46

52 15 7
                                    

Zwei ganze Monate vergehen, indem wir alles für die Reise zurück in meinen Stamm vorbereiten. Wir haben viel Unterstützung von vielen Gemeindemitglieder bekommen, einige haben uns jedoch auch kritisiert. Rebeca hat sich auch dazu entschlossen mit uns mitzukommen. Wir haben in diesen zwei Monaten viel gebetet und viel vorbereitet, indem ich ihnen auch ein paar Wörter aus meiner Sprache beibrachte und allgemeine Sachen über die Traditionen und Glauben meines Stammes erzählte.

Heute ist nun der Tag, an dem wir abreisen. In der Gemeinde beziehungsweise im Jugendkreis hat man eine kleine Abschiedsparty gemacht. Jetzt verabschiedet sich Rebeca von ihren Eltern, während ich Felipe helfe den Truck zu beladen. Wir haben Essen, Trinken, Kleidungen, Handtücher, Zelte, Erste-Hilfe-Set, Sonnencreme, Mückenspray, Zahnpasta, Seifen, Decken, Feuerzeug, Messer, Toilettenpapier, Taschenlampe, Gitarre, Rasseln, Fotokameras, Bibeln und mein Teleskop eingepackt. Ich verabschiede mich zuerst von Felipes Mutter, die mich umarmt, indem sie mich fast zerdrückt. Dann umarme ich seinen Vater.

„Passe auf Felipe auf!"

Dann laufe ich zu Mama Sara, die gekommen ist, um sich von mir zu verabschieden.

„Ich werde Sie so vermissen Mama Sara. Sie sind ein großes Vorbild für mich!", ich umarme Mama Sara. Diese erwidert die Umarmung liebevoll. Tränen füllen ihre Augen, „Ich werde dich auch vermissen Kind. Gott wird etwas Unglaubliches tun! Erinnere dich daran Thaynara, jeder von uns erfährt Prüfungen in seinen Leben. Doch wie hart die Prüfung auch sein mag, oder wie dunkel die Wildnis ist, Gott wird uns niemals im Stich lassen!"

Ich küsse Mama Sara auf die Stirn und Tränen rollen meine Backen herunter. Schließlich steige ich ins Auto, wo Rebeca auch schon eingestiegen ist.

„Felipe, ich liebe dich! Das weißt du, oder? Ich bin immer noch nicht damit einverstanden, dass du in den Dschungel gehst, aber ich vertraue auf Gott, dass er das Richtige macht. Passe auf dich auf mein Sohn!", Felipes Mutter umarmt ihn, „Ich habe dich so doll lieb!"

„Ich dich auch Mama!", Felipe küsst seine Mutter auf die Wange. Seine Mutter will ihn gar nicht los lassen. Sanft versucht er sich von ihr zu lösen, indem er zu seinen Vater geht. Dann umarmen auch sie sich. Der Vater küsst seinen Sohn auf die Stirn, „Ich liebe dich Kleiner! Gott beschütze dich!"

„Ich habe dich auch lieb Dad!", Felipe löst sich liebevoll von seinen Vater und steigt in das Auto ein. Felipes Mutter fängt an zu heulen. Sein Vater nimmt sie liebevoll in den Arm. Felipe startet den Motor und wir fangen an zu fahren. Der Abschied ist nicht leicht gefallen, deswegen schweigen wir alle im Auto.

Die Fahrt ist lange, deswegen beschließe ich ein bisschen zu schlafen.

Nach drei Tagen kommen wir dort an, wo ich einen Bus zum ersten Mal gesehen habe, also am Rande des Dschungels, wo es noch wenige Bäume gibt und hohes Gras. Erinnerungen kommen mir hoch. Ich schmunzle: „Hier habe ich dich kennengelernt", sage ich zu Felipe, der wahrscheinlich genau dasselbe dachte.

„Ja, daran kann ich mich gut erinnern. Ich musste in den Wald gehen um zu pinkeln, doch statt Pippi zu machen, habe ich dich getroffen"

Alle fangen an zu lachen. Das muss ziemlich unangenehm für ihn gewesen sein. Ich meine, ich war ja fast nackt gewesen!

„Ähm... nur, dass es euch bewusst ist, die Leute bei mir im Stamm tragen nicht wirklich Klamotten", erkläre ich, bevor sie unter einen Schock erleiden.

„Was? Laufen sie alle nackt rum? Bist du früher auch nackt rum gelaufen?", fragt mich Rebeca panisch.

„Ja"

Felipe und ich lachen, während Rebeca die Farbe im Gesicht verliert, „Aber wir müssen nicht nackt rum laufen, oder?"

„Nein, zerbreche dir da nicht den Kopf!", lache ich.

Schließlich steigen wir aus. Mit dem Truck kann man nicht in den Wald hinein fahren. Dafür sind die Bäume zu dicht aufeinander. Wir müssen bis zu meinen Stamm hinlaufen. Wir nehmen unser Gepäck und Felipe verabschiedet sich von seinen Truck.

„Wie lange dauert es bis zu deinen Stamm?", fragt Rebeca, die stöhnend ihren schweren Rucksack über die Schulter wirft.

„Mit den schweren Rucksäcken, bestimmt ein paar Stunden Fußmarsch"

Bevor wir jedoch den Fußmarsch beginnen, beten wir. Wir beten um Schutz, dass Gott uns benutzt, um Licht zu sein und dass Gott die Menschen bei mir im Stamm berührt und verändert.

Vielleicht hört sich das alles so leicht an, aber es wird nicht leicht werden. Es wird gefährlich werden. Es wird kein Spaziergang werden. Ich habe eine scheiße Angst, wenn ich ehrlich sein darf. Ich habe Angst um Felipe und Rebeca. Ich habe Angst, dass man sie umbringt. Ich habe Angst vor dem Schamanen. Ich habe Angst vor den Feinden meines Stammes. Ich habe Angst vor den gefährlichen Tieren. Oh Scheiße! Ich habe so Angst!

„Gott bitte beschütze du uns! Herr, dein Wille geschehe! Wir sind hier um dein Werk zu verrichten!", bete ich leise.

„Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? Römer 8:31", flüstert Felipe, der meine und Rebecas Hand nimmt.

Dann laufen wir in den Dschungel hinein...

Dann laufen wir in den Dschungel hinein

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Ein Licht in der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt