Kapitel 9

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Zauberwald, vor Emmas Geburt/ dem Fluch:
(Juna: 23 Jahre alt)

Nachdem ich vor Timmothy und seinem Blumenstrauß geflüchtet bin mache ich mich auf den Weg in ein Nebengebäude. In diesem Gebäude befinden sich eine Kutsche, ein Karren und fünf Pferde. Seit ich mich auf dem Gelände frei bewegen kann gehe ich in meiner Freizeit hierher um einmal Ruhe vor Menschen zu haben. Oder eben vor Timmothy zu flüchten. Zu solchen Zeitpunkten setze ich mich auf den Kutschbock der Kutsche und lausche dem gleichmäßigen Kauen der Heu fressenden Pferde. Es wirkt beruhigend auf mich.

Auf dem Weg zu besagtem Gebäude gehe ich durch die Küche, aus welcher ich zwei Äpfel mitgehen lasse. Einen für mich und einen für mein Lieblingspferd, eine kleine, alte graue Stute. Sie hört mir zu wenn ich ihr von meinen Sorgen und Problemen erzähle.

Als ich durch das große Eingangstor schlüpfe und es wieder hinter mir zudrücke spüre ich sofort, dass etwas anders ist. Als läge in der Luft ein Prickeln.
Leise und angespannt drücke ich mich von hinten an der Kutsche entlang. Dann schiele ich langsam auf den Kutschbock und kann es nicht fassen: Peter sitzt im Schneidersitz dort und beobachtet mich sichtlich amüsiert. Mir fallen die Äpfel aus der Hand und sie kullern unter das Gefährt. Auf den Kutschbock springen und mich in seine Arme werfen sind eine Bewegung und ich drücke mich glücklich an ihn. Er riecht nach Wald und Meeresluft.

Peter hält mich ebenfalls fest im Arm und beginnt nach einiger Zeit kleine Kreise auf meinen Rücken zu zeichnen. Irgendwann richte ich mich wieder auf und positioniere mich ebenfalls im Schneidersitz. Erst jetzt mustere ich ihn genauer.
„Du hast dich gar nicht verändert", flüstere ich und man hört ein wenig die Furcht in meiner Stimme.

„Ich habe dir in deinen Träumen, als du mich noch besuchen konntest, doch gesagt, dass in Neverland die Zeit still steht", sagt er, doch macht mir keinen Vorwurf. Ich nicke lediglich. Noch immer kann ich ihn bloß anschauen. Fast krampfhaft versuche ich eine kleine Veränderung auszumachen, doch die Suche ist vergeblich.

„Wie viele Jahre sind vergangen?", fragt Peter. „Sieben", sage ich nur. „Sieh es so, eigentlich bin ich viel älter als du", Peter versucht ein Lächeln, doch es heitert mich kaum auf. Mir wird gerade schmerzlich bewusst, dass Peter zwar ewig Zeit hat auf mich zu warten, aber mir selbst die Zeit davon rennt. Und wenn Timmothy in der Zeit etwas zustößt, dann habe ich endgültig alles verloren. Und selbst wenn ich es schaffe, möcht eich nicht als Erwachsene neben Peter leben. Gerade wird mir klar wie verwundbar ich doch bin.
Nun müssen wir auch noch einen Weg finden, dass ich wieder jung werde!

Peter zuliebe versuche auch ich ein Lächeln. Er nimmt meine Hand und beginnt mit meinen Fingern zu spielen.

Timmothy wollte mir vorhin Rosen schenken, aber ich habe sie nicht angenommen", beginne ich zu erzählen. Peter, der vorher meine Hände betrachtet hat, hebt nun ruckartig den Kopf und ich erwarte eine Schimpftrarde auf den Hausherrn. „Ihr bleibt aber