Kapitel 55 - Sam's Sicht

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Sam's Sicht:

Die Nacht verging wie im Fluge. Dean schlief die komplette Nacht durch. Nicht einmal war er wach gewesen. Er war anscheinend genauso erledigt, wie ich es war. Wir brauchten Ruhe und Zeit, um die Strapazen zu vergessen. Meine Nacht war nicht ganz so ruhig wie Dean's aber alles in Allem war sie erholsam. Ich spürte noch die Strapazen der echt anstrengendsten Stunden meines Lebens, als ich mich mal zur Seite drehte um durch die Glasscheibe von Dean's Bettchen sehen zu können. Irgendwann musste ich wieder eingenickt sein, denn früh Morgens kam dann schon eine Schwester in unser Zimmer, stellte mir Frühstück hin, checkte Dean und erkundigte sich danach leisen wie es mir denn gehen würde.

"Mir geht es gut", antwortete ich, als sie mein Klemmbrett vom Ende des Bettes in ihre Hände nahm und meine Körpertemperatur aufschrieb, nachdem das Fieberthermometer gepiepst hatte. "Der kleine Mann sieht doch sehr entspannt aus", flüsterte die Schwester und grinste mich an. Ich lächelte und sah zu meinem kleinen schlafenden Wonneproppen. "Scheint so".

Die Schwester schob das Klemmbrett wieder in die dafür vorgesehene Halterung, wünschte mir guten Appetit, machte mich dann noch auf den heißen Kaffee aufmerksam und verließ dann leise das Zimmer. Schmunzelnd setzte ich mich auf und nahm das Kännchen, aus dem der heiße Dampf des Kaffees empor stieg. Langsam goss ich mir die heiße Brühe in meine Tasse und stellte das Kännchen wieder auf das Tablett. Gerade als ich einen Schluck nehmen wollte, find Dean an zu quengeln. "Hast du auch Hunger?", stellte ich eher mir die Frage als ihm. Wäre ja toll wenn er bereits antworten könnte. Ich ließ ihn noch etwas wacher werden und trank in der Zwischenzeit ein paar Schlucke von der heißen Brühe. Die Schwester hatte nicht übertrieben mit ihrer Warnung. Der Kaffee war echt brennheiß. Dean's weinen wurde jetzt immer lauter und er bewegte sich ruckartig. Sein Kinn zitterte schon weil er so bitterlich weinte. Also streckte ich meine arme aus, zog das Bettchen weiter zu mir und stand dann langsam auf. Mein Unterkörper schmerzte etwas und ich musste die Zähne zusammenbeißen um nicht einen Laut zu verlieren. 

Mit den Worten "Na komm her mein kleiner Engel", hob ich Dean's Decke auf und legte sie zur Seite. Meine Hände gruben sich sanft unter seinen kleinen Körper und ich hob ihn langsam hoch. Eine Hand hielt sein Köpfchen und die anderen klammerte sich um seinen kleinen Körper. Ich ging einen Schritt zurück und setzte mich auf das Bett. Ich zog mein Shirt hoch und versuchte den kleinen das zu geben, wonach er so herzzerreißend schrie. Anfangs hatte ich Probleme damit ihn richtig anzulegen. Doch nach ein paar Sekunden hatten wir auch schon die richtige Position und der kleine trank genüsslich und atmete bei jedem Schluck den er machte so stark aus, als ob er auf einen Berg klettern würde. "Na du hast aber Hunger", sagte ich kichernd und gab ihm einen sanften Kuss auf seine Wange. Bis zum Ende des stillens wurden die  Schmerzen immer erträglicher. Als wir mit dem ersten Gang fertig waren, nahm ich Dean hoch und legte ihn sozusagen auf meine Schulter. Ich klopfte sanft auf seinen Rücken und wartete gespannt, ob er das erhoffte Bäuerchen machte. Kurze Zeit später war es auch schon soweit und er war bereit für den zweiten Gang. Als er so friedlich dalag und genüsslich trank, nahm ich mein Handy und checkte meine Nachrichten. Ich hatte gehofft, eine Nachricht von Meg erhalten zu haben. Aber dem war nicht so. Sie war gestern zuletzt online gewesen, als sie noch bei mir im Krankenhaus war. "Wo treibt sich denn deine Mom nur rum?", stellte ich wieder Dean die Frage und wurde nachdenklich. Der Kleine schien mein Unbehagen zu spüren und wurde ganz ruhig. Während er trank hielt er mit mir Augenkontakt und ich streichelte über sein kleines Köpfchen. Ich war stolz auf mich, stolz auf uns. Auf Meg und mich, dass wir all das was wir erlebt und durchlebt haben so meisterhaft gemeistert hatten. Dean war in den letzten fünf Minuten eingeschlafen und genoss einfach nur die Wärme die von mir ausging. Angekuschelt lag er da und es schmerzte mich, ihn aus dieser warmen Wohlfühlzone zu entreißen. Nach 20 Minuten nahm ich Dean dann hoch und legte ihn wie zuvor auf meine Schulter um sein Bäuerchen abzuwarten. Ich versuchte aufzustehen um ein paar Schritte mit ihm auf der Schulter zu gehen. Anfangs schmerzte mein Unterleib noch etwas. Aber nach einigen Minuten wurde der Schmerz immer leichter und erträglicher. Als wir so hin und her gingen, klopfte es an der Zimmertür. "Herein", kam es von mir und ich erwartete, dass es Meg war. Aber als sich die Tür öffnete, machte sich Enttäuschung in mir breit. Es war mein Behandelnder Frauenarzt der das Zimmer betrat. "Guten Morgen, na... wie geht es uns denn heute?", kam es freundlich von dem Arzt. Er ging auf mich zu und begutachtete das kleine tiefschlafende Häufchen auf meiner Schulter. "Er scheint sich wohlzufühlen", sagte der Arzt und lächelte mich an. Ich lächelte nur und war mit meinen Gedanken bei Meg und Jason. "Wissen Sie schon, wann ich nach Hause gehen kann?", fragte ich den Arzt und wippte ein wenig auf und ab. "Wenn alles so stabil bleibt wie es jetzt ist, dann würde ich sagen, dass Sie morgen zu Ihren Lieben nach Hause gehen können". 

"Das wäre sehr schön", antwortete ich und lächelte meinen Sohn an. "Hast du gehört? Morgen können wir nach Hause und dann lernst du deinen großen Bruder kennen". Dean bekam das natürlich alles gar nicht mit. Aber mir half es, mit ihm darüber zu sprechen. "Wenn Ihre Frau heute zu Besuch kommt, können Sie ihr ja gleich diese guten Neuigkeiten mitteilen", meinte der Arzt als er das Zimmer wieder verließ. "Wenn sie sich endlich meldet, ja", murmelte ich in mich hinein und schon war der Arzt auch verschwunden. Ich legte Dean in sein Bettchen und nahm mein Handy in die Hand. Ich entsperrte es und wählte Meg's Nummer. Es klingelte dreimal, bis sich ihre mir allzu bekannte Stimme meldete. "Hey hier ist Meg. Ich bin gerade nicht erreichbar. Sprecht mir doch auf das Band und ich melde mich sobald wie möglich", kam es von ihrer Mailbox. Seufzend scrollte ich mein Telefonbuch weiter durch, bis Jess's Name aufschien. Zögerlich drückte ich auf den Namen, sodass mir ihre Nummer angezeigt wurde. Ich musste wissen was mit meiner Frau war und Jess war wahrscheinlich die einzige Person, die mir diese Frage beantworten könnte. Also drückte ich auf ihre Nummer und legte das Handy an mein Ohr. Nach ein paar Sekunden kam dann auch schon der allbekannte Ton. Es klingelte und klingelte aber niemand ging ans Telefon. Kurz bevor ich auflegen wollte, meldete sich dann die Stimme von Jess. "Hi Samantha", kam es von Jess. "Hi Jess, entschuldige meinen frühen Anruf aber ich mache mir Sorgen um Meg. Weißt du wo sie ist?", brabbelte ich gleich drauf los. Ich war froh, dass Jess ans Handy gegangen war. Obwohl sie nicht zu meinen engsten Freunden zählte, war auf sie doch immer Verlass. "Sie müsste zu Hause sein?", kam es eher als Frage von Jess. "Sie geht nicht ans Handy und das ist normalerweise gar nicht ihre Art", sagte ich und seufzte. Ich hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. "Wenn du möchtest fahre ich zu euch nach Hause und sehe nach, ob alles ok ist?", fragte mich Jess. "Das würde mich sehr beruhigen", sagte ich und war erleichtert, dass Jess mir dieses Angebot machte. "Klar mache ich das. Ich melde mich bei dir sobald ich etwas weiß", sagte Jess. Ich bedankte mich noch einmal bei ihr und dann beendeten wir das Gespräch. Hoffentlich war nichts passiert. Hoffentlich ging es ihr und Jason gut. Innere Unruhe machte sich wieder breit. Ich musste versuchen mich etwas abzulenken und läutete nach einer Schwester. Kurze Zeit später war diese auch schon in meinem Zimmer und erkundigte sich was ich denn brauchen würde. Ich sagte ihr, dass ich mich gerne duschen würde und fragte sie, ob sie meinen Sohn in das Neugeborenen-Zimmer bringen könnte. Die Schwester nickte ging zum Bettchen indem Dean lag und schob das Bettchen vor sich aus dem Zimmer. Das Geräusch der sich schließenden Tür signalisierte mir, dass ich nun alleine war. Jetzt hatte ich etwas Zeit um mich zu kultivieren und mir den ganzen Stress von meinem Körper zu waschen. 

Ich ging zum Schrank in dem meine Tasche mit all meinen Kleidungsstücken war und holte mir frische Wäsche. Seufzend ging ich ins Bad, machte das Licht an und zog mir die Kleidung aus. Ich stellte das Wasser in der Dusche an und wartete, bis warmes Wasser aus der Leitung kam. Ich weiß nicht wie lange ich in der Dusche stand und das warme Wasser einfach auf mich herab prasseln ließ. Es schien wie eine Ewigkeit. Ich genoss die Wärme. Ich genoss das gut riechende Duschgel auf meiner Haut und beobachtete wie die Blasen des Gel's meinen Körper hinab glitten und dann im Abfluss verschwanden. Meine Gedanken kreisten wieder in meinem Kopf. Sie nahmen wieder die Überhand und ich dachte an Meg. Ob Jess bereits wusste was los war? Vielleicht sollte ich mich abtrocknen und mein Handy checken. Vielleicht hatte sich Jess ja bereits gemeldet? Ich stellte mich nocheinmal komplett unter den weichen Wasserstrahl, legte meinen Kopf in den Nacken und schloss meine Augen. Langsam atmete ich aus und hob meinen Kopf wieder an. Ich stellte das Wasser ab und öffnete die Schiebetür der Dusche. Kalte Luft strömte nun in die Kabine und umspielte meinen Körper wie ein Seidentuch, welches sich um einen Körper schlang. Gänsehaut bildete sich und meine kleinen Härchen an den Armen stellten sich auf und rauften sich um einen Stehplatz. Ich hob mein rechtes Bein, machte einen Schritt auf das Tuch, welches ich vor die Dusche gelegt hatte und stellte mich darauf. Mit dem Badetuch trocknete ich mich ab und zog meine frische Wäsche an. Meine Haare hatte ich mit einem Handtuch abgetrocknet und zu einem Dutt zusammengebunden. Hier war es egal wie man aussah. So ungestylt würde ich natürlich nie außer Haus gehen aber hier war es eben egal wie man aussah. Ich ging zu meinem Bett, setzte mich an den Rand der Matratze und nahm mein Handy. Vielleicht hatte ich ja schon eine Nachricht von Jess. Ich drückte auf die Seitentaste und das Display erhellte. Tatsächlich war eine Nachricht von Jess auf meinem Handy. Nervosität machte sich in mir breit. Irgendwie hatte ich Angst die Nachricht zu öffnen. Ich schloss die Augen, atmete einmal tief durch und drückte auf das Nachrichtensymbol. Die Nachricht ploppte auf und ich begann zu lesen. 


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