Es ist immer das Gleiche in meinem Leben. Ich habe immer noch Hoffnung, dass es irgendwann einmal anders ist, aber bis jetzt war es nicht so. Immer wenn ich etwas so möchte, dann werden mir in irgendeiner Weise Hoffnungen gemacht, dass ich es bekommen könnte und am Ende bekomme ich gar nichts. Es war so, als ich meinen ersten Kuss hatte. Ich dachte, vielleicht wird mein Wunsch Wirklichkeit und ich habe jemanden gefunden, den ich liebe und der mich liebt, jemanden, in dessen Armen ich einschlafen kann, der mich versteht und mich glücklich macht. Dann hat es mit uns nicht funktioniert. Ab diesem Augenblick ging es mir immer schlechter. Mein zweitgrößter Wunsch ist es, ein Austauschjahr in den USA zu machen. Ich will unbedingt Cheerleaderin sein, auf den Homecomings und sonstigen Spielen den Baseball- oder anderen Spielern zuzuschauen und sie mit meinen Pompons anfeuern. Außerdem gibt es in den USA eine Fächerwahl, die in Deutschland wohl unvorstellbar wäre: Literatur, Fotografie... Oft gibt es irgendwelche Abschlussbälle, auf denen man hübsche Kleider tragen kann. Ich hätte mein schreckliches Englisch verbessert, was gut gewesen wäre, weil ich später definitiv nicht in Deutschland wohnen möchte. Ich hätte dort in der Schule direkt neue Freunde gefunden. Wie auch immer, wir haben dafür nicht genug Geld, also habe ich mich für ein Stipendium beworben. Ich hatte keine großen Hoffnungen, aber nach einem halben Jahr kam Post, ich wäre in der ersten Auswahlrunde. Nachdem ich mir bei meinem englischen Motivationsschreiben und den dutzenden von Papieren, die die Schule ausfüllen musste, solche Mühe gemacht hatte (und inzwischen hatte ich wirklich Hoffnung), haben sie gesagt, ich bin nicht weiter gekommen und meine Vorstellungen waren komplett zu Nichte gemacht. Diese Chance werde ich nie wieder in meinem Leben haben. Manche sagen: " Geh doch nach dem Abitur ein Jahr ins Ausland ". Natürlich habe ich das vor. Aber viele verstehen einfach nicht (z.B. meine Mutter), dass dies zwar gut und schön ist, aber es ist einfach nicht mein großer Traum. In den USA zu arbeiten oder dort einfach nur herumzureisen ist etwas vollkommen anderes als dort auf eine High School zu gehen.
Auf was ich hinaus wollte, ich habe vor in den Sommerferien mit Freunden nach Holland zu fahren. Ich habe mich so sehr gefreut, gerade weil meine Kindergartenfreundin dabei ist. Ich kenne sie schon mein ganzes Leben, ich liebe sie, sie ist so offen wie alle in diesem Freundeskreis. Ich war ein sehr schüchterner Mensch und seit ich wieder angefangen habe mehr mit ihr zu machen habe ich mich selbst sehr verändert. Das ist so meine Einschätzung, dass ich wirklich sehr sehr viel offener geworden bin. In so ziemlich allen Highlights in meinem Leben (außer denen mit meinem Schwarm), war sie dabei. Mit ihr habe ich die spannendsten und verrücktesten Dinge erlebt. Auch mit ihrer besten Freundin. Sie kommt auch mit in den Urlaub. Ebenso wie zwei Jungs, Brüder, die ich erst kennengelernt habe. Sie kennen sie schon ewig und ich mochte sie direkt. Außerdem finde ich den einen ziemlich süß. Das ist vielleicht eine perfekte Gelegenheit.
Ich hatte meine Mutter gefragt. Sie hat nein gesagt. Eine weitere Welt ist für mich zusammengebrochen. Ich hab wieder jeden Tag geweint, weil sie mir immer alles kaputt macht. Ich kenne keine Mutter, die so streng und Eigen in manchen Sachen. Ich bin immer die Einzige, wenn irgendetwas ansteht, die es nicht erlaubt bekommt.
Aber sie hat einmal gesehen, dass ich geweint habe. Da ich anderen Menschen nicht meine Traurigkeit zeigen kann, wusste sie nicht, wie viel mir es bedeutet. Sie hat gesagt, dass sie es sich noch einmal überlegt. Sonst ist es immer so, wenn sie sich für etwas entschieden hat, bleibt sie dabei. Jetzt habe ich wieder Hoffnung, dass ich mitkann, dass ich endlich mal wieder etwas habe, auf dass ich mich freuen kann (sonst habe ich nämlich rein gar nichts im Leben, auf dass ich mich freuen könnte). Aber ich habe trotzdem danach noch einmal geweint, weil ich einfach Angst habe, dass mir wieder alles entrissen wird, nach dem mir Hoffnung gemacht wurde.
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I'm so fucking lost
Non-FictionWenn ihr wissen wollt, wie mein Leben mit Depressionen aussieht, von denen ich niemandem erzähle außer euch, dann ist hier mein sozusagen "Tagebuch". Ich hasse mein Leben und ich hoffe ihr lest es und hasst es mit mir.