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Seit Vinicius Tod sind zwei Wochen vergangen. In den letzten Tagen habe ich mich oft mit Rebeca getroffen, um sie besser kennenzulernen. Überraschenderweise verstehen wir uns sehr gut und ich kann sogar behaupten, dass ich sie irgendwie mag.

Ich binde mir die Schuhe und will zur Haustür heraus. Felipe sitzt auf dem Sofa und schaut gerade Spongebob an. In den letzten Tagen habe ich Felipe wenig gesehen. Er ist sehr oft im Fitnessstudio, um seine ganze Aggressionen und sein Trauer zu verarbeiten. Wenn er nicht im Fitnessstudio ist, geht er irgendwo spazieren, um alleine zu sein und mit Gott zu reden. Ich würde ihn gerne trösten, doch ich weiß, dass er eine Zeit des Alleinseins braucht.

„Wo gehst du hin?", fragt Felipe neugierig.

„Ich treffe mich mit Rebeca"

„Was?", Felipe schaut mich schockiert an. Da Felipe so oft weg war, konnte ich ihn gar nicht erzählen, dass ich anfing mich mit Rebeca zu befreunden.

„Ich geh mit. Das ist keine gute Idee. Rebeca hat bestimmt irgendwas vor", Felipe steht auf und will seine Schuhe anziehen, doch ich winke mit der Hand.

„Ne ne. Ist schon okay. Rebeca und ich haben uns in den letzten Tagen schon mehrmals getroffen. Und es ist nichts passiert! Wir wollen uns einfach nur besser kennenlernen"

Felipe schaut mich unglaubwürdig an, „Echt? Wieso hast du mir nichts davon erzählt? Das hätte ich ja nie gedacht!"

Ich zucke mit den Schultern: „Du warst in den letzten Tagen ziemlich beschäftigt"

Felipe schaut schuldig zu seinen Füßen: „Tut mir leid! Ich..."

„Schon okay. Du brauchtest Zeit, um Vinicius Tod zu verarbeiten. Ich hoffe es geht dir besser. Du weißt doch, dass du auch immer auf mich zählen kannst, falls du einen Gespräch oder einfach Gesellschaft brauchst"

Felipe lächelt schüchtern: „Ja, danke Thay!

Ich lächle zurück und verlasse das Haus. Dann treffe ich Rebeca im Shoppingcenter. Ich sehe Rebeca schon von weitem. Ihre knallroten Haare stehen einfach in der Menge heraus.

„Hey", ich winke Rebeca fröhlich zu. Rebeca schaut von ihrem Handy auf und ein Grinsen bildet sich in ihre Lippen. Sie läuft auf mich zu und wir umarmen uns.

Dann gehen wir shoppen. Ich bin ziemlich froh, dass Rebeca und ich uns jetzt besser verstehen. Sie bringt mir sehr viele Sachen bei, die in der Gesellschaft einfach wichtig sind. Wenn es Rebeca nicht wäre, hätte ich keine Ahnung über die derzeitige Mode, also wie die Leute sich so anziehen, was die Leute in unseren Alter in ihre Freizeit machen und wie so Liebesbeziehungen „funktionieren". Ganz ehrlich, wenn es Rebeca nicht wäre, würde ich wahrscheinlich mit einen Federkleid rumlaufen und wenn ich mich in jemanden verlieben würde, würde ich die Person zwingen mich zu heiraten, wie ich es mit Felipe gemacht habe. War das peinlich! Außerdem habe ich herausgefunden, dass viele bevor sie Sex machen, erstmal sozusagen sich auf dem Mund küssen. Das ist etwas ziemlich Neues für mich, denn so was gibt es bei mir im Stamm nicht. Es gibt nur den Sex, aber nicht dieses rumknutschen, was in so vielen Filme gezeigt wird. Und ja, ich bin schon oft mit Rebeca im Kino gewesen. Sie hat mir tausende Filme gezeigt, hauptsächlich Romanzen.

Obwohl Rebeca immer noch etwas für Felipe empfindet, versucht sie darüber hinweg zu schauen. Nun gibt sie mir ständig „Tipps", wie ich Felipe verführen kann. Sie hat sich als Ziel gemacht mich und Felipe zu verkuppeln.

Plötzlich bemerke ich, dass Rebeca mich zu einen Süßigkeitsladen führt.

„Bitte zwei Zuckerwatten", bittet sie mit einer kindlichen Stimme. Schließlich gibt der Mann Rebeca zwei Zuckerwatten. Eines gibt sie mir. Ich schaue die Zuckerwatte mit offenem Mund an.

„Ist das eine Wolke?"

„Was? Nein!", Rebeca fängt an zu lachen. Ich zucke beleidigt mit den Schultern. Hätte ja sein können. Die Menschen sind ja schon mal zum Mond hingeflogen, wie ich es in der Schule gelernt habe, vielleicht haben sie Wolken vom Himmel herab genommen, um sie zu essen.

„Das kommt zu meinen Thayblock!", lacht Rebeca mich belustigend an. Rebeca hat einen Block angelegt, indem sie alle meine „witzigen" Sprüche aufschreibt.

„Hätte ja sein können", versuche ich mich beleidigt zu verteidigen,

„Dein Volk hat so viele Sachen entdeckt und erfunden, woher soll ich wissen, von was Zuckerwatten bestehen?"

„Zuckerwatten bestehen aus Zucker", lacht Rebeca, die meine Unwissenheit genießt. Mir läuft die Röte ins Gesicht. Dann laufen wir gemeinsam auf eine Bank zu und setzen uns hin.

„Sag mal Thaynara, vermisst du eigentlich dein Stamm?"

Ich verliere die Farbe im Gesicht und schaue Rebeca ein paar Sekunden sprachlos an. Dann schüttle ich heftig mit dem Kopf, „Nein! Ganz sicher nicht!"

„Wirklich gar nichts? Auch nicht deine Familie?", fragt Rebeca mich verwundert. Ich beiße mir auf die Lippen und werde leicht nervös. Darüber will ich eigentlich gar nicht denken.

Ich seufze, „Naja, ich vermisse ein bisschen den Wald mit den ganzen Farben und Tieren. Und ich vermisse meine Geschwister... Yakari und Yara. Aber trotzdem, ich will nie wieder zurück in diesen Stamm!"

Wie es wohl meinen Geschwister geht? Ob sie mich vermissen? Wen hat Vater als den neuen Häuptling ernannt? Hat Kauê jemanden geheiratet, da ich nicht mehr dort bin? Und was ist mit dem Schamanen?

Ich schüttle den Kopf mit der Hoffnung die ganzen Fragen abzuschütteln.

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