Kapitel 3

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Am nächsten Morgen  wurde ich von Kindergetrampel geweckt. Ich war total erschrocken und lag mit rasendem Herzen und schneller Atmung im Bett. Die Nacht war alles andere als gut gewesen. Andauernd rollte ich mich von einer Seite zur anderen und konnte fast die ganze Nacht kein Auge zu tun. So sehr beschäftigte mich die Auseinandersetzung von gestern. Ich kam einfach auf keinen grünen Zweig und versuchte Sam's Reaktion zu verstehen. Aber so sehr ich mich auch bemühte es von ihrer Seite zu sehen, gelang es mir nicht. Ich war noch immer wütend auf sie und wollte sie heute morgen gar nicht sehen. Also beschloss ich noch liegen zu bleiben. Ich würde dann so gegen 7 Uhr aufstehen und Jason für den Kindergarten fertig machen. Ich musste ja heute eh nicht in die Arbeit weil ich ja jetzt nur drei Tage die Woche arbeiten ging. Fünf Tage wären einfach perfekt. Vor allem, weil ich dann noch besser in die Programmierung einsteigen könnte. Ich wollte schon immer, soweit ich mich eben erinnern kann mit Programmen herumzaubern. In der IT bist du ja bei kleinsten Lösungen in der Familie schon ein Gott. Selbst wenn es nur damit zu tun hat, dass sich der Laptop auf einmal nicht mehr starten ließ. Aber genau das war es, was mir eben so viel Spaß machte. Und genau diesen Spaß versuchte Sam mit aller macht zu unterdrücken.

Ich schnappte mir den Wecker der auf dem Nachtschränkchen stand um die Uhrzei zu checken. 6:34 Uhr. Ich musste erst in 11 Minuten aufstehen und mich fertig machen. Ich hörte wie Jason in seinem Zimmer wütete. Das kann ja wieder heiter werden. In seinem Zimmer siehts nach fünf Minuten schon aus wie wenn eine Bombe eingeschlagen hätte. Und wer räumt es wieder auf? Natürlich ich und nicht Sam. Sam ist ja VOLLZEIT in der Arbeit und genießt ihr Leben in vollen Zügen. Sie hat alles was man nur haben will. Eine Frau, ein Kind, ein Auto, ein Haus. Einfach die perfekte herzeige Familie. Sie war mit dem so wies jetzt war glücklich. Ich jedoch nicht, weil ich so eingeschränkt war. Mein verdientes Geld reichte grad mal um Lebensmittel einzukaufen. Mit 450€ kommt man auch nicht weit. Sam hockte auf ihrem Geld wie eine Glucke. Wenn unser Sohn mal Geld brauchte für die Bastel Utensilien im Kindergarten, war das schon immer ein Kampf, weil Sam nicht einsah, dass sie für sowas auch noch Geld zahlen sollte. Immerhin würde sie ja schon den Kindergarten bezahlen und das es nun mal ein Privat Kindergarten war, konnte man sich ja denken, dass er auch mit höheren Kosten verbunden war als ein "normaler" Kindergarten. Wenns nach mir gegangen wäre, würde Jason jetzt in einen öffentlichen Kindergarten ohne die ganzen Schnösel Kinder gehen und hätte mehr Freunde. Denn in diesem Kindergarten bist du nur jemand, wenn du ein Mindesteinkommen von 4.000€ im Monat hast. Und das Netto. Aber das war eben Sam's Wunsch und ich bin nun mal der Typ Frau, der seiner Frau jeden Wunsch erfüllen möchte. Was man von Sam in den letzten Jahren nicht behaupten kann.

Total in Gedanken versunken, klopfte es an der Zimmertür. "Ja?", fragte ich. Die Tür öffnete sich und Sam stand in der halb geöffneten Tür. "Bequemst du dich jetzt mal aus deiner Komfortzone und kümmerst dich um unseren Sohn?", fragte mich Sam sichtlich verärgert. Ich seufzte, schlug die Decke beiseite, setzte mich an den Matratzenrand und sah Sam an. "Können wir in Ruhe wegen dem von gestern reden?", fragte ich Sam mit einer etwas zu schüchternen Stimme. "Nein können wir nicht. Ich muss in die Arbeit und für mich gibt es da nichts mehr zu bereden.", kam es kalt von Sam. Sie drehte sich um, verdrehte die Augen und klackerte mit ihren High Heels davon. Sie ließ mich einfach so sitzen. Ich konnte spüren wie meine Wut ins unermessliche stieg. Es war zum verzweifeln. Nichts desto trotz stand ich auf, ging ins Bad um mich für den Tag fertig zu machen. Nach zirka 10 Minuten war ich dann auch schon fertig und ging die Treppen hinunter in die Küche, wo Jason auch schon auf einem Stuhl saß und genüsslich seine Milch mit Cornflakes aß. Von Sam war keine Spur. Also ging ich zur Kaffeemaschine und ließ mir einen schwarzen starken Kaffee runter. "Den Brauch ich heute", murmelte ich in mich hinein. "Was hast du gesagt, Mami?", fragte mich mein Kleiner. "Ich habe gesagt, dass ich mich schon darauf freue, wenn du heute wieder zu Hause bist mein Schatz", log ich Jason an. Eltern machen das. Nur um ihre Kinder nicht beunruhigen zu müssen. Das haben meine Eltern bei mir und meiner Schwester bestimmt auch gemacht. Ich nahm die heiße Tasse und setzte mich auf den Stuhl neben Jason. Ich blies etwas in die Tasse, weil er heute extrem heiß war wie mir vorkam. Ich sah zu Jason auf und genoss den Anblick wie genüsslich er seine Cornflakes aß. "Wo ist Mama?", wollte ich von ihm wissen. "Sie war eben noch da", schmatzte er. Nach einiges Sekunden hörte ich Sam's geklacker von den High Heels auch schon immer näher kommen. Mein Herz begann wieder zu rasen. Aber ich wollte mir nichts anmerken lassen und trank einen Schluck von meinem heißen Kaffee. Sam kam in die Küche und ging ebenfalls zur Kaffeemaschine um sich einen Kaffee herunter zu lassen. Während die Kaffeemaschine voll im Gange war, kam sie in unsere Richtung. Ich wusste nicht ob und was ich zu ihr sagen sollte. Ich war noch zu wütend auf sie und da würde bestimmt wieder das falsche aus meinem vorlauten Mund kommen. Also beschloss ich nichts zu sagen und trank wieder meinen Kaffee. Sie ging zu Jason und gab ihm einen Kuss auf den Scheitel. Ich sah ihr dabei zu, als sie aufsah und mich mit einem verächtlichen Blick bestrafte. Ihr Kaffee war fertig. Also ging sie um ihn zu holen. Danach setzte sie sich gegenüber von mir und schickte mir wieder einen kalten Blick zu, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. "Ist irgendwas?", wollte Jason wissen. Ehe ich ein Wort sagen konnte, gab ich Sam schon eine Antwort und versicherte ihm, dass alles in bester Ordnung sei. Von wegen, dachte ich mir und trank wieder von meinem Kaffee. "Wie lange arbeitest du heute?", fragte ich Sam ohne sie eines Blickes zu würdigen. "Das weiß ich nicht.", gab Sam monoton von sich. Immer wieder schenkte sie unserem Sohn ein warmes Lächeln aber ich bekam nur pure Verachtung von ihr. In mir kochte es. Bald würde das Fass über laufen und dann würde es für sie kein Entkommen mehr geben. Ich habe mir in meiner Jugend eines geschworen und zwar, dass ich mich nie wieder wie scheiße behandeln lassen würde. Und das was Sam momentan tat, war alles andere als komfortabel für mich. Sie blies auch in ihre Tasse. Anscheinend war ihr Kaffee genauso heiß wie meiner. Aber sie ließ es sich nicht anmerken. "Möchtest du heute etwas bestimmtes zu essen". Ich wollte Jason zu Liebe so tun als ob alles wie immer wäre. "Mir egal, was du machst. Hauptsache nichts ekelhaftes", sagte Sam und grinste mich mit einem falschen lächeln an und klimperte mit ihren Wimpern. "Aha", gab ich jetzt gleichgültig von mir. Ich wollte diesen Tag noch abwarten. Vielleicht ändert sich ja noch ihre Meinung und vor allem ihre Stimmung in eine positivere während des Tages. "So!", sagte Sam und stand auf. "Ich mach mich jetzt auf in die Arbeit. Ich wünsche dir einen schönen Tag im Kindergarten, Jason", sagte Sam und gab Jason einen Kuss auf die Wange. Mich sah Sam nur mit einem gleichgültigen Blick an, drehte sich am Platz um, stellte ihre Tasse in die Spüle und verließ die Küche. Einige Minuten war es mucksmäuschenstill bis ich die Haustür in schloss fallen hörte. Kurze Zeit später konnte man auch den Auspuff ihres Autos hören und weg war sie. Ohne einen Kuss oder irgend etwas war sie einfach gegangen. So eiskalt war sie noch nie gewesen. Zu mir zumindest nicht. Was noch komischer war als es ohnehin schon war. "So, mein Schatz. Iss deine restlichen Flakes noch auf und dann machen wir uns auch auf den Weg in den Kindergarten", sagte ich zu Jason, nahm meine Tasse, stand auf und ging genauso wie zuvor Sam zur Spüle. Ich wusch schnell die zwei Tassen von uns ab und wartete darauf, dass mir Jason sein Schälchen auch brachte.  In wenigen Minuten war er fertig, brachte mir sein Schälchen und machte sich auf den Weg in den Flur um sich seine Cars Schuhe anzuziehen. Ich wusch sein Schälchen noch ab und ging dann ebenfalls in den Flur um mir meine Schuhe anzuziehen. Die ganze Zeit konnte ich an nichts anderes denken als an das Angebot meines Chefs und Sam's Reaktion. Ich hatte keinen Plan wie ich ihr das doch noch schmackhaft machen konnte. Aber irgend etwas musste mir einfallen. Immerhin ging es dabei ja auch um meine Zukunft. Jason und ich verließen das Haus und gingen zur Garage. Wir stiegen in meinen Golf und ich fuhr Jason in den Kindergarten. Dort angekommen, sahen wir, dass bereits mehrere Eltern schon da waren und darauf warteten, dass die Helferin endlich die Tür aufschloss. Manche Eltern sahen schon etwas genervt aus und wippten die ganze Zeit hin und her. Jason gab mir seine Hand und wir gingen zu den anderen um zu warten. Kurze Zeit später öffnete die Helferin die Tür und konnte sich erstmal von den genervten Eltern eine Standpauke anhörten. Sie hätten alle schon Stress und sie solle doch in Zukunft früher aufsperren. All diese Sachen warfen sie der armen an den Kopf. Als mein Kleiner und ich dabei waren in den Kindergarten zu gehen, warf ich der Helferin einen herzlichen Blick zu, gab ihr die Hand und begrüßte sie mit einem warmen "Guten Morgen". Jason flitzte zu seinem Platz, streifte seine Cars Schuhe ab und schlüpfte in seine Cars Pantoffel. Ja, er war ein absoluter Cars Fan. Seitdem wir uns den Film mit ihm im Kino angesehen hatten, hörte man nur Cars, Cars, Cars von ihm. Egal wer in fragte was er sich denn zu Weihnachten oder zum Geburtstag wünschte, es kam immer "Cars" von ihm. Also war es nicht schwer meinen Kleinen eine Freude zu machen. Selbst über einen Lolly mit einem Cars Charakter drauf war er schon der glücklichste Junge auf der Welt. Manchmal beneidete ich ihn für seine Unbeschwertheit. Aber dann fiel mir wieder ein was noch alles vor ihm lag und dann war ich auch wieder froh, dass ich das alles schon hinter mir hatte. Ich verabschiedete mich von Jason und verließ den Kindergarten. Auf dem Weg zum Auto, fiel mir ein, dass ich noch in die Stadt musste um Kaffeebohnen und Lebensmittel zu kaufen. Also stieg ich in mein Auto, ließ den Motor an und fuhr in die Stadt. Ich suchte mir einen Parkplatz, bezahlte das Parkticket