Kapitel 34

250 18 2
                                    


So, wieder mal ein neues Kapitel und ich hoffe, dass die Geschichte für euch noch nicht langweilig oder "ausgelutscht" ist?! Wäre mal super wenn mir jemand Feedback geben könnte obs so ist oder nicht :) Ihr wisst schon... Balsam für die Seele eben :D
Das liegt ja immer im Auge des Betrachters :)
Ich wünsche euch noch einen schönen Tag und bis bald!! xoxo :)
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------


Mit einem lauten klirren wurde unsere Schlafzimmertür von Sam zugeschlagen und obwohl ich wusste, dass das passieren würde, erschrak ich trotzdem. Seufzend nahm ich Sam's Glas und trank den restlichen Wein noch aus. Was war nur los mit ihr? Grübelnd saß ich am Rand der Sitzfläche der Couch und versuchte mir irgendwie einen Reim daraus zu machen. "Mary" war nicht mehr hier und Sam konnte auch nicht wieder Mary sein. Absurd. Aber dennoch war sie seit heute irgendwie anders. Allem Anschein nach wollte sie nicht mit mir darüber reden. Zwingen konnte ich sie auch nicht. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass wenn man zu etwas gezwungen wird, man sich nur umso mehr dagegen sträubt. Kurzerhand entschloss ich mich heute auf der Couch zu schlafen und Sam in Ruhe zu lassen. Also verräumte ich das Glas und die Weinflasche, schnappte mir eine flauschige Decke und machte es mir, nur in Unterwäsche bekleidet auf der Couch gemütlich. So gut es eben ging.

Mitten in der Nacht wurde ich durch einen lauten Knall und einem "verflucht" geweckt. Augenblicklich riss ich meine Augen auf und bemerkte, dass in der Küche Licht war. Langsam und leise schälte ich mich aus der Decke und erhob mich um mich leise in die Küche zu schleichen. Am Türrahmen lehnend beobachtete ich nun meine Frau wie sie am Boden hockte und etwas aufwischte. Ein kurzes Räuspern meinerseits lies meine Frau erschrocken in die Höhe schnellen. "Hab ich dich etwas geweckt?", flüsterte sie mir mit geröteten Augen entgegen. "Ich konnte nicht schlafen", log ich und bewegte mich auf Zehenspitzen in ihre Richtung um mir das "Massaker" anzusehen, was sie erfolglos versuchte zu beseitigen. "Tut mir leid", schniefte Sam nun und hockte sich wieder auf den Boden um die rötliche Flüssigkeit aufzuwischen. "Macht doch nichts. Ist ja nur Wein. Oder?", fragte ich etwas verunsichert. "Wein gemischt mit Blut. Hab mich mit den Scherben geschnitten", erklärte Sam mit erstickter Stimme. "Komm", forderte ich sie auf. "Setz dich hin. Ich mach das schon", wies ich sie an. Sam nickte stumm, hielt sich ein Taschentuch auf ihren Schnitt in der Handfläche und setzte sich auf einen Stuhl. Ich eilte in unsere Waschküche, holte einen Eimer mit Putzmittel und säuberte den Küchenboden. Die Scherben kehrte ich anschließend auf und entsorgte sie gleich in die Tonne, die hinter dem Haus stand. Als ich wieder in die Küche kam, saß Sam noch immer in derselben Position wie ich sie verlassen hatte. Das einzige was anders war, waren ihre Augen. Sie waren leer, emotionslos, rot und geschwollen. Langsam, bedacht sie nicht zu schrecken, ging ich auf sie zu und hockte mich vor sie hin. "Was raubt dir denn den Schlaf mein Liebling?", versuchte ich Sam liebevoll zum Reden zu bringen. Sie zuckte mit den Schultern und Tränen sammelten sich wieder in ihren Augen. "Rede doch mit mir", flehte ich sie schon direkt an und nahm ihre Hände in meine. "Ich..", setzte sie an, brach aber wieder ab und presste ihre Lippen aufeinander. Ihr Kinn zitterte. Es fiel ihr sichtlich schwer zu sprechen. Ich löste eine meiner Hände und griff berührte sanft ihr Kinn um ihren weggedrehten Kopf in meine Richtung zu drehen, damit ich in ihre wunderschönen Augen sehen konnte. Sam's Augen waren roter als Rot. Die Tränen, die sich darin gesammelt hatten machten es ihr schier unmöglich mich zu sehen. Wie ein wässriger Schleier hatten sie sich über ihre Pupillen gelegt. Sam blinzelte und nun flossen sie unaufhaltsam über ihre Wange hinab und tropften anschließend auf meine Hand, die ihre noch immer festhielt. 

"Möchtest du ins Bett gehen", versuchte ich sie mit beruhigender Stimme zu ermutigen mit mir ins Bett zu gehen. Sam nickte und erhob sich langsam. Noch immer ihre Hand in meiner haltend, machten wir uns auf den Weg nach oben in unser Schlafzimmer. Ich schloss die Tür und ließ Sam's Hand los. Langsam, schniefend und tief durchatmend krabbelte Sam aufs Bett und ließ sich lach hinten fallen. Ich gesellte mich zu ihr ins Bett, legte mich aber nicht hin, sondern blieb auf dem Bett sitzen und drehte meinte Körper so hin, dass ein Bein am Bett war und das andere auf dem Boden stand. Ein paar Sekunden beobachtete ich Sam und versuchte sie irgendwie zu verstehen, was mir aber nicht gelang. Also legte ich mich neben sie und drehte mich auf die Seite um sie ansehen zu können. Vorsichtig ergriff ich eine ihrer Hände und verschränkte unsere Finger miteinander. "Darf ich dich in den Arm nehmen?", fragte ich zaghaft und rechnete schon mit einem Kopfschütteln oder dergleichen. Aber Sam regte sich plötzlich und kuschelte sich in meinem Arm. Ihr Gesicht war in meiner Halsbeuge und ich konnte ihren warmen schnellen Atem auf meiner Haut spüren, was mir wiederum Gänsehaut bescherte. Ich merkte, dass Sam einen innerlichen Kampf mit sich austrug, denn ihre Schultern vibrierte und sie versuchte krampfhaft ihr Schluchzen zu unterdrücken. Aufmunternd streichelte ich ihren Rücken und küsste sanft ihren Scheitel. Sam schien diese Geste sehr zu berühren, denn auf einmal weinte sie laut und presste ihren Körper gegen den meinen. "Schhhht... Alles ist gut!", wollte ich sie beruhigen. "Wir sind für dich da. Du bist nicht alleine", hauchte ich ihre entgegen. Sam nickte und weinte bitterlich weiter. "Egal was gerade mit dir los ist", fing ich an. "Ich liebe dich und nichts und niemand wird das je ändern können!" Sam versuchte etwas zu antworten, wurde aber durch ihren Heulkrampf daran gehindert, was nur ein gurgeln hervorrief. Ich weiß nicht wie lange wir so da lagen. Wie lange ich sie versuchte mit Worten und Streicheleinheiten zu beruhigen. Eine Stunde? Zwei Stunden? Oder doch drei? Irgendwann beruhigte sie sich aber etwas und zog ihren Kopf zurück um mich anzusehen. Ich drehte meinen Kopf in ihre Richtung und gab ihr einen federleichten Kuss auf ihre Stirn. "Ich liebe dich so sehr, dass es weh tut!", flüsterte sie und küsste mich leicht auf den Mund. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen, was Sam schwach erwiderte. "Ich will dich ja nicht bedrängen", durchbrach ich unsere ruhige Zweisamkeit, "aber ich würde nur gerne wissen, was dich so traurig gemacht hat?" Sam holte tief Luft, sah mich eindringlich an und fing an mir zu erzählen was sie heute so aufgewühlt hatte. 

"In den Jahren, in denen ich nicht wusste wer und wo ich war", begann sie und ich wusste, dass es nicht leicht für sie war über diese Jahre zu sprechen. Traurigkeit übermannte mich und die Vorwürfe bahnten sich auch wieder einen Weg in den Vordergrund. "Nicht traurig sein", sagte Sam als sie merkte, dass sich meine Stimmung veränderte. Ich nickte stumm und ließ sie fortfahren. "In den Jahren, in denen ich nicht wusste wer oder wo ich war", wiederholte sie ihren bereits angefangenen Satz. "Wurde ich des öfteren vergewaltigt, geschlagen, misshandelt, ausgehungert und noch vieles mehr", begann sie zu erzählen und ihre Augen schweiften immer wieder durch den Raum. Es war ihr sichtlich unangenehm und sie hatte mir noch nie so genau erzählt was alles vorgefallen war. Es war neu für mich all das zu hören und es zerriss mir das Herz, dass meine Frau das alles durchmachen musste, während ich ein schönes Leben mit einer anderen hatte. Nie wieder konnte ich ihr diese verlorenen Jahre zurück holen. Auch wenn ich es wollte. Nie wieder. "Ich wurde oft unten rum gegen meinen Willen angefasst und dann nackt liegen gelassen. Und das heute, hinter dem Vorhang, hat mich wie ein Katapult wieder in diese Zeit zurück versetzt und all diese schrecklichen Gefühle kamen wieder in mir hoch.", versuchte sie sich zu erklären. Ich schluckte hart und der Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, wurde immer größer und drohte zu explodieren. Tränen bahnten sich in meinen Augen an. Ich versuchte sie weg zu blinzeln. Vergebens. Sie krochen wir kleine eklige Blutegel in die Freiheit und flossen still und mit schmerz getränkt meine Wangen hinunter. "Ich wusste selbst nicht was mit mir geschieht. Ich dachte mir, dass wenn ich etwas kühler zu dir bin, ich wieder in den Normalzustand kommen würde. Ich dachte mir, dass wenn ich eine gewisse Distanz zwischen uns bringe, ich all das wieder vergessen kann. Ich habe mich aber getäuscht. Ich habe mich über mich selbst geärgert und wollte meinen Kummer ertränken. Ich weiß, dass es falsch war nicht mit dir darüber zu reden, aber du hast so schon so viele Probleme und Sachen um die du dich kümmern musst!", flüsterte sie und wischte meine Tränen mit ihrem Daumen weg. "Ich werde immer für dich da sein und du weißt, dass du immer mit mir reden kannst. Egal wann, egal wo und egal wie. Ich hoffe das geht in deinen hübschen Kopf hinein?", flüsterte ich ebenso und versuchte meine Stimme zu kontrollieren, was nahe einem Heulkrampf nicht so einfach war. 



What is?! - Was passiert, wenns passiert is?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt