Kapitel 13

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Jess setzte sich, während sie anfing zu erzählen, auf den Couchtisch um mir gegenüber zu sitzen. Dabei hielt sie die ganze Zeit meine Hand. Sie fing mit den Worten "Du musst jetzt echt stark sein" an und ich versuchte wirklich stark zu sein. Ich wusste nur nicht, wie lange ich dem Drang einzubrechen standhalten konnte. Solange es ging würde ich durchhalten. Das schwor ich mir. "Also?", forderte ich Jess auf weiter zu erzählen. "Ok. Also Chris hat die Verschlüsselung der Mails geknackt.", fing sie an zu erzählen. Mit einem Blick signalisierte ich ihr, dass sie fortfahren sollte. Jess holte tief Luft und sprach weiter. "Er hat die Mails wie eben schon gesagt entschlüsselt und dabei sehr viel herausgefunden. Er meinte auch, dass er sie uns auf eine extra angelegte Mailadresse für uns schicken würde." 

"Wann schickt er sie?", fragte ich Jess und war froh, dass sich endlich etwas in die richtige Richtung tat. "Er meinte, dass er sie gleich schicken würde", antwortete mir Jess. "Hat er dir die Zugangsdaten für die Mailadresse gegeben?", hackte ich nach. "Ja hat er", sagte sie, stand auf, nahm mich an der Hand und führte mich zu meinem Laptop. Sie meldete sich bei dem Anbieter an und siehe da, es waren einige Mails von ihm im Posteingang. Wir setzten uns jeweils auf einen Stuhl und rückten ganz nah zum Laptop, sodass auch jeder von uns alles sehen konnte. In der ersten Mail von Chris war das Original verschlüsselte Mail und daneben das entschlüsselte. Viel stand nicht in dem Mail. Die vielen Zeichen waren teilweise nur Platzhalter gewesen. Aber was in dem Mail stand, war schon genug. Sie war von vor 10 Jahren an eine Mary Black. Schon wieder dieser Name. Wer war diese Mary? Warum konnte mir das niemand sagen? "Meg, alles ok?", riss mich Jess wieder mal aus meinen Gedanken. "Ja, geht schon", sagte ich und versuchte ihr mit einem lächeln zu  zeigen, dass es auch wirklich so war. 

Die Mail war von diesem Antonio Gella. Es war kein Betreff eingetragen aber im Textfeld stand "Es wurde alles nach Wunsch ausgeführt. Das Paket ist am Zielort angekommen und wird bereits ausgepackt." Mehr stand da nicht. "Welches Paket?", fragte ich stirnrunzelnd. "Wenn ich das wüsste", seufzte Jess. "Mal sehen ob in der zweiten Mail was informativeres steht", sagte sie und klickte die nächste Mail an. "Wie lange sollen wir das Paket behalten?". Diese Frage war genauso verwirrend wie der Inhalt der ersten Mail. Jess und ich schüttelten unsere Köpfe. Nächste Mail "Wir warten auf Anweisungen". Also waren es mehrere. Vielleicht eine Mafia Gang? War Sam in Drogengeschäfte verwickelt? Wie sich später rausstellen würde, wäre das noch das humanere gewesen. Leider. In der nächsten Mail stand nur ein Wort. "Kollateralschaden". Mehr stand nicht. "Meine Fresse. Was soll diese Scheiße?", fluchte Jess und wurde immer ungeduldiger. Ich merkte selbst, wie ich immer unruhiger wurde. Ich wollte endlich erfahren was das alles auf sich hatte. Aber mit diesen Mails hatte ich die Befürchtung, dass wir nicht weiterkommen würden. "Na gut, wir sehen uns trotzdem jede Mail an. Vielleicht finden wir ja trotzdem was", sagte Jess und stützte ihren Kopf auf ihrem Arm ab. 

Nächste Mail "Es wurden alle Informationen gelöscht. Der Käfig wurde aufgemacht." "What the FUCK", schrie Jess nun. Wir verstanden die Welt nicht mehr. Zuerst war von einem Paket die Rede und dann von einem Käfig? Ging es hier um Tierhandel oder was? Jess öffnete die nächste Mail. Wir hatten nur noch zwei vor uns und wenn wir in diesen zwei nichts finden würden, wäre all die Arbeit umsonst gewesen und Jess hätte ihren Gefallen umsonst bei Chris eingelöst. Ich legte all mein Hoffnung in diese letzten zwei Mails. Jess klickte die nächste Mail an. Doch diesmal stand etwas anderes als in den anderen drinnen. "Meister lässt fragen wann der Zeitpunkt kommt, an dem Black in die ewigen Jagdgründe kommt." "Welcher Black?", fragten Jess und ich gemeinsam. "Ich fürchte, dass in der letzten Mail auch nichts genaueres stehen wird", befürchtete ich. Jess öffnete die letzte Mail. Diese war komplett voll mit Sätzen. Anfangs fanden wir uns nicht zurecht. Aber nach einer Weile fanden wir heraus, dass diese Mail alle Fragen und die dazugehörigen Antworten von Sam enthielten. Jess und ich begannen zu lesen.

1. Mail: Antonio: "Es wurde alles nach Wunsch ausgeführt. Das Paket ist am Zielort angekommen und wird bereits ausgepackt." 

Samantha: "Sehr gut. Behandeln Sie sie gut. Ich brauche sie noch ein wenig."

2. Mail: Antonio: "Wie lange sollen wir das Paket behalten?" 

Samantha: "Solange bis ich Ihnen sage, dass Sie sie beseitigen sollen. Sie können ja versuchen sie zum Reden zu bringen. Ich denke da an Elektrizität. Denken Sie darüber nach."

3. Mail: Antonio: "Kollateralschaden" 

Samantha: "Ich hoffe, dass sie alle Informationen bekommen haben. Ansonsten wird es schwer in ihre Rolle zu schlüpfen. Ich muss mich heute mit ihr treffen, also würde ich es sehr begrüßen, wenn Sie mir alle Informationen sobald wie möglich schicken könnten."

 4. Mail: Antonio: "Es wurden alle Informationen gelöscht. Der Käfig wurde aufgemacht."

Samantha: "Das trifft sich gut. Tausch hat hervorragend geklappt. Behalten Sie sie aber im Auge. Nicht, dass Erinnerungen zurück kehren. Wir wollen doch nicht, dass ich in Bedrängnis gebracht werde.

5. Mail: Antonio: "Meister lässt fragen wann der Zeitpunkt kommt, an dem Black in die ewigen Jagdgründe kommt."

Samantha: "Warten Sie noch bis ich die Aufforderung bekomme. Solange kann es nicht mehr dauern. Bin in der nächsten Zeit nicht erreichbar. Muss auf Dienstreise. Bitte keine Mails mehr. Ich will nicht, dass Megan Wind davon bekommt. PS: Wenn ich wieder da bin, melde ich mich wieder bei Ihnen und teile Ihnen mit wann sie unsere ach so tolle Samantha in die ewigen Jagdgründe schicken können. Bis dahin.

Als Jess und ich alles gelesen hatten, saßen wir beide mit offenem Mund da. Niemand sagte auch nur ein Wort. Wir mussten das erst einmal verdauen. Nach einiger Zeit kam ich wieder zu mir und ließ mir alles noch einmal durch den Kopf gehen. "Oh mein Gott", schrie Jess plötzlich laut und hielt sich ihre Hand vor ihren Mund. Sie sah mich und den Bildschirm abwechselnd an und in ihren Augen bildeten sich Tränen. Ich stand irgendwie noch immer auf der Leitung. "Was ist? Ich blicke da gerade nicht durch.", sagte ich total erschöpft. "Sie hat Sam", brachte Jess raus bevor ihre Stimme erstickte und sie in Tränen ausbrach. "Wer hat Sam?", fragte ich total bescheuert. "Na sie!!", schrie Jess und zeigte mir das Selfie, dass mir Sam gestern geschickt hatte. "Jess... das IST Sam!", sagte ich zu ihr. "Nein!, nicht die richtige Sam!", versuchte mich Jess wach zu rütteln. "Wie meinst du das?", fragte ich und wurde etwas lauter weil ich einfach so auf der Leitung stand. "Meine Fresse Meg, die Sam die du jetzt 10 Jahre neben dir hattest, ist nicht die Sam die du kanntest. Das erklärt nun auch, warum sie dir oft so fremd vorkam und die Beobachtungen die du gemacht hattest, dass sie sich so ins negative verändert hatte, das ergibt jetzt alles Sinn. Verstehst du Meg?", versuchte Jess mir klar zu machen. Auf einmal fiel es mir wie Schuppen von den Augen. "Du meinst, dass die Sam, mit der ich jetzt 10 Jahre meines Lebens verbracht habe, die Mutter unseres Sohnes, nicht die Sam ist, die ich kennen gelernt habe?", fasste ich noch einmal alles zusammen. "Genau!", bestätigte Jess. Das war mir alles zu viel. Ich merkte noch wie mir schwarz vor Augen wurde und ab diesen Zeitpunkt bekam ich nichts mehr mit.

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