Kapitel 45 - Meg's Sicht

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Meg's Sicht:

Mit zitternden Händen öffnete ich also die Nachrichten und Übelkeit kroch meine Kehle hoch. "Und? Was schreibt sie?", fragte Jess ungeniert und übereifrig. "Warte doch", murrte ich und fing an an den Anfang der Nachrichten zu scrollen. "Also", begann ich und las schon mal die erste Nachricht, die ich von Sam erhalten hatte. 

Sam 17:40 Uhr: Megan, bitte heb ab.
Sam 17:41 Uhr: Heb ab... bitte...
Sam 17:45 Uhr: Meg...

Mittlerweile war es schon 19 Uhr und es waren noch einige Nachrichten gefolgt.

Sam 17:59 Uhr: Wir müssen doch mal wieder miteinander reden... Bitte heb doch mal ab!
Sam 18:05 Uhr: Meg, ich liebe dich! Bitte!
Sam 18:14 Uhr: Du verhältst dich wirklich schlimmer als Jason!!! Ich laufe dir nicht mehr nach! Melde dich wenn du wieder klar im Kopf bist!!!

Nun hatte ich es mit meinem Verhalten geschafft. Sie war sauer. Ich verstand mein Verhalten genauso wenig wie sie es tat. Alles sträubte sich in mir ihr zu Antworten, aber ich musste Antworten. Nur was? <<Keine Zeit?>> Wohl eher nicht. Das war auch bescheuert. "Was überlegst du?", riss mich Jess's Stimme aus meinem inneren Monolog. "Was ich schreiben soll", murmelte ich und Jess schien dann auch zu überlegen. "Wie wäre es, wenn du dir was mit ihr ausmachst und ihr euch auf neutralem Boden trefft?", schlug Jess vor und so schlecht fand ich ihren Vorschlag gar nicht. Also fing ich an zu tippen und las Jess das Endresultat vor.

<<Ich 19:11 Uhr: Tut mir leid, mein Akku war leer.>>, log ich, damit ich etwas aus dem Schneider war. "Man bist du feige", kommentierte Jess amüsiert und grinste bis über beide Ohren. Ich tat ihr Verhalten nur mit einem Augenverdrehen ab und tippte weiter. 

<<Ich 19:12 Uhr: Wie wäre es, wenn wir uns auf neutralem Boden treffen? Dann können wir reden.>>, schlug ich Sam nun vor und hoffte, dass sie meinen Vorschlag annehmen würde. Kurze Zeit später war Sam auch schon online und meine Hacken verwandelten sich von Grau zu Blau. "Sam schreibt", informierte ich Jess. Diese nickte und trank wieder von ihrem Bier. 

<<Sam 19:14 Uhr: und wo?>>, war alles was sie schrieb. "Und wo", richtete ich nun Sam's Frage an Jess. Diese überlegte nicht lange und platzte dann mit einem "na hier!", raus. "Hier? Bist du sicher?", fragte ich nach und wartete auf eine Bestätigung. "Klar, du schreibst mir dann einfach wenn sie wieder weg ist, nicht dass sie denkt, dass wir da unter einer Decke stecken", grinste sie verschwörerisch. "Das wird sie sowieso denken, wenn ich ihr deine Adresse sende", lachte ich und antwortete Sam.

<<Ich 19:16 Uhr: Bei Jess zu Hause. Ich schicke dir ihre Adresse>>

<<Sam 19:16 Uhr: Die brauche ich nicht. Ich weiß wo. Ich will aber mit dir alleine sprechen!!>>, schrieb sie und ich wusste, dass ihr das gar nicht passte, dass wir uns in Jess's Wohnung trafen. Ich unterrichtete Jess von Sam's Antwort, welche sie ungemein zu unterhalten schien, denn sie lachte laut auf. "Keine Sorge. Ich will nicht dabei sein", kicherte sie und zwinkerte mir zu. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen nach oben. "Wir wissen doch alle wie das Enden wird", grinste sie und leckte über ihre Oberlippe. "Du bist echt so versaut", erwiderte ich und bezweifelte, dass es auf das hinauslaufen würde. Nachdem ich nichts mehr an Sam geschrieben hatte, kam von ihr eine Nachricht, wo lediglich "Wann", stand. 

<<Ich 19:20 Uhr: Abend?>>
<<Sam 19:21 Uhr: Wann genau...>>
<<Ich 19:21 Uhr: 19 Uhr>>
<<Sam 19:21 Uhr: Ok>>, war alles was sie zuletzt geschrieben hatte und war danach auch schon wieder offline. 

"Na das kann ja was werden", seufzte ich und trank einen großen Schluck. "Positiv denken", versuchte mich Jess aufzumuntern und zu ermutigen. Mit einem "hm", winkte ich ab und zündete mir nun meine erste Zigarette an diesem Tag an. "Den Glimmstängel werden wir beide wohl nicht mehr los", lachte Jess und zündete sich ebenfalls eine an. "Never", stimmte ich in ihr Lachen ein. "Ja dann solltest du wohl bald mal ins Bett, damit du für morgen fit bist!", sagte Jess und hörte sich wie meine Mutter an. "Wir treffen uns erst um 19 Uhr", protestierte ich und lief schnell in die Wohnung, um noch zwei Flaschen Bier zu holen. Mit den zwei Flaschen lief ich dann wieder auf den Balkon und meinte dann amüsiert zu Jess, "Ich hab noch gar nicht ausgetrunken", was Jess in schallendes Gelächter ausbrechen ließ. "Gewifft bist du ja, das hat Jason bestimmt von dir!", stellte sie fest und ihr Lachen verringerte sich nun zu einem Kichern. "So wirds wohl sein", kicherte ich und leerte die Flasche bis zur Hälfte. Jess und ich saßen noch bis 23 Uhr auf dem Balkon und redeten endlich über Gott und die Welt. Mit keinem einzigen Wort erwähnte sie nun Sam, was mir auch nur so Recht war. Als wir dann auf dem Weg ins Bett waren, sagte Jess noch, dass ich mir was schönes anziehen sollte und dass ich mich ruhig bei den Kleidern die sie besaß bedienen konnte. Dankend verabschiedete ich mich von ihr und ging dann zu Bett. Die Nacht verging wie im Fluge, denn als ich wach wurde, war es bereits 11 Uhr. Als ich aufstand und mir, noch immer in den Schlafklamotten bekleidete, einen Kaffee machte, fiel mir wieder ein, dass ich mich heute, hier in dieser Wohnung mit Sam treffen würde. Augenblicklich wurde mir kotzübel und Nervosität stieg in mir hoch. "Ich muss noch zusammenräumen", schrie ich auf und raufte mir meine Haare, als ich sah, dass die Wohnung unordentlich war. Was sollte Sam da von mir denken? Sie war immer so pingelig und würde das sicher nicht gut heißen. Obwohl, das war ja die Wohnung von Jess und wenn sie ihre Wohnung so haben wollte, dann hatte mir das egal zu sein. Also beschloss ich nur die Alkoholflaschen verschwinden zu lassen und das Gröbste zusammen zu räumen. Mittlerweile war es schon 14 Uhr. Ich hatte noch 5 Stunden Zeit um mich frisch zu machen und eine Kleinigkeit zu essen. Vom Hunger getrieben durchforstete ich die Vorratskammer von Jess und fand schlussendlich Nudel, die ich kochte und mir einfach Tomatensauce drüber kippte. Genüsslich aß ich die Hälfte und stellte den Rest in den Kühlschrank, dass Jess spät Abends auch noch etwas zu Essen hatte. Als ich den Abwasch getätigt hatte, kramte ich aus Jess's Kleiderschrank ein schöneres Shirt, eine schwarze enganliegende Hose und hautfarbene Nylon Socken. Mit den Klamotten bewaffnet, ging ich ins Bad um mich zu duschen, damit ich auch wirklich "frisch" war. Ich stellte das Wasser auf mittlere Temperatur und genoss einfach das herabprasselnde warme Wasser. Ich weiß nicht wie lange ich unter dem Wasserstrahl stand. Ich vergaß die Zeit. Nach gefühlt 5 Minuten läutete mein Wecker, den ich mir gerichtet hatte, damit mir noch genug Zeit blieb um meine Haare zu föhnen und mich zu schminken. "Schade", seufzte ich als mein Handy den nervtötenden Ton abspielte und stieg aus der Dusche. Insgesamt brauchte ich über eine Stunde, bis ich nun fertig war und Tip Top vor dem Spiegel im Bad stand. Ich stützte meine Hände auf dem Waschbecken ab und betrachtete mein Gesicht im Spiegel. Das Alter ging auch an mir nicht spurlos vorbei. Mittlerweile hatte ich Falten auf der Stirn, die man aber nur sehen konnte, wenn ich meine Stirn hochzog. Um meine Augen hatten sich auch schon kleine feine Lachfalten angesiedelt die, wenn ich lachte herumzutanzen schienen. Ob Sam mein Alterungsprozess auch auffiel? Sie sah noch immer so wunderschön aus wie eh und je. Natürlich, hatte sie auch Falten bekommen, aber ich fand, dass sie diese Falten noch attraktiver machten. Für mich jedenfalls und diese Attraktivität schien auch diesem Marc zu gefallen, denn sonst würde er nicht so um sie herum schwänzeln wie ein erregter Hund. Noch immer vor dem Spiegel stehend grübelte ich darüber nach, was ich mit ihr reden sollte beziehungsweise wie ich mich verhalten sollte. "Jetzt ist es bald soweit", erzählte ich nun meinem Spiegelbild und die sonst verborgenen Sorgenfalten auf meiner Stirn zeichneten sich deutlich ab. Es war nun kurz vor 19 Uhr, aber von Sam war noch keine Spur. Vielleicht würde sie gar nicht kommen, weil sie es sich anders überlegt hatte. Vielleicht hatte sie einen Unfall? Augenblicklich machte sich Unruhe in mir breit, als ich daran dachte, dass ihr etwas passiert sein könnte. "Jetzt werd nicht verrückt", ermahnte ich mich selbst und ging in die Küche, um schon mal die Rotweinflasche zu dekantieren. Die zwei Rotweingläser stellte ich schon mal auf den Tisch und schüttete Snacks in eine Glasschüssel. Warum machte es mich so nervös mich mit Sam zu "treffen". Immerhin waren wir schon lange zusammen und kannten uns eigentlich in- und auswendig. Kurz nach 19 Uhr, als ich gerade dabei war eine weitere Rotweinflasche bereitzustellen, klingelte es an der Wohnungstür. Sie war da. Sie ist wirklich gekommen. Nervös und mit zittrigen Händen stellte ich die Flasche ab und ging zur Wohnungstür. Doch bevor ich sie öffnete, atmete ich noch einmal tief durch, drückte die Türklinke runter und öffnete die Tür. 

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