Kapitel 38

233 15 0
                                    


Wütend ging ich durch den ganzen Dreck zu meinem Weinglas, trank es in einem aus, füllte das Glas nun ganz bis zum Rand mit Wein und kippte es mir wieder in Einem runter. Sam stand nun wieder bei den Arbeitern und von ihrer Wut mir gegenüber war nun keine Spur mehr, denn sie lachte und redete in einem fort. Einer der Arbeiter war wirklich nicht von schlechten Eltern und schien sich auch prächtig mit Sam zu unterhalten. Eifersucht bahnte sich an und ich umklammerte das Weinglas so fest, dass es plötzlich in meiner Hand zersprang und die Glasscherben in der Spüle lagen. "Wunderbar!", schrie ich nun das zerbrochene Weinglas an und versuchte die Scherben aus der Spüle zu holen, ohne mich zu schneiden, was mir aber nicht gelang, weil ein großer Schnitt meine Handinnenseite zierte und stark blutete. Etwas angeheitert ging ich zum Verbands-schrank und holte mir den Desinfektionsspray raus um die klaffende Wunde zu desinfizieren. "Verdammter Scheißdreck!", fluchte ich, als ich mir den Spray drauf sprühte und es einfach nur brannte als ob meine Hand gleich abfallen würde. Ich hörte ein Klimpern in der Küche und einen Küchenschrank wie er zugemacht wurde, während ich im Bad im Erdgeschoss war und mir meine Hand so gut es ging zu verbinden versuchte. Plötzlich hörte ich immer näher kommende Schritte. Es hörte sich so an, als ob jemand Barfuß durch unser Haus laufen würde und kurze Zeit später stand auch schon Sam hinter mir und seufzte "Hab ich mich also doch nicht verhört". Ich ignorierte sie und wollte ihr keine Genugtuung geben. Sie kam auf mich zu und nahm den Verband in ihre Hand um ihn mir herum zu wickeln.

Wortlos vollendete sie ihr Werk und ließ mich wieder alleine im Bad stehen, was mir auch mehr als Recht war. Ich weiß, dass ich übertrieben hatte mit meiner Aktion und ich weiß auch, dass ich mir den Wein zu schnell runter geschüttet hatte. Ich kam mir wie ein trotziges Kind vor, dass nicht das bekam, was es wollte. Wie sollte ich mich Sam und vor Allem Jason gegenüber verhalten? Ich hatte Jason zu Unrecht angeschrien und das war mir sehr wohl bewusst. Ich musste das wieder gerade biegen. Schon alleine wegen unseres Sohnes. Also verräumte ich das Verbandszeug, warf einen Blick in den Spiegel und erschrak mich selbst bei meinem Anblick. Meine Augen waren Rot und das war auf den Alkohol zurück zu führen. Ich drehte den Wasserhahn auf und erfrischte mit kaltem Wasser mein Gesicht. Das kalte Wasser auf meiner heißen Haut tat gut und sofort fühlte ich mich frischer. Ich verließ das Bad wieder und ging in den ersten Stock ins Schlafzimmer, um mir bequemere Klamotten anzuziehen. Als ich vor dem Schrank stand, schweifte mein Blick aus dem Fenster und ich sah, dass Sam wieder bei diesem Arbeiter stand und augenblicklich war ich wieder mit Eifersucht gefüllt. Was wollte der Typ von ihr? Warum lachte sie so komisch? Irgendwie erinnerte es mich an unsere Anfangszeit, als wir noch so richtig verliebt waren und einfach alles lustig und schön war. Mittlerweile waren wir zwar schon noch verliebt, aber aus der Verliebtheit wurde eben Liebe und auch ein gewisser Alltag zierte unser beider Leben. Man sollte immer an der Beziehung arbeiten. Das war mir durchaus bewusst, aber was sollte ich jetzt tun? Ich hatte es wieder mal verbockt und hatte Sam mit meiner trotzigen Reaktion verärgert. Sie meinte es ja nur gut und wollte Jason und mir alles ermöglichen. Durch ihre Arbeit war es ihr oft verwehrt bei uns zu sein, weil sie mittlerweile auch Nachtdienste zu absolvieren hatte. Also nutzte sie ihre freien Tage, um mit Jason etwas zu unternehmen, damit sie nichts mit ihm verpasste. Nachdenklich kramte ich mir eine zerrissene Boyfriend Jeans und ein oversize-Shirt aus dem Schrank und wechselte schnell die Klamotten. Vorsichtshalber sah ich nochmal aus dem Fenster um sicherzugehen, dass der Arbeiter wieder vom Sam abgelassen hatte, was aber allem Anschein nicht so war. Im Gegenteil. Sie standen noch enger beieinander und als er über ihren Oberarm strich riss mir beinahe der Faden. "So nicht Freundchen!", knirschte ich wütend und giftete ihn mit meinem Blick an, was aber nichts brachte, weil ich im ersten Stock hinter dem Fenster und einem Vorhang stand und das Geschehen nur beobachten konnte. Sam schmiss ihren Kopf zurück und lachte herzlich auf. Anscheinend war der Arbeiter ja ein richtiger Witzbold. Drecksack! Lass meine Frau in Ruhe und geh deiner Arbeit wieder nach! Hässlich war er wirklich nicht. Er war groß, muskulös und hatte schwarze kurze Haare, soweit ich das von dem Fenster aus beurteilen konnte. Schnellen Schrittes ging ich wieder ins Erdgeschoss, schnappte mir meine Gummistiefel, ging auf die Terrasse, zog mir die Stiefel an und machte mich auf den Weg zu Jason, der auf einem großen Erdhügel saß und mit seinem kleinen Bagger herum baggerte.

"Schatz?", fragte ich ihn und er blickte auf und sah mich eingeschüchtert an. "Es tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe. Ich meinte das nicht so. Entschuldige bitte!", sagte ich mit liebevoller Miene. Ich meinte es wirklich so und hoffte, dass er mir verzeihen würde. Ein einfaches "OK", kam von Jason und er erhob sich und sprang zu mir in meine ausgebreiteten Arme. Ich knuddelte ihn und übersäte ihn mit tausende Küsse, was ihn quietschen und lachen ließ. "Ich habe doch OK gesagt", lachte er weiter und klammerte sich so fest an mich, dass ich ihn nicht mal mehr einen Zentimeter von mir weg bekam. "Marc ist wirklich cool", sagte er auf einmal und zeigte auf den vermeintlichen Arbeiter, der noch immer seinen "Spaß" mit Sam hatte. "Marc also?", knirschte ich und versuchte Jason nichts von meiner Eifersucht spüren zu lassen. "Mama mag ihn auch", sagte er aufgeregt und seine Augen blitzen auf. "Hab ich etwas verpasst?", dachte ich mir und Wut übermannte mich schon wieder. Ich ließ Jason wieder auf den Boden, damit er auf seinen "kleinen" Erdhügel klettern konnte. Ich wusste nicht wie ich mich jetzt verhalten sollte, ohne dass es wieder zwischen Sam und mir eskalierte. Also beschloss ich zu den Beiden zu gehen und ihn, wenn auch gegen meinen Willen, zu begrüßen. "Hallo!", sagte ich laut, als ich bei ihnen angekommen war, stellte mich neben Sam und legte einen Arm um sie, damit er gleich mal wusste, wo sein Platz war. Revier markieren kann ich! "Oh hallo", kam es freundlich von ihm und er streckte mir seine Hand zur Begrüßung entgegen. Wiederwillig schlug ich sozusagen ein und lächelte ihn mit einem aufgesetzten Lächeln an. "Du musst wohl die Ehefrau sein?", hackte er nach und lächelte. "Ja muss ich wohl", kam es falsch lächelnd von mir und erntete dafür von Sam einen Todesblick. Ich sah ihn zwar nicht, aber ich spürte ihn auf mir brennen, was ich jedoch zu ignorieren versuchte. "Wie lange seid ihr denn schon verheiratet?", fragte dieser Marc schon wieder nach. "Eine für mich noch sehr kurze Zeit", antwortete Sam mit einem Tonfall, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ und Marc anscheinend dazu veranlasste weitere Fragen zu stellen. Cool lehnte er sich auf seine dreckige Schaufel und sah immer wieder zu Sam. "Und eine Beziehung zwischen zwei Frauen läuft gut?", hackte er nach und ein dreckiges Grinsen schlich sich in sein Gesicht. Verwirrt sah ich ihn an und wusste nicht, was er damit bezwecken sollte. Sam schien es genauso zu gehen, denn sie fragte neugierig nach. "Wie meinst du das?" "Naja", fing er an. "Vermisst ihr da keinen MANN", sagte er verführerisch und nun wussten wir beide was er meinte. "Typisch Mann", kam es lachend von Sam. Ich hingegen fand das gar nicht zum lachen. Das Männer immer dachten, dass nur SIE eine Frau befriedigen konnten. Immer schwanzgesteuert denken. "Wenn ihr wollt, kann ich ja mal "behilflich" sein!", bot er uns ernsthaft an und setzte "behilflich" mit seinen Fingern unter Gänsefüsschen. "Wohlkaum", kam es nun ernst von mir, was mir einen Stoß in meine Seite von Sam einfing. "Er meint es doch nur lustig", sagte Sam ernst an mich gewandt. "Oder?", fragte sie nun diesen Mistkerl Marc. Dieser grinste nur wieder dreckig und ließ uns verwirrt stehen. "Was war das denn?", fragte ich Sam und diese zuckte nur mit ihren Schultern. "Du solltest deinen Rausch ausschlafen. Dich riecht man schon aus 10 Kilometer Entfernung!", kam es ernst von Sam und ließ von mir ab. Geknickt machte ich mich wieder auf den Weg ins Haus. Nicht mal mein Auto konnte ich in die Garage stellen, weil ich dafür echt zu angetrunken war. "Scheiß Tag!", brummte ich auf den Weg, zog meine Stiefel aus, verräumte sie wieder und schmiss mich auf die Couch um einen Film anzusehen. Ich weiß nicht wie lange ich geschlafen hatte, aber als ich wach wurde, war es mittlerweile schon dunkel und der Himmel war gefüllt mir abertausende Sternen. 




What is?! - Was passiert, wenns passiert is?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt