31. Kapitel ~Schmerzhafter Abschied~

1.5K 69 25
                                    

Flashback (4-5 Jahre zuvor)

Seufzend legte ich meinen Stift nieder und ließ meine Augen über den Stapel an Zetteln vor mir schweifen. Endlich hatte ich die Vorschrift beendet...Anahi hat schon angefangen zu schmollen, weil ich die letzten Tage und Wochen so sehr ins Schreiben vertieft gewesen war. Allerdings war mir nicht entgangen, dass sie sich an sich seltsam verhielt. Sie ging früher schlafen, redete weniger, wenn sie nicht schlief, dann war sie draußen und trainierte, soweit ich es an ihrem Chakraverbrauch erkennen konnte. Normalerweise hätte sie zusammen mit mir in der Hütte gesessen, gezeichnet oder ihre Eiskräfte genutzt, um kleine Figuren zu formen, doch das machte sie schon seit einem Monat nicht mehr. Es war beinahe, als würde sie mir aus dem Weg gehen...

Ich betrachtete beruhigt lächeln ihren Brustkorb, der sich langsam und regelmäßig hob und senkte. Ihre Züge waren entspannt und ich kam nicht umhin ihre Schönheit zu bewundern. Sie war vielleicht erst 7 Jahre alt, doch in diesen Jahren war sie wahrlich zu einem wunderschönen Mädchen herangewachsen. Auch ihr Charakter war unverwechselbar, ich verspürte jedes Mal aufs Neue ein tiefes Gefühl von Stolz, wenn sie mit einem Lächeln auf den Lippen durchs Dorf hier ganz in der Nähe lief und half wo sie nur konnte. Oder wenn sie mal wieder mit einem verletzten Tier aus dem Wald zurückkam und es so lange gesundpflegte, bis es für sich selbst sorgen konnte. Wenn sie lachte, was zum Glück sehr häufig vorkam, dann fühlte es sich jedes Mal aufs Neue an, als würde die Sonne aufgehen...meine kleine Mutsuki.

Ich konnte mich noch erinnern, als sie gerade gelernt hatte zu sprechen...ihre einzigen Wörter waren 'Otou-san', 'Musume' -weil ich sie immer so nannte- und 'Tsuki'. Als sie dann gelernt hatte zu rennen, war sie fröhlich im Kreis gerannt und hatte so lange abwechselnd 'Musume' und 'Tsuki' gerufen, bis sie die Wörter vereinte, lachend auf mich zu kam und aufgeregt auf sich selbst gezeigt hatte. "Mutsuki." hatte sie begeistert gesagt und dann auf uns beide gezeigt. "Otou-san. Mutsuki. Otou-san. Mutsuki." Als ich ihr dann lächelnd zugenickt hatte und den Namen bestätigte, war sie wieder lachend davon gerannt.

Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als ich mich daran zurückerinnerte und das Licht löschte, um ihr ins Reich der Träume zu folgen.

Und ich wäre auch beinahe eingeschlafen, hätte ich nicht aus dem Augenwinkel bemerkt, wie sich die kleine Gestalt von Anahi erhob und sie mit einem Rucksack auf dem Rücken auf die Tür zuging, darauf bedacht keine Geräusche von sich zu geben. Als sie sich umdrehte verengte ich meine Augen, um auszusehen, als würde ich schlafen und sah, wie sich Tränen in ihren Augenwinkeln bildeten und sie sich fest einen Laut verkniff. Dann ging sie zur Tür und verließ die Hütte, hinterließ nichts als einen kleinen Zettel, der auf ihrem Bett lag -wie ich später festgestellt hatte-.

Nachdem sich ihr Chakra ein wenig entfernt hatte stand ich auf und folgte ihr mit einem mulmigen Gefühl im Magen. Wo wollte sie nur hin zu dieser Stunde? Vor allem mit ihren vollbeladenen Rucksack?

Sie lief eine Weile durch den Wald, bis sie sich auf einer kleinen Mondlichtung niederließ und traurig in den Himmel starrte. Ihren Rucksack hatte sie neben sich gelegt und ihre dünnen Arme um ihre angezogenen Knie geschlungen. Ich beschloss mich endlich zu erkennen zu geben und sie zur Rede zu stellen. "Mutsuki-chan, was machst du hier?" fragte ich ruhig und trat aus den Schatten der Bäume. Ihr Körper zuckte sichtlich zusammen beim Klang meiner Stimme und sie fuhr erschrocken herum.

Augenblicklich stand sie auf ihren Beinen und schnappte sich ihren Rucksack, doch noch bevor sie irgendwo hin rennen konnte hielt ich sie an der Schulter zurück. "Anahi, was hat das zu bedeuten?" fragte ich ernst und deutete auf die Tasche in ihren Händen. Sie ließ ein wenig den Kopf hängen und trat dann einen Schritt zurück. Das schlechte Gefühl in meinem Inneren breitete sich weiter aus und legte einen unwohlen Schleier um mein Herz. "Ich...muss gehen." Meine Augen weiteten sich, auch wenn der Rest meines Körpers wie erstarrt schien. "Ich...ich kann dir nicht sagen warum, aber ich muss gehen und das...alleine." flüsterte sie weiter und war schon dabei sich wieder umzudrehen, als ich sie diesmal mit meiner Stimme zurückhielt. "Wo musst du hingehen? Ich lasse dich doch nicht alleine in deinem Alter herumziehen." stellte ich fest und zog meine Augenbrauen zusammen. War das der Grund dafür, dass sie in den letzten Wochen so abweisend war? Weil sie sich entfernen wollte, um genug Courage zu haben mich wirklich zu verlassen? "I-Ich kann es dir nicht sagen Otou-san, wirklich nicht! Aber du musst mich gehen lassen." stellte sie mit geballten Fäusten klar und presste verzweifelt ihre Augen zu. "Nein." sagte ich stumpf und ließ mich neben sie auf den Boden fallen. "Wenn, dann komme ich mit, wenn du so dringend irgendwohin musst, aber du gehst auf keinen Fall alleine." Ihre Augenbrauen zogen sich verzweifelt zusammen, und dieselbe Hilflosigkeit spiegelte sich auch in ihren blauen Irden wieder, die in der Dunkelheit der Nacht wie ein klarer Sternenhimmel schienen. "Du kannst aber nicht mitkommen, Otou-san! Bitte." bat sie und ging einen weiteren Schritt zurück. "Und du wirst nicht alleine gehen, basta." sagte ich in einem endgültigen Ton, der deutlich zeigte, dass diese Diskussion für mich beendet war. "Du verstehst das nicht! Ich muss dorthin, aber du kannst einfach nicht mit! Du-Ich...wenn du es wüsstest, dann würdest du mich sowieso verstoßen..." murmelte sie, unwissend wie schmerzhaft sich ihre Worte in mein Herz bohrten.

Das Mondkind [Naruto Fanfiktion | PAUSIERT]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt