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Müde gehe ich in die Küche. Heute ist unser Abschlussfest, deswegen müssen wir so früh aufstehen, damit wir uns für heute Abend richten können. Als ich in der Küche ankomme, um was zu essen, traue ich meine Augen nicht. Felipe sitzt neben seiner Mutter und isst. Er isst! Einen Monat lang hat er nichts gegessen!

„Felipe du isst!", sage ich fröhlich.

„Haja!", lacht er, indem er sein Essen gierig verspeist.

„Zum Glück!", erwidert seine Mutter erleichtert.

„Hat dir Gott während dieser Zeit, was gesagt?", frage ich, indem ich mich neben ihn hinsitze. Felipe nickt, „Gott hat mir Klarheit geschenkt. Er hat mir meine Berufung gezeigt"

„Und diese wäre?", frage ich neugierig, indem ich Felipe näher komme. Felipes Mutter schaut seinen Sohn auch neugierig an. Felipe hört auf zu essen und schaut seine Mutter besorgt an: „Ähm.. sage ich euch später. Lass uns erst mal das Abschlussfest genießen, dann sage ich es euch!"

Um acht Uhr abends fängt dann die Feier an. Die Feier ist sehr fröhlich und lebhaft gestaltet. Die Schüler bekommen ihre Zeugnisse, Zertifikate werden verteilt, Lehrer und Schüler halten Reden, es gibt Tanz- und Musikvorstellungen, Komikers treten auf und es gibt ein festliches Essen. Zum Schluss gibt es eine kleine Disco für die Schüler.

(Abschluss)

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(Abschluss)

Schlussendlich kehren wir erst um zwei Uhr morgens nach Hause. Felipes Eltern waren schon um 23 Uhr nach Hause gegangen.

Lachend betreten wir das Haus. Als wir reinkommen, sitzen Felipes Eltern auf der Couch.

„Ihr seid nicht schlafen gegangen?", fragt Felipe verwundert.

„Wir haben noch Geschenke für euch", berichtet die Mutter fröhlich. Neugierig nehmen wir dankend die Geschenke an.

„Was ist das?", frage ich verwirrt.

„Das ist ein Teleskop, damit kannst du die Sterne von nahen sehen. Du hast mal gesagt, dass du früher die Sonne bewundert hast, deswegen dachten wir, dass es dir gefallen würde, einen besseren Blick in den Weltall zu werfen", antwortet Felipes Vater.

„Das ist so lieb von euch! Vielen Dank!", ich umarme Felipes Eltern fröhlich.

„Ich kann das nicht annehmen", unterbricht uns Felipe, der einen Schlüssel aus einer kleinen Kiste herausnimmt.

„Doch das kannst du! Der Pickup Truck gehört dir", Felipes Mutter küsst ihn auf die Stirn.

„Danke! Ihr seid die Besten!", Felipe umarmt verlegen seine Eltern.

Danach unterhalten wir uns noch eine Weile, indem wir viel miteinander lachen. Doch dann wechselt die Mutter das Gespräch auf ein ernsteres Thema.

„Na, was wollt ihr jetzt machen, da ihr die Schule jetzt zu Ende habt? Felipe, du hast doch heute Morgen erwähnt, dass Gott dir deine Berufung gezeigt hat. Welches ist diese?"

Eine unangenehme Stille breitet sich im Raum aus. Felipe schaukelt nervös mit den Füßen.

„Ich habe lange dafür gefastet und gebetet, um Klarheit und Bestätigung zu bekommen", berichtet Felipe zögernd.

„Mach es nicht so spannend mein Junge, sag es doch einfach!", sagt der Vater lachend.

„Ihr wisst doch, dass kein bestimmter Alter notwendig ist, um von Gott berufen zu werden. Dies zeigt Davids Geschichte. Er wurde als ein Jugendlicher zum König gesalbt und tötete sogar als Hirtenjunge den riesigen Goliath. Auch Samuel arbeitete schon in seinen Kinderjahren im Tempel und durfte Gottes Werk vollbringen. Jesus erste Predigt war mit zwölf Jahren und..."

„Komm doch endlich zum Punkt!", befehlt die Mutter nervös.

„Auch wenn ich erst 17 Jahre bin, beruft mich Gott in Thaynaras Stamm zu gehen, um ihnen über die Liebe Gottes zu erzählen! Ich weiß, dass ich noch sehr jung bin, doch Gott wird mich befähigen, so wie er David befähigt hat"

Felipes Mutter verliert die Farbe im Gesicht und der Vater schaut ihn mit offenem Mund an. Es herrscht lange eine bedrückende Stille. Keiner traut sich was zu sagen. Bis ich die erste bin, die sich traut die Stille zu brechen, „Was? Du meinst das doch nicht im Ernst oder? Es ist eine ganz andere Welt dort! Sie können dich umbringen! Dort ist es finster!"

„Ich habe keine Angst in die Finsternis zu gehen, denn ich habe das Licht!"

„Du hast nicht mehr alle Kind!", schreit die Mutter mit einer ängstlichen Stimme, „Du könntest dort im Urwald sterben! Das ist bestimmt nicht Gottes Plan für dich!"

Felipe schaut seine Mutter mitfühlend an, „In Philipper 1,20 sagt Paulus, dass Christus, sei es durch Leben oder durch Tod, groß gemacht werden wird"

Die Mutter bricht in Tränen aus, „Felipe, das meinst du doch nicht im Ernst? Thaynaras Stamm lebt in der Dunkelheit. Ihr Stamm ist blutrünstig und gefährlich!"

„Desto dunkler es ist, desto heller scheinen wir. Wir sind diejenigen, die frei sind!"

Felipes Mutter schaut mich wütend an, so als ob es meine Schuld wäre.

„Sag doch was Schatz!", fleht die Mutter ihren Mann hilfesuchend an. Der Vater zuckt mit den Schultern: „Wenn dies der Plan Gottes für sein Leben ist, können wir nichts machen!"

„Willst du mich verarschen? Jetzt unterstützt du ihn noch?", fragt die Mutter unglaubwürdig. Dann schaut sie Felipe noch kurz an und rennt zu ihren Zimmer. Ihr Mann folgt ihr hinterher, um sie zu beruhigen.

Nun bleiben nur wir beide im Wohnzimmer sitzen. Wir schweigen uns an. Felipe hat eigentlich Recht. Mein Stamm lebt in der Dunkelheit. Und ich bin hier! Ich durfte das Licht kennenlernen, ich durfte glücklich werden und in Frieden leben. Ich wollte meine Vergangenheit vergessen und meinen Stamm vergessen. Was für ein egoistischer Gedanke! Ich wollte Jesus nur für mich behalten, obwohl ich genau wusste, dass mein Stamm es genauso nötig hatte ihn kennenzulernen, wie ich.

„Ich komme mit!", meine Stimme hallt unheimlich durch den Raum. Felipe schaut mich mit großen Augen an und ein kleines Lächeln formt seine Lippen.

 Felipe schaut mich mit großen Augen an und ein kleines Lächeln formt seine Lippen

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Ein Licht in der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt