Kapitel 4

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Zauberwald, vor Emmas Geburt/ dem Fluch:
(Juna: 16 Jahre alt)

Und wiedermal ist meine Flucht schief gegangen.
Timmothys Familie bekommt an jedem Montag eine Lebensmittellieferung. Der Karren hält direkt vor der Küche, dort befindet sich nämlich auch eine Tür direkt auf den Hof. Ich wollte mich während die Vorräte hinein getragen werden in den Wagen schleichen, doch der Koch hat mich erwischt.

Wieder werde ich nun gefoltert. Dieses Mal allerdings nicht mit glühenden Steinen, sondern mit Auspeitschung. Nicht nur auf den Rücken, sondern auch ein paar Schläge auf den Bauch. Beim letzten Mal kam am nächsten Morgen eine Magd in meine Kammer und hat meine Wunden verarztet, so auch diesen Morgen. Ich habe versucht mit ihr zu sprechen, aber sie hat meine Worte ignoriert. Ich glaube die anderen Bediensteten mögen mich nicht sonderlich, umso erstaunlicher, dass sich überhaupt jemand um mich gekümmert hat.
Die Tage in diesem Haus überstehe ich nur mühsam. Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich hier angefangen habe. Nun bin ich ungefähr sechzehn Jahre alt. Genau kann ich es nicht sagen, da wir Bediensteten hier keine Möglichkeit haben zu sehen welches Datum wir haben.
Ich habe trotzdem nicht aufgehört Timmothy das Leben so unangenehm wie möglich zu machen. Ab und zu sind auch mal die Ärmel seiner Kleidung zugenäht oder ähnliches. Beim Auftrennen geht dann ganz aus Versehen auch mal der Stoff kaputt.

Die Nächte aber sind wunderschön: Ich komme seit der ersten Folter jede Nacht nach Neverland.
Pan hat mich auch schon in sein Lager mitgenommen, wo auch andere Jugendliche sind, die dort wirklich leben und nicht nur in ihren Träumen dort sind.
Heute Nacht will ich Peter fragen ob er mich auch holen kommt.

Endlich ist der Tag vorbei und ich liege wieder in meiner Kammer. Ich bin so erschöpft, dass ich schnell einschlafen und durch die Wolken zu Peter fliegen kann. Wie in letzter Zeit immer erwartet er mich am Strand. Wir sind schon ein Stück am Strand entlang gegangen als ich ihn frage: „Peter, kann ich nicht hier wohnen? Kannst du mich nicht auch hierher holen?" Daraufhin antwortet er erst nichts.
„Warum willst du denn hier bleiben?", fragt er schließlich und bleibt stehen. Ich zögere bevor ich antworte: „Ich fühle mich hier Zuhause und habe sonst keinen Ort wo ich hinkönnte. Du weißt ja, wie ich zurzeit lebe. Außerdem möchte ich.... möchte ich dich nicht verlieren." Zuerst gucke ich nur auf den Sand zu meinen Füßen, dann direkt in sein Gesicht. „Meinst du das wirklich ernst?", fragt Peter und zieht seine Augenbrauen hoch. „Was ist wenn ich dich gar nicht hier haben will? Bis jetzt leben hier nur Jungs und das habe ich dir auch schon einmal gesagt." Jedes seiner Worte schmerzt. Ich kann kaum atmen, dann sage ich heiser: „Kann ich nicht das erste verlorene Mädchen sein?" Unsere Blicke haben sich die ganze Zeit nicht voneinander gelöst. Es ist wie ein Deja-Vu, mit dem Unterschied, dass wir ein solches Gespräch tatsächlich vor ein paar Jahren schon geführt haben. Pan schweigt.
„Willst du mich nicht hier haben?", frage ich ihn. Er schweigt weiterhin. Ich halte diese Spannung kaum noch aus!
„Warum wartest du jede Nacht am Strand auf mich und zeigst mir wunderschöne Orte?", frage ich weiter, „Warum gehst du so dicht neben mir, dass wir uns berühren? Warum kannst du deinen Blick nicht von mir lösen? Und wenn du mich hier nicht haben willst, warum hast du mich in den drei Jahren dann nicht längst weg gesch-", ich kann nicht weiter reden, denn plötzlich liegen seine Lippen auf meinen. Peters Arme halten mich fest umschlungen. Seine Lippen sind weicher als ich erwartet hätte.

Keuchend holen wir nach einer Zeit wieder Luft.
„Ich habe so etwas seit einer Ewigkeit nicht mehr gespürt", flüstert Peter, „Es viel mir schwer zu akzeptieren, dass ich nicht unberührbar bin in meinen Gefühlen. Deshalb konnte ich dich nicht richtig akzeptieren. Genauso wenig könnte ich dich aber gehen lassen." Er schließt die Augen. Auch ich bin noch immer überwältigt und hauche: „Peter Pan, ich glaube ich liebe dich!" Er schaut mir wieder direkt in die Augen „Ich glaube ich liebe dich auch".
Dann küssen wir uns erneut und es fühlt sich so vollkommen und wahrhaftig echt an wie ich es mir nie erträumt hatte.
„Holst du mich morgen Peter?", flüstere ich. „Ja, morgen hole ich dich", flüstert er zurück. Doch wie aus dem Nichts werden wir auseinander gerissen. Peter kann mich nicht rechtzeitig festhalten, als ich schon zurück in die Wolken gerissen werde. „Bis Morgen! Ich werde auf dich warten!", kann ich noch rufen, doch ich bin nicht sicher ob er mich noch gehört hat.

Peter Pan loves meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt