagte: "Ich rufe einen Krankenwagen, geh du so lange zu Harry und hilf ihm mit Louis." Verdammt, da stieg ein Gefühl in mir hoch, das ich nie so unglaublich stark empfunden hatte und von dem ich doch wusste, was es war: Eifersucht. Und sie tat mir gar nicht gut. Ich fühlte einen Kloß in meinem Hals und dachte, meinen Eingeweide würden sich verknoten. Mein Atem stockte mir und ich sank zu Boden. Was war nur mit mir los? Es gab Zeiten, da hatte ich mich ohne einen Mucks zu sagen schlagen und vergewaltigen lassen und jetzt brach ich zusammen, weil Zayn mit einem anderen Typen wegging? Ich war so unglaublich labil geworden. Vielleicht sollte ich Harry bitten, mich in eine Klinik einzuweisen. Wegen meines Suizidversuches sollte ich sowieso eigentlich zu einem Psychologen gehen, aber den Zettel mit der Adresse hatte ich verlegt und mich deswegen auch nicht wegen eines Termins bei ihm gemeldet. Ich biss mir heftig auf die Lippe, um nicht zu weinen und als sie begann, zu bluten, hoffte ich einfach, dass es zwischen dem ganzen anderen Blut nicht weiter auffallen würde. Sobald ich wieder zu Hause war, würde ich im Internet gleich nach einem Psychologen suchen. Ich brauchte Hilfe, soviel stand fest. Und die würde ich nicht bekommen, wenn ich hier noch länger herumstand.
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Zayn hatte mir gesagt, ich sollte zu Harry und Louis gehen, aber das wollte ich nicht, ich wollte allein sein und über alles nachdenken. Ich warf Zayn noch einen letzten Blick zu, dann drehte ich mich in Richtung Wald und lief an Harry und Louis vorbei, die sich um nichts anderes kümmerten, als sich selbst. Ich konnte es ihnen nicht verübeln, sie waren eben menschlich und ich hatte selbet schon eine Zeit erlebt, in der mein Leben am Abgrund zu stehen schien, also sollte ich jetzt nicht egoistisch sein und mir wünschen, sie würden mich bemerken, mich zurückholen und mir sagen, dass Zayn nicht so war, dass er nur Angst hatte, ich wünschte, sie würden mir meine Zweifel nehmen. Aber sie drehten sich nicht um, sie hörten meine Schritte nicht, als ich an ihnen vorbei ging. Und ich fühlte mich so allein wie noch nie in meinem Leben. Nicht mal kurz bevor ich gesprungen war, hatte ich mich so allein gefühlt. Ich zitterte stark und war kurz davor, wieder zusammen zu brechen, allein der Gedanke daran, dass es mir bald besser gehen würde, hielt mich auf den Beinen. Ich hatte Angst davor, allein zu sein. Große Angst. Und es tat gut, es sich einzugestehen, auch wenn es nicht half. Es war nur der erste Schritt, aber es machte mich leichter, zumindest fühlte ich mich so. Ich fühlte mich erleichtert. Mit diesem Gefühl konnte ich mich schließlich abwenden und durch den Park auf den Ausgang zugehen. Mit jedem Schritt, den ich mich von Zayn entfernte, wurde ich schneller, aber mit jedem Schritt wurde ich sicherer, dass etwas in mir fehlte. Er musste einen Teil meines Herzens haben. Natürlich. Das war es, was noch gefehlt hatte. Meine Schritte trugen mich bis zu meinem Haus und ich kramte in meiner Tasche nach meinem Schlüssel. Zuerst fand ich ihn nicht und ich befürchtete schon, der komische Typ hätte ihn mir geklaut, aber dann fand ich ihn doch. Ich schloss auf und wieder ab und hoffte, Zayn hätte vergessen, sich einen Schlüssel mitzunehmen, denn ich wollte ihn einfach nicht mehr sehen. Einfach mal Ruhe, dachte ich mir. Einfach mal entspannen, keine Ausreden für meine Schuld finden, einfach da sein und nichts tun. Nachdenken. Ich legte mich auf mein Bett und tat nichts. Die Stille wurde mit der Zeit erdrückend, also begann ich, mit mir selbst zu sprechen. "Ich liebe Zayn. Ich liebe ihn wirklich, aber etwas steht zwischen uns." Was konnte es nur sein? "Woher er wohl diesen Typen kannte? Vielleicht kann ich ihn später fragen." Stille antwortete mir, niemand war hier und niemand würde kommen. Da war es wieder, dieses Gefühl, diese Angst davor, für immer allein zu sein. "Nein. Ich bin nicht allein. Ich habe Harry. Und Louis. Ich habe Zayn. Vielleicht.", redete ich mir ein, aber ich bekomme keine Antwort, mein Kopf ist wie leergefegt und ich konzentriere mich auf meinen Atem. Ein und aus. Wieder ein und wieder aus. Ganz langsam. Ich konnte es nicht, es fühlte sich an, wie ich mir Ersticken vorstellte. Ganz langsam bekommt man keine Luft mehr, man denkt, gleich würde es wieder gehen, aber das tut es nicht und dann bekommt man Angst. Man bekommt Angst, dass es nie wieder gehen wird, denn man sieht nicht, wann es aufhören wird. Und es wird nicht aufhören, man ertrinkt ganz langsam, bei Bewusstsein und dann ist man... tot. Einfach weg. In einem schwarzen Tunnel mit einem Licht. Oder nicht? Vielleicht ja auch nicht. Vielleicht ist man einfach weg. Über den Tod habe ich schon oft nachgedacht. Aber wenn ich die Antwort habe, werde ich sie nicht mehr wollen. Nach und nach fielen mir die Augen zu und ich schlief ein.
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Sorry, dass es etwas gedauert hat. Hoffe es gefällt euch :D
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Just like a pill (Ziam FF)
Fanfiction"I swear, you're just like a pill, instead of making me better, you keep making me ill." Liam bekommt jeden Samstagabend Besuch von seinem Vergewaltiger Zayn Malik. Dem Jungen, den er liebt und deswegen nicht verpfeift. Dem Jungen, den er braucht. D...