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Als es Nacht geworden ist und die Sterne hoch am Himmel erscheinen, traue ich mich aus meinem Versteck heraus. Der Jaguar war schon seit einigen Stunden verschwunden, aber ich hatte mich trotzdem nicht getraut rauszugehen. Nun gehe ich in die Richtung des Schamanen. Ich verziehe mein Gesicht und hebe meine Nase zu. Viel vom Schamanen ist nicht übrig geblieben. Ich schlucke den dicken Kloß in meinen Hals und schmeiße etwas Erde auf den Resten des Schamanen, um ihn zu verdecken. Nach 15 Minuten kehre ich schlapp zu meinen Stamm zurück. Felipe rennt mir dann stürmisch entgegen, „Wo warst du so lange? Du solltest doch nur Wasser holen?", fragt er besorgt und etwas aufgeregt. Ich seufze und Tränen rollen wieder meine Backen herunter.

„Was ist passiert?", Felipes Blick wird weicher und er umarmt mich. Ich vergrabe mein Gesicht in seine Schulter. Ich sauge sein Schweißgeruch tief ein.

„D-der Schamane. Er ist tot", flüstere ich.

Felipe löst sich von mir und schaut mich besorgt an, „Und wie geht es dir dabei?"

Ich schaue Felipes Gesicht an, indem langsam ein Bart anfing zu wachsen. Ich zucke bloß mit den Schultern. Felipe zieht mich in eine Hütte hinein und wir setzen uns auf eine Matte hin. Rebeca kommt mir stürmisch entgegen und umarmt mich, „Ich hatte so Angst um dich!"

„Mir geht's gut. Wie geht's euch?", murmle ich, indem ich mir vom Früchtekorb eine Mango nehme.

Rebeca kichert, „Also ich muss mir noch daran gewöhnen, dass ihr alle halbnackt rum läuft"

Ich lache leicht und schüttle den Kopf.
„Okay Leute", Rebeca steht auf, „Ich muss zurück zu Kimo, äh, ich meine zu den Kranken"

Ich schmunzle, „Was läuft denn zwischen dir und Kimo?"

„Nichts läuft zwischen uns", Rebeca wird rot und verlässt schnell unsere Hütte.

Felipe und ich schauen uns eine Weile an. Dann stehen wir gleichzeitig auf und laufen zu der Hütte der Kranken.

„Psst", befehle ich Felipe. Wir verstecken uns in eine dunkle Stelle, wo Rebeca uns nicht sehen kann.

Rebeca sitzt neben Kimo auf eine Matte und sie gibt ihn was zum Essen. Beide lächeln sich verschämt an.

„Du bist sehr hübsch! Danke, dass du dich um mich kümmerst", bedankt sich Kimo, indem er Rebeca einen Kuss auf die Wange gibt. Ich weiß nicht wieso, aber dabei schaue ich Felipe an und er mich. Schnell schaue ich woanders und mir läuft die Röte ins Gesicht. Ich merke, wie Felipe grinst.

„Erzähl mir von deinen Gott. Hat er wirklich gesagt, dass töten falsch ist?"

Rebeca nickt, „Das falsch sein! Gott nicht wollen, dass wir töten"

„Wir töten ständig! Wird Gott uns jetzt töten? Werden wir bestraft werden?"

Rebeca schaut Kimo verzweifelt an. Sie kann noch nicht so gut unsere Sprache, sodass sie solche Fragen beantworten kann. Das merkt Kimo.

„Thaynara komm mal her!", ruft mich Kimo. Ich erstarre ertappt. Kimo ist einer der besten Krieger meines Stammes. Ist ja klar, dass wir uns nicht von ihn verstecken können. Verschämt schleichen Felipe und ich zu den beiden rüber. Rebeca schaut uns mit offenem Mund an. Ich zucke entschuldigend mit den Schultern.

„Frage Felipe, ob ich jetzt sterben muss. Ich habe schon so viele Menschen getötet. Männer, Kinder und Frauen. Sage ihm, dass ich eigentlich ein sehr religiöser Mann bin. Frage ihm, was ich machen muss, damit Gott mich nicht bestraft"

Ich übersetze und frage das, was mir Kimo befohlen hat.

„Gott sagt in der Bibel deutlich, dass Mord Sünde ist. Das Leben ist kostbar, ein Geschenk Gottes. Da außerdem Mann und Frau nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurden, ist Mord nicht nur für den Ermordeten, sondern auch für Gott, der ihn geschaffen hat, ein Vergehen. Gott vergibt jedoch alle Sünden derer, die Buße tun und auf seinen Sohn Jesus Christus vertrauen. Buße bedeutet, die Sünde anzuerkennen und sich zu ändern. In der Bibel haben wir ein sehr klares Beispiel dafür, wie Gott Mord vergibt. Paulus war ein Mörder, indem er Christen verfolgte und sie umbrachte. Doch Gott kam, um Paulus mächtig zu gebrauchen, obwohl er in der Vergangenheit ein Mörder war. Paulus tat Buße, veränderte sich und Gott vergab ihm", antwortet Felipe. Ich übersetze. Kimo schaut Felipe nachdenklich an, „Vergibt mir Gott einfach so? Muss ich also nichts machen? Wird er mich nicht bestrafen?"

Ich übersetze. Felipe schüttelt den Kopf und lächelt Kimo freundlich an: „Die Erlösung erfolgt nicht durch Werke. Nicht durch das, was wir tun oder nicht tun, sind wir gerettet, sondern durch das Blut, das am Kreuz vergossen wurde. Es ist Gnade. Unverdiente Güte. Wir haben keine Erlösung verdient, aber Gott hat uns geliebt. Er hat uns gerufen und uns gerechtfertigt. Gottes Sohn starb in unsere Stelle, damit wir uns mit Gott versöhnen können. Wir waren Freunde der Welt und Feinde Gottes, aber Jesus hat uns Freunde des Vaters gemacht. Durch Jesus Tod wurde der Schleier, der uns von Gott trennte, zerrissen. Er brachte uns aus dem Reich der Finsternis und trug uns in das Reich des Lichts. Durch den Glauben an Jesus sind wir gerettet!"

Ich übersetze. Dann herrscht eine lange Weile Stille. Kimo schaut nervös auf seine Finger, dann wandert sein Blick zu Felipe, „Ich verstehe es nicht! Weshalb kamt ihr erst jetzt, wenn ihr diese gute Botschaft doch kennt?"

 Kimo schaut nervös auf seine Finger, dann wandert sein Blick zu Felipe, „Ich verstehe es nicht! Weshalb kamt ihr erst jetzt, wenn ihr diese gute Botschaft doch kennt?"

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