Prolog

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Ich kann mich noch an meine Kindheit, beziehungsweise meine Jugend erinnern. Wie leichtfüßig man durchs Leben geht ohne je einen Gedanken daran zu verschwenden was andere von einem halten. Nicht, dass das das Leben bestimmen sollte was andere von einem denken, aber irgendwie hat es doch etwas mit unserem Verhalten zu tun. Vor allem wenn man dann auch noch in einem Ort wohnt, indem man beinahe jeden Einwohner mit Vor- und Nachnamen kennt. 

Ich habe in den letzten Jahren sehr viel erlebt und ich denke ich beginne genau dort, wo ich aufgehört hatte zu erzählen. Also passt gut auf.

Vor 10 Jahren machte Sam mir einen Heiratsantrag. Das war genau an dem Tag, als ich vom Krankenhaus entlassen wurde nach meiner Schussverletzung. Ich hatte "JA" gesagt und Sam war verständlicherweise überglücklich. Genauso wie ihr Vater. In den letzten 10 Jahren gab es so einige up's and down's wie man es eben so kennt. Aber im Großen und Ganzen haben wir unser Leben schön gestaltet. Sam ist mittlerweile 45 Jahre alt und ich bin inzwischen 35 Jahre. Nächstes Jahr hatte ich meinen 36. Geburtstag und ich wusste ehrlich gesagt nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Sam meinte zwar, dass das gar nichts ausmacht und dass sie mich nicht weniger lieben wird aber ich merke selbst wie schon gleich jeden Tag mehr kleine Fältchen zum Vorschein kamen. Vor 9 Jahren haben wir dann im Juni geheiratet. Es war der schönste Tag in unserem Leben. Sam's Vater hat uns das Anwesen einfach so überschrieben, ohne dass wir etwas bezahlen mussten. Damals war ich einfach nur sprachlos. Zuerst wollte ich dieses großartige Geschenk gar nicht annehmen. Aber Sam's Vater bestand drauf, dass er uns das Anwesen als Hochzeitsgeschenk schenken wollte. Und ablehnen konnten wir das einfach nicht. Also zogen wir fix ein und er kaufte sich ein eigenes kleinen Häuschen auf den Malediven. Er meinte, dass er für sein Leben schon genug gearbeitet und er sich seinen Ruhestand schon verdient hätte. Wir hatten natürlich nichts dagegen. Immerhin wollte er genauso, dass Sam glücklich war und genau das selbe wollten wir auch für ihn. Wir telefonierten einmal in der Woche mit ihm und berichteten ihm die brandheißen News, wie es Sam immer so lustig nannte. 

Sam arbeitete immer noch als Undercover Agent. Kaum vorstellbar wie wir uns kennen gelernt hatten. So verrückt wenn man darüber nachdachte. Aber ich war natürlich froh, sie kennen gelernt zu haben. Ich komme immer wieder von meinem ursprünglichen Plan ab, die letzten 10 Jahre nachzuerzählen. Also noch einmal. Vor 5 Jahren bekamen wir unseren Sohn. Sam und ich beschlossen, dass sie ihn "empfangen" wird. Also waren die neun Monate für mich so halbwegs in Ordnung wenn man bedenkt, dass mich meine Frau mehr als dreimal am Tag anfauchte. Sie verhungerte auch mehrmals täglich. Beinahe wie unser Kater "Mister Chaffield". Ja, unser Kater bekam diesen Namen, weil wie "die Nanny" mit Fran Drescher gerne angesehen haben. Um auf meine Frau zurück zu kommen. Wir nannten unseren Sohn "Jason". das war der erste Name, der uns beiden auf Anhieb gefiel. Jason kam also vor fünf Jahren mitten in der Nacht auf die Welt. Als der kleine Racker endlich da war, waren wir die glücklichsten Eltern im Universum. Er sieht genauso aus wie Sam. Er ist schlank, hat blaue Augen, hellbraune haare und er ist sehr penibel was seinen Kleidungsstil betrifft. Immer nur Jeans mit Hemd und einer modernen Jacke drüber. Sneakers glaube ich hat der Junge mittlerweile sein 20. Paar von seinem Großvater bekommen. 

Wenn ich so zurück denke bin ich ziemlich froh, dass unser Junge aus dem gröbsten heraußen sind. Brrr... da läuft es mir doch gleich kalt über den Rücken wenn ich zurück denke wie wir Nachts kaum Schlaf bekommen hatten. Das Geschrei und Gequengel. Ein weiteres Kind?! Danke, aber NEIN danke. Seit 2 Jahren ging ich nun arbeiten. Ich arbeitete in einer IT Firma. Ich hatte den Wunsch als Lehrerin an den Nagel gehängt, weil ich während des Studiums dann drauf gekommen war, dass mich die IT doch mehr interessierte. Vor allem vermisste ich Sam in der Uni. das Informatikstudium erwies sich als schwer aber war machbar. Ich schloss es sogar ziemlich gut ab. Ich arbeitete zwar nur Teilzeit, weil unser Kleiner noch in den Kindergarten ging und ich ihn Mittags abholen musste, aber das reichte vollkommen. Da Sam Vollzeit ging und ihr Beruf besser bezahlt war, kamen wir mit dem Geld gut aus. Mit meinen Eltern hatten wir seit einigen Jahren wieder Kontakt. Wie auch mit Sam's Vater telefonierten wir regelmäßig. Meine Schwester hat einen reichen Schnösel geheiratet nachdem sie mal kurz in die Szene des weißen Schnees eingetaucht war. Aber Sam und ich haben sie da wieder heraus geholt. In der Entzugsklinik hat sie dann ihren jetzigen Ehemann kennen gelernt. Er war dort Psychiater und betreute sie anscheinend etwas zu innig. Nein Spaß beiseite. Ich gönne ihnen ihr Glück und war glücklich, dass es allen gut ging. Mein Onkel wurde damals verhaftet und eingebuchtet. Anscheinend war er kein Fan von schwedischen Gardinen, denn als er einen Ausbruch plante, bekamen andere gefangene Wind davon und wollten auch etwas von dem saftigen Kuchen abhaben aber nachdem mein Onkel nicht teilen wollte, beschlossen die Insassen, dass auch er nichts davon bekommen würde. Kurzerhand haben sie ihn vergiftet. Leider kam dann jede Hilfe zu spät und er starb noch in seiner Zelle während er versucht hatte eine Nachricht an seinen Komplizen zu schreiben. Somit was das Thema Onkel auch erledigt. Gott sei Dank. 

Es war mittlerweile 11:15 Uhr und ich war heute etwas früher nach Hause gegangen weil es mir gesundheitlich nicht besonders gut ging und bevor ich in der Arbeit meine Bazillen verstreuen würde, bot mein Chef an, dass ich doch zu Hause bleiben solle bis es mir wieder besser ginge. Gesagt, getan. Wer würde das Angebot nicht annehmen?! Eben... niemand. Um 11:30 Uhr zog ich meine Jacke an, schnappte mir die Autoschlüssel meines neuen Golf und machte mich auf den Weg zum Kindergarten um Jason abzuholen. Mit einer angehenden Erkältung den langen Weg zum Kindergarten zu gehen kam für mich nicht in Frage. Also Auto. Mein Hals fühlte sich an als ob eine Maschendrahtzaun Kugel sich den Weg zu meinem Magen bahnen wollen würde, aber auf der halben Strecke stecken geblieben wäre. Jedes Mal wenn ich versuchte zu schlucken, kniff ich meine Augen zusammen um den Schmerz etwas besser wegzustecken. Manchmal war der Schmerz gar nicht so stark und manchmal hätte ich schreien können so weh tat schlucken. Männer würden jetzt  wieder ihren ober witzigen Spruch ablassen, dass sie etwas gegen Halsschmerzen hätten.... Wenn ihr versteht was ich meine.... *würg* *kotz*... wie erbärmlich das männliche Geschlecht doch manchmal ist. Obwohl man ja nicht wieder alle Männer in einen Topf hauen darf wegen Diskriminierung wärs gewesen. Na gut, wo war ich stehen geblieben? Achja genau... Als ich dann beim Kindergarten angekommen war, warteten bereits einige Eltern vor der Eingangstür. Ich gesellte mich zu ihnen dazu und begann ein Gespräch mit einer Mutter eines anderen Kindergartenkindes. Jason war mit ihrem Sohn ziemlich gut befreundet und wir unternahmen auch privat gelegentlich Ausflüge zusammen. Sie war allein erziehen, denn nachdem ihr damaliger Freund erfuhr, dass sie schwanger war, machte er sich über Nacht aus dem Staub. Sie gehörten schon fast zur Familie und waren immer willkommen. 

11:40 Uhr öffnete sich die Eingangstür und die ersten Kinder strömten ins Freie. Ich konnte meinen kleinen Racker bereits sehen. Zumindest ein Haarbüschel von ihm. Und dann kam er auch schon angelaufen. "Mami", schrie er lauthals und lief in meine Arme. Ich hob ihn in einem Schwung hoch und gab ihn einen Kuss auf die Wange zur Begrüßung. "NA, wie wars heute im Kindergarten", wollte ich neugierige Nase wieder wissen. "Super", kam es von ihm. Er erzählte mir, dass sie heute Geburtstag gefeiert hatten, weil ein Kind am Wochenende Geburtstag gehabt hätte. Es gab Kuchen, Luftballons und es wurde nur gespielt. "Das es Kuchen gab, hab ich mir schon gedacht", sagte ich an Jason gewandt und wischte mit einem Taschentuch und etwas Wasser aus einer Flasche seinen Mund ab. Ja, ich habe für solche Fälle immer etwas Wasser im Auto. Nicht so wie meine Mutter, die ihren Daumen in ihren Mund steckte und dann meinen dreckigen Mund mit ihrem Sabber säuberte. Ich denke mal, dass diese Situation jeder kennt. Einfach nur peinlich. Wir gingen zum Auto, ich öffnete Jason die hintere Tür des Autos und er kletterte auf seinen Sitz und schnallte sich an. Ich schloss seine Tür und stieg ebenfalls ins Auto. Auf der Heimfahrt drehten wir das Radio lauter weil ein Lieblingslied von Jason gespielt wurde und zwar "Outta Nowhere von Pitbull". Bei diesem Lied ging der kleine immer so ab. Schon als Kleinkind. Keine Ahnung warum aber es war einfach zu süß ihn dabei zu beobachten. Wir fuhren nach Hause und stellten das Auto in die Garage. Nach verlassen der Garage fiel uns auf, dass Sam's Auto bereits vor dem Haus stand. Normalerweise arbeitete sie bis zirka 17 Uhr aber es war ja erst 12 Uhr. Was machte sie schon zu Hause? "Ist Mama etwa schon zu Hause?", fragte mich der kleine. "Anscheinend, mein Spatz", gab ich ihm als Antwort und wir gingen zur Haustür und schlossen auf.

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