Kapitel 16

269 13 0
                                    


Jess und ich bestellten und mal wieder was beim Chinesen. Wir waren beide viel zu faul um etwas zu kochen. "Der Chinamann kann das viel besser als wir", sagte Jess und lachte. Ich musste trotz all dem Chaos das gerade um mich herum war auch mit lachen. Jess tat mir gut. Als Freundin halt. Sie ließ mich meine Sorgen und Ängste für kurze Zeit vergessen. "Ich würde sagen, dass wir heute mal ausgehen. Was sagst du dazu?", fragte mich Jess vorsichtig. Erst letztens hatte ich mich beschwert, dass ich schon lange nicht mehr ausgegangen war und heute bot mir Jess an, mit mir auszugehen. "Kannst du Gedankenlesen?", fragte ich sie und lächelte. "Wer weiß", sagte Jess und zwinkerte mir zu. Nachdem wir unser bestelltes Essen hinuntergewürgt hatten, zogen wir unsere Ausgehkleidung an. Also genaugenommen lieh sich Jess von mir Kleidung aus. Sie wollte nicht zu sich nach Hause fahren um ein Kleid zu holen. Zu sehr war sie um mich besorgt. Sie wollte mich nicht alleine lassen. Wir gingen in mein Schlafzimmer und öffneten den Kleiderschrank. "Was darf ich anziehen?", fragte mich Jess und wühlte regelrecht durch all meine Kleider. "Such dir einfach was aus", sagte ich zu ihr und lächelte sie an. "Das musst du mir nicht zweimal sagen", trällerte sie und wühlte weiter. Ich wusste schon genau was ich anziehen wollte. Ich hatte mir vor einigen Jahren ein Weinrotes Kleid, welches bis zu meinen Knien ging, gekauft. Dazu hatte ich die passenden High Heels. Als Schmuck nahm ich meine silberne Kette welche ich von Sam vor unserer Hochzeit bekommen hatte und legte sie mir um. Schminken wollte ich mich schon, aber nur dezent. Ich wollte ja nicht zu aufdringlich sein und vor Allem wollte ich meine Ruhe von den Männern haben. Eine zu gestylte Frau hatte nie Ruhe und ich wollte nur ausgehen. Einfach mal tanzen und Spaß haben. Mit Jess. Ich war soweit fertig. Jetzt musste Jess noch ins Bad um sich zu schminken. Sie hatte beschlossen mein blaues kurzes Kleid zu tragen. High Heels trug sie meine schwarzen. Zum Glück hatten wir dieselbe Schuhgröße. Ich wartete unten im Wohnzimmer darauf, dass Jess herunter kam und wir los konnten. Kurze Zeit später kam sie auch schon daher geklappert. "WOW!", platze es mir raus. Jess sah wirklich gut aus. Obwohl sie normalerweise nicht mein Typ Frau war, machte mein Herz trotzdem einen Sprung. Blau passte einfach perfekt zu ihr. "Wollen wir?", fragte sie als sie meinen Blick bemerkt hatte und lächelte. "Gerne. Ich freu mich schon", gab ich kleinlaut zu. "Ich mich auch. Das wird endlich mal wieder ein Mädelsabend nach meinem Geschmack", sagte sie und ging in Richtung Garderobe. Wir schnappten unsere Mäntel und fuhren mit ihrem Auto in die Stadt. "Wo wollen wir denn hin?", fragte Jess als wir endlich einen Parkplatz gefunden hatten. "Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht wo man hier ausgehen kann. Ich war seit gefühlt zehn Jahren nicht mehr aus", gestand ich ihr. "Ok. Dann gehen wir einfach drauf los und wenn uns ein Lokal anspricht, gehen wir hinein und lassen die Sau raus!", sprudelte es nur so aus Jess. Ich schüttelte meinen Kopf, wandte mich lachend zu ihr und sagte: "Weißt du, dein Satz wäre schön gewesen, wenn du ihn nicht mit Sau raus lassen verdorben hättest". Jess boxte mich in den Oberarm, zuckte mit ihren Schultern und meinte, während sie ausstieg "Du kennst mich doch Meg!". Wir gingen ewig umher und suchten nach einem Lokal. Leider waren viele Lokale geschlossen, was der Mangel an Personal ausmachte. Heutzutage war es eben schwer gutes und langlebiges Personal zu finden. Selbst in unserer Firma war das schwer laut unseres Chefs. Nach einer halben Stunde standen wir vor einer Disco aus der gedämpfter Bass und Musik drang. "Hier gehen wir rein", sagte Jess und schob mich in Richtung Eingang. Ich ließ es geschehen. Ein Security beäugte uns kurz, schritt dann zur Seite und machte uns die Tür auf. Wir gingen hinein, einen schmalen Gang entlang. Die Musik und der Bass wurde immer lauter und intensiver. Jess hatte bereits begonnen sich zum Bass zu bewegen und ich lachte sie aus. Mit einem "Hey, was denn du Spießerin!", boxte sie mich weiter hinein, bis wir an der Garderobe angekommen waren. Wir gaben unsere Mäntel ab und bekamen unsere Marke mit jeweils einer Zahl drauf damit wir sie wieder zurück bekommen wenn wir die Disco verlassen würden. Drinnen war die Hölle los. Menschen tanzten, Musik dröhnte, Bass ließ den Boden vibrieren. Jess zog mich gleich zur Bar und drängte mich durch die Menschenmenge. Ein Junger Mann, ich schätzte ihn auf zirka 20 Jahren fühlte sich wohl auf den Schlipps getreten und maulte uns mit "Hey! Ich war zuerst da!", an. Als er sich zu uns drehte, vergrößerten sich seine Augen und er schluckte hart. "Oh, wenn ich gewusst hätte welch reizende Damen mich da anrempeln, hätte ich nicht so reagiert. Was wollt ihr denn trinken?", schrie er uns zu, weil die Musik jede Minute lauter wurde. Zumindest kam mir das so vor. Bevor ich dem Typen eine Abfuhr erteilen konnte, schrie Jess schon "Für mich bitte einen Tequila Sunrise und für sie einen Gin Tonic, bitte". Ich rempelte Jess an. Als sie zu mir sah, bekam sie einen bösen Blick von mir. "Was denn?" schrie sie in mein Ohr. "Sei doch froh. So sparen wir Geld!". Ich wollte einen spaßigen Abend mit Jess und keine Typen die mir einen Drink nach dem anderen spendierten, weil sie sich etwas von dem Abend erhofften. Kurze Zeit später kam der Typ auch schon mit unseren Getränken. Er teilte sie aus und wir stoßen an. "Cheers", schrie er und kippte seinen Drink auf ex hinunter. Gerade als er sich einen neuen Drink holen wollte, zerrte ich Jess von diesem Platz weg und suchte für uns einen Platz. An der Bar war die Hölle los. Also sahen wir uns bei den Tischen um. "Ich befürchte, dass wir heute nur Stehplätze bekommen", schrie Jess mir ins Ohr. Ich seufzte und schrie "kann schon sein" zurück. Sie spielten gerade einen Remix von "It's my life" von Bon Jovie. "Komm, lass uns tanzen", schrie Jess und zerrte mich quer durch den Club auf die Tanzfläche. Anfangs fiel es mir schwer mich fallen zu lassen. Aber nach einigen Drinks wurde es immer leichter. Gegen Mitternacht war der Höhepunkt erreicht. Der Club war so voll, dass man ewig anstehen musste um alleine schon auf die Toilette zu kommen. Jess wollte einmal auf die Toilette und kam erst nach einer halben Stunde wieder zurück, weil so viele Mädels anstanden.

Schön langsam aber sicher spürte ich die Wirkung des Alkohols. Meine Beine fingen auf einmal an von selbst zu gehen. So sehr ich mich auch bemühte, ich konnte keinen geraden Schritt mehr gehen. Jess ging es nicht besser. Im Gegenteil, sie stolperte nur noch vor sich hin. "Sollen wir an die frische Luft gehen?", schlug ich Jess vor, als sie fast auf den Knien landete. Sie nickte nur und hing sich bei mir ein um nicht wieder hin zu fallen. Die frische Luft tat uns beiden gut. Jess wurde wieder etwas nüchterner und ich genoss einfach die Ruhe. "Ich denke wir sollten schön langsam nach Hause gehen.", nuschelte sie. "Ich rufe uns ein Taxi. Wir lassen dein Auto stehen und holen es morgen ab", beschloss ich und wählte die Nummer eines Taxiunternehmens. Kurze Zeit später saßen wir auch schon in einem Taxi auf dem Weg nach Hause. Jess hatte ihren Kopf auf meine Schulter gelegt und war kurz davor einzuschlafen, als das Taxi anhielt. "Wir sind da", sagte der Taxifahrer freundlich. Ich gab ihm das Geld und zerrte die halb schlafende Jess aus dem Taxi. "Was ist denn?", grummelte sie vor sich hin als ich sie stützte. "Wir sind zu Hause. Komm, geh weiter. Dann kannst du dich ins Bett legen", sagte ich und drängte Jess zum Eingang. Nach einer gefühlten Ewigkeit lagen wir im Bett. Jess schlief im Gästezimmer. Sie war sofort eingeschlafen. Ich habe ihr nur die High Heels ausgezogen. Das Kleid ließ ich ihr an. Erstens um morgen ein unangenehmes Gespräch zu vermeiden und zweitens, weil ich selbst schon fast im stehen eingeschlafen wäre. Ich knipste das Licht aus und schlief auch sofort ein. Was für ein Tag.

What is?! - Was passiert, wenns passiert is?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt