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Ich bin in einen Ort aufgewachsen, indem man seine Gefühle nicht ausdrückt, nicht ausspricht. Man gilt als schwach, wenn man dies tut. Deswegen habe ich gelernt diese Gefühle zu verbergen, zu ignorieren, nicht auszusprechen. Doch hier, weit von Zuhause, fragt man mich ständig, wie es mir geht. Wie ich mich fühle. Ob ich glücklich bin. Doch wie kann ich ihnen sagen, dass es mir nicht gut geht? Ich kann nicht reden. Nicht weil ich die Sprache nicht könnte. Ich kann meine Gefühle nicht in Worte formulieren. Wie denn überhaupt? Ich verstehe selber nicht, was in mir los ist. Ich hasse es, meine Gefühle nicht zeigen zu können. Ich hasse es nicht sagen zu können, was ich denke, wenn ich es am meisten brauche. Ich hasse es zu wissen, dass Felipe nicht weißt, wie es mir geht. Jetzt verstehe ich, weshalb wir im Stamm nie über unsere Gefühle sprechen. Der Grund ist einfach, weil wir zu schwach sind, um uns mit unseren Gefühlen auseinanderzusetzen. Wir haben Angst vor unseren Gefühlen und so ignorieren wir sie, weil wir sonst die harte Wahrheit ins Auge sehen müssen, dass wir verloren sind. Nun sehe ich, dass es eine Stärke ist, über seine Gefühle sprechen zu können. Diejenigen, die die Realität verbergen, die so tun, als würden sie posieren, immer den Eindruck erwecken wollen, dass es ihnen gut geht, dass sie perfekt wären, sammeln Tonnen an Gewicht. Nichts ist für die Gesundheit schlimmer als das Leben an Erscheinungsbildern und Fassaden. Ich will nicht mehr diese Masken tragen! Deswegen beschließe ich meine Masken fallen zu lassen, damit Felipe mein Inneres sehen kann. Ich weiß ganz genau, dass mein Inneres nicht so schön ist, wie seines. Nicht so voller Licht, sondern das komplette Gegenteil. Doch ich bin es satt immer nur zu trügen und mich selber zu verletzten, indem ich meine Gefühle nur für mich behalte und mein Herz Stück für Stück zerdrücke, so dass es keine Luft mehr bekommt. Obwohl ich riesige Angst habe Felipe mein wahres „Ich" zu offenbaren, habe ich einfach keine Kraft mehr, um so zu tun, als ob es mir gut geht. Deswegen fange ich an Felipe über alles zu erzählen. Über meinen Stamm, unseren Traditionen, unseren Glauben,...

 Über meinen Stamm, unseren Traditionen, unseren Glauben,

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