Gefühlsduselei

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Ich dachte nicht, dass ich das schaffe, aber ich habe die eine Woche in Holland nicht geweint. Darauf bin ich stolz, da immer jemand da war, man war dort eigentlich fast nie alleine. Ich weine eben nicht gerne, wenn ich nicht alleine bin. Im Moment ist es ziemlich schlimm. Jetzt vom Urlaub abgesehen weine ich immer abends, wenn ich in meinem dunklen Zimmer Musik höre und manchmal auch mittags in meinem Zimmer oder wenn ich Zeitungen austragen bin. Also mindestens einmal am Tag. Das Hochgefühl Sex gehabt zu haben, ist auch wieder lange vorbei. Es war sowieso nicht besonders. Ehrlich gesagt hat es mich schon sehr gestört, dass sein Schwanz so klein und dünn war, weil ich eben nicht viel gespürt habe. Ich würde es gerne richtig haben. Aber da wären wir dann wieder am Anfang, dass mich niemand will. Dabei will ich dieses Gefühl spüren und einfach jemandem nahe sein. Das ist es großenteils, ich brauche Nähe, ich bin schon mein ganzes Leben so verdammt einsam und alleine, dass ich es bald nicht mehr aushalte. Dazu kommen die Gedanken an meinen Schwarm, was wir hatten, was er mir angetan hat und die Hoffnungslosigkeit, weil ich weiß, dass niemals mehr etwas zwischen ihm und mir laufen wird. Ich weine und weine und denke jeden Abend, ich will das nicht mehr, ich kann das nicht mehr, ich halte es nicht mehr aus. Aber ich kann nichts tun, außer mir genau das jeden Abend selbst zuzuflüstern, mir die Tränen vom Gesicht zu wischen und die Nase zu putzen. Ich stelle mir so oft vor, wie ich genau das alles jemandem erzähle. In meinen Gedanken kann ich das und dann muss ich noch mehr weinen, aber in Wirklichkeit würde ich nicht ein Wort von dem hier über die Lippen bekommen, egal wem gegenüber. Sie würden es sowieso nicht verstehen. Am liebsten hätte ich einfach einen Hund oder eine Katze. Sie hat kein Mitleid und kann nicht reden. Sie sieht nur wie ich weine, sie bemerkt meine Traurigkeit und setzt sich dann einfach auf meinen Schoß. Ich würde sie kraulen und es würde mich trösten, aber nein, das wurde mir auch genommen, denn ich muss schließlich auch noch eine Tierhaarallergie haben. Danke Schicksal, dass du mir sogar verwehrt hast, von einem süßen Haustier getröstet zu werden. Und bevor ihr irgendetwas dazu sagt, ich sage euch genau wie allen anderen, dass ich keine Nacktkatze haben möchte, die sind eklig. Was hat keine Haare und man kann es auf sich drauf haben? Eine Schlange zum Beispiel, die hätte ich auch genommen, aber meine Mum "Nein! Mir kommt keine Schlange ins Haus und weißt du überhaupt, wie teuer Terrarien sind?" Ja, weiß ich, danke dafür.

Meine Gefühle sind manchmal total gegensätzlich. Das ist verwirrend. Beispiel: Ich weine nicht gerne vor anderen Menschen, aber ich würde so gerne, dass andere wissen wie schlecht es mir eigentlich geht. Jeder denkt ich bin eine normal fröhliche Person, es ist wie in dem Lied "Die immer lacht", "denn sie lacht, und sie weint und sie weint, aber nur wenn sie alleine ist." Wie kann man jemandem besser sagen, ich bin traurig, als zu weinen? Gerade bei meinem Schwarm würde ich wollen, dass er versteht, wie viel er mir bedeutet. Aber dafür müsste er mal außerhalb der Schule irgendwohin gehen, wo ich auch bin, statt sich immer nur in seinem Zimmer zu verkrümeln. Dann müsste noch etwas Schlimmes passieren, wie in etwa, dass er ein anderes Mädchen küsst und ich es sehe und dann weinen würde. Aber das Ding ist eben, dass ich das natürlich nicht möchte. Andererseits würde ich ihm auch gerne zeigen, dass er mir egal ist, dass ich auch ohne ihn kann, auch wenn das nicht so ist. Z.B. indem irgendeine Situation zutritt, in welcher jemand erzählt, dass ich keine Jungfrau mehr bin, aber das es nicht so wirkt, als wäre es Absicht, dass er es erfahren hat. Oder ich hätte einen Freund und das wüsste dann eben jeder, weil ich dann eben ein Freund hätte und ich das nicht geheim halten würde. Aber die Freundsache ist dann wieder so, wo ich mir die Frage stelle, kann ich mich wegen meinem Schwarm überhaupt auf den Typen einlassen? ( Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich jemand finden würde) Denn wenn ich so etwas geschehen würde, dann würde mein Schwarm vielleicht (wahrscheinlich nicht) darüber nachdenken, dass er einen Fehler gemacht hat und mich doch wollen. Oder eben die Sache mit dem weinen um ihm zu zeigen, dass er mir viel bedeutet und dass er weiß, was er mir angetan hat und er sich dann hoffentlich schlecht fühlt. So, und das sind eben zwei Möglichkeiten, die völlig verscheiden sind und die ich aber beide gerne eintreten lassen würde, aber auch nicht, weil jeweils auch schlechte Seiten dazugehören würden. Ich bin so verwirrt, ich denke eindeutig zu viel, wenn ich abends weine. Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie lost ich mich fühle.

I'm so fucking lostWo Geschichten leben. Entdecke jetzt