und machte mich zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt. Heute war eine Menge los in der Einkaufsstraße. Ein Geschäft nach dem anderen öffnete seine Pforten und Menschen liefen, gingen, fuhren mit dem Rad kreuz und quer der Straße entlang. Gedankenverloren marschierte ich bei dem Geschäft vorbei und kam zu einer Konditorei. Ich kopfte mir mit dem Handballen gegen die Stirn, seufzte und wollte gerade wieder umdrehen, als mein Blick, warum auch immer zu dem Schaufenster der Konditorei fiel. Ich staunte nicht schlecht, als ich an einem Tisch eine Frau sitzen sah und ihr gegenüber eine zweite Frau. Auf genaueres Hinsehen, sah ich, dass es sich bei der zweiten Frau um Sam handelte. "Von wegen du musst in die Arbeit und weißt nicht wie lange es dauert", murmelte ich vor mich hin. Ich überlegte kurz ob ich hineinstürmen und Sam eine Szene machen sollte. Ich entschied mich aber dann dagegen. Bevor ich aber wieder in die richtige Richtung ging, beobachtete ich die beiden noch einige Zeit lang. Sie wirkten sehr vertraut auf mich. Immer wieder berührten sie sich und sie lächelten sich an. Ich weiß, dass das nichts bedeuten muss. Aber Wie gesagt. Seit einiger Zeit war Sam eben so komisch und da kann es schon mal sein, dass eine andere Frau in ihr Leben getreten war. Was aber nicht erklären würde, warum sie mich nicht mehr Arbeiten ließ. Mein Herz schmerzte sehr und ich war den Tränen nahe. "Reiß dich zusammen", ermahnte ich mich selbst. Richtete mich wieder auf und ging in den Lebensmittelladen um alles einzukaufen. Nach dem Einkauf, gerade als ich das Auto wieder starten wollte, klingelte mein Handy. Ich nahm es aus meiner Jackentasche und sah auf dem Display Sam's Namen. Ich rang mit mir selbst ob ich abheben sollte oder nicht. Was wenn es wichtig wäre? Passiert konnte in der kurzen Zeit ja nichts sein. Außer, dass sie sich mit ihrem teuren Kaffee bekleckert hätte. Also beschloss ich nicht dran zu gehen. Ich schob das Handy wieder in meine Jackentasche, ließ den Motor an, schaltete den Radio auf volle Lautstärke und raste in Richtung zu Hause. Dort angekommen, parkte ich mein Auto wieder in die Garage, schleppte den Einkauf ins Haus und verstaute ihn in die Regale und in den Kühlschrank. Jetzt war meine Zeit gekommen. Meine Ruhezeit. Zeit für mich alleine. Diese Zeit nutzte ich immer um die Wäsche zu machen, zu backen oder sonst irgendwelche hausfräulichen Arbeiten zu leisten. Heute aber beschloss ich nichts zu machen. Soll Sam mal sehen, was man den ganzen Tag so machen muss. Sie ist ja der Auffassung, dass ich nur halb so wenig arbeite wie sie. Dabei vergisst sie, dass ich mich um das Haus, den Garten um das Essen und um unseren Sohn kümmern musste. "In Zukunft wird das alles anders ablaufen", beschloss ich auf der Couch sitzend. "Ich setzte mich jetzt durch. Egal was sie sagt und wenn sie meint, sie muss bocken, dann soll sie", hielt ich meine innere Rede. Ich überlegte was ich heute machen wolle und beschloss, dass es mal wieder Zeit für eine Maniküre wäre. Also ging ich ins Bad, sammelte all meine Sachen für meine Nägel zusammen und machte mich auf den Weg in das Arbeitszimmer. Dort waren all meine Geräte aufgestellt damit ich meine Acrylnägel selbst machen konnte. "Das dauert bestimmt vier Stunden und wenn ich fertig bin, hole ich Jason wieder vom Kindergarten ab", schmiedete ich meinen Plan.


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Hey Leudieees, ja bin wieder mal produktiv und ich hoffe euch gefällts und ihr lest den zweiten Teil genauso gerne wie den ersten. :) Wünsch euch noch eine schöne Zeit. Bis bald. Eure Only xoxoxo :)

What is?! - Was passiert, wenns passiert is?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt