24

57 16 2
                                    

Die nächsten zehn Sonnenaufgänge vergehen sehr schnell.

Ich saß die ganze Zeit in meinem Zimmer mit Felipes Mutter und lernte Portugiesisch. Wenn sie weg ging, lernte ich weiter. Ich ging nur aus meinem Zimmer raus um Essen und Trinken zu holen. Ich wollte unbedingt die Sprache können. Ich hatte dieses Verlangen mit den Menschen dieses Volkes sprechen zu können... auch wenn es mir ein bisschen Angst machte. Aber ich hatte einfach das Gefühl, dass ich etwas verpasste, wenn ich die Sprache nicht sprach. Außerdem brauchte ich etwas, was mich ablenkte, da dieser sterbende Jesus mir nicht aus dem Kopf ging.

Ich seufze und stehe von meinem Bett auf. Ich habe herausgefunden, dass das Bett zum Schlafen dient. Ich frage mich immer noch, wie sie es geschafft haben, das Bett so weich zu machen. Ich gehe zum Fenster und öffne es. Kühle Luft bläst durch meine Haare. Die Sonne geht im Horizont auf. Ich atme die frische Luft und sauge die Sonnenstrahlen auf, „Guten Morgen Rantanga! Danke, dass du immer wieder zurückkommst. Auf dich kann man sich wirklich verlassen"

Plötzlich sehe ich, wie Felipe aus dem Haus raus geht. Jeden Tag geht er um diese Uhrzeit zu einer so genannten Schule. Felipes Mutter erklärte mir, dass dort die ganzen Kinder und Jugendliche gehen, um zu lernen. Aber was genau sie da lernen, weiß ich nicht. Fischen, jagen, flechten und sammeln müssen sie ja nicht lernen. Das Essen wird ja so zu sagen in den riesigen Essenshäuser einfach so serviert.

Felipe habe ich in den letzten Tagen auch nicht viel gesehen. Er kam immer wieder ab und zu in mein Zimmer rein um zu schauen, wie es mir ging, aber ich hatte einfach keine Zeit für ihn.

Plötzlich merke ich, wie Felipe mich anlächelt und die Hand wedelt. Ich habe gelernt, dass dies eine Art von Begrüßung ist. Deswegen winke ich zurück und grinse schüchtern. Dann steigt er auf sein Motorrad und weg ist er.

Plötzlich klopft jemand sanft gegen die Tür. Ich drehe mich langsam um.

„Ja"

Felipes Mutter tritt in den Raum, „Guten Morgen Thaynara. Wie hast du geschlafen?"

„Gut"

„Es gibt Frühstück. Mein Mann und ich würden gerne mit dir reden. Könntest du bitte in die Küche kommen?"

„Ja, ich mich machen fertig. Dann kommen zu euch"

„Einverstanden", lächelt mich Felipes Mutter freundlich an, „Du lernst sehr schnell die Sprache Thay! Das ist sehr beeindruckend!"

Felipe Mutter verlässt das Zimmer und ich schnappe mir ein buntes Kleid und ziehe es an. Natürlich war es am Anfang sehr komisch Klamotten zu tragen. Aber dies gehört eben zur Tradition des Stammes Brasiliens. Niemand läuft nackt rum. Man verliert seine Ehre, wenn man nackt rum läuft. Eigentlich das komplette Gegenteil, als bei mir Zuhause. Dort soll man seinen Körper zeigen und stolz darauf sein. Denn desto schöner der Körper, desto mehr wird man respektiert.

Ich schließe das Fenster und gehe in die Küche. Es riecht sehr lecker. Allgemein ist das Essen sehr lecker und auch wechselhaft. Felipes Mutter und Vater sitzen auf dem Tisch und warten auf mich. Ich setze mich neben ihnen auf einen Stuhl hin und warte, dass sie dieses komische Ritual machen, was sie jedes Mal vor dem Essen machen. Alle schließen ihre Augen und Felipes Vater fängt an etwas vor sich hin zu reden. Nach dem Amen öffnen alle ihre Augen und man darf anfangen zu essen. Ich nehme mir ein Becher Milch und eine Banane mit ein paar Beeren.

„Thay, wir müssen mit dir reden, wie es mit dir weiter gehen soll", der Vater schaut mich ernst an. Ich trinke einen großen Schluck Milch und schaue den Vater fragwürdig an; „Wie weiter mit mir?"

„Du bist hier schon seit zweieinhalb Wochen. Ähm... willst du zurück in deinen Stamm oder..."

„Nein! Nicht in mein Stamm zurück. Hier bleiben wollen", ich stehe in Panik auf. Ich würde nie wieder zurück in dieses Drecksloch zurückkehren wollen. Hier geht es mir doch gut. Wieso soll ich zurückkehren wollen? Wollen sie mich nicht mehr hier haben? Habe ich was Falsches gemacht?

„Es ist alles gut Thay. Setz dich wieder hin", Felipes Mutter nimmt sanft meine Hand. Zögernd setze ich mich wieder hin. Dann fährt der Vater fort, „Wenn du hier bleiben willst, kannst du gerne weiter bei uns wohnen. Wir haben dich echt gern... auch Felipe hat dich ans Herz geschlossen. Das würde uns sehr freuen. Aber du solltest dann nicht den ganzen Tag zuhause bleiben. Du solltest auch andere Menschen kennenlernen können und etwas über unsere Gesellschaft mehr lernen können. Deswegen besteht die Idee, dass wir dich in der Schule von Felipe anmelden"

Es sind so viele Wörter auf einmal! Es ist echt anstrengend alles zu verstehen. Aber ich verstehe, dass sie wollen, dass ich in die Schule gehe. Ich habe nichts dagegen. Wenn ich in diesen Stamm leben will, muss ich auch lernen, wie man hier lebt.

„Ich einverstanden sein", sage ich kurz.

Felipes Eltern grinsen zufrieden und fangen an mir zu erzählen, was für eine tolle Erfahrung, das für mich sein wird und dass sie kaum erwarten können Felipe zu erzählen, dass ich auch in die Schule gehen werde.

Felipes Eltern grinsen zufrieden und fangen an mir zu erzählen, was für eine tolle Erfahrung, das für mich sein wird und dass sie kaum erwarten können Felipe zu erzählen, dass ich auch in die Schule gehen werde

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Ein Licht in der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt