Als wir im Dorf ankommen, schauen uns alle neugierig an. Als die Familie von Guaraci ihn tot auf meinen Schultern entdeckt, fangen sie laut an zu weinen. Ich bezweifle ziemlich, dass sie wegen ihn weiten, sondern eher wegen ihr eigenes Leben.
Der Häuptling kommt in meine Richtung und schaut mich fragwürdig an.
(Häuptling)
„Mboruvixa (Häuptling), Guaraci wurde von einer Schlange erwürgt!", berichte ich, indem ich Guaraci auf dem Boden lege. Ich merke, wie sich Wut in meinen Vater breitet.
Plötzlich taucht der Schamane von unseren Stamm auf. Sein Gesicht war mit weißer Farbe bedeckt, seine Augen mit schwarze Farbe bemalt. Seine langen schwarze Haare, die bis zu den Knien gingen, waren mit Federn und Knochen geschmückt. Auf seinem Kopf befand sich ein schwarzer toter Vogel als Kopfbedeckung. Er sah wie ein toter lebender Indianer aus.
(Schamane)
Mir kommt die Magensäure in den Hals hoch. Ein kalter Schauder verläuft meinen Körper. Der Schamane duckt sich zu Guaraci: „Thay, bringe ihn mir zu meiner Hütte und hole seine Familie!", befehlt er mir mit einer kalten Stimme.
Eigentlich hätte ich den Schamanen nicht gehorchen wollen, doch da ich eine Ausbildung bei ihm machte, musste ich das machen, was er mir befahl. Es tat mir so Leid, was seine Familie jetzt erleiden musste!
Ich nicke kurz und bringe den toten Indianer in der gruseligen großen Hütte vom Schamanen. In der Mitte der Hütte befand sich ein Feuerplatz. Dicke Äste waren quadratisch und kreuzweise in mehreren Lagen aufgeschichtet. In mittleren Lagen waren viele große Steine eingebracht, und von weiteren Holzlagen überdeckt. In einer anderen Ecke der Hütte befand sich Tabak und eine Tabakpfeife und eine aus Schlamm gemachte Schüssel. Daneben befanden sich unterschiedliche kleine Beeren, Samen, Blätter, irgendwelche selbstgemachten Gewürze, Insekten, Farben, Knochen und Froschgedärme. Überall in der Decke hingen Totenköpfe von Tieren und selbstgemachte Masken. Ich lege Guaraci auf einer strohgemachten Matte und gehe schnell aus der Hütte heraus. Erst jetzt bemerke ich, dass ich die ganze Zeit in der Hütte die Luft angehalten hatte. Man hatte das Gefühl, dass diese Hütte von irgendeine höhere Macht besessen war. Man fühlte sich dort eingeengt und gefangen. Ich fand es in dieser Hütte einfach nur gruselig! Aber ich musste mich daran gewöhnen. Eines Tages, wenn ich dann die Häuptling werde, wird dies meine Hütte sein. Langsam gehe ich zu der Familie von Guaraci, um sie abzuholen. Als ich sie finde, schauen sie mich traurig an. Ohne, dass ich was sage, folgen sie mir. Ich schaue die drei Kinder an, die fragwürdig ihre Mutter folgen, ohne zu wissen, was passieren würde. Die Mutter war kreidebleich und konnte nicht aufhören zu schluchzen. In der Hütte angekommen, setzen sich alle um Guaraci herum. Dann wird sein Körper vom Schamanen angezündet. Die drei Kinder schauen ängstlich, wie sein Vater verbrannt wurde. Der Schamane murmelt leise etwas vor sich hin. Der Geruch vom toten Körper füllt die ganze Hütte. Der Geruch war ätzend und stank. Leise knirscht das Fleisch. Mir wird es übel! Versuche es jedoch nicht zu zeigen, doch irgendwann hebe ich meine Nase zu. Der Schamane wirft mir einen bösen Blick zu. Dann gibt er mir einen großen Krug und befiehlt mir Wasser zu holen. Ohne zu zögern, nehme ich den Krug und verlasse die Hütte. Schnell renne ich zum Fluss und schöpfe Wasser. Ich atme tief ein und aus. Mein Herz schlug schnell.
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Ein Licht in der Dunkelheit
SpiritualThaynara ist die Häuptlingstocher des gewalttätigen Indianerstammes Yora im amazonischen Bereich in Brasilien. Ihr Stamm ist vom Animismus und von der Furcht geprägt. Thaynara kennt nichts anderes als die Dunkelheit. Bis sie eines Tages einen Jungen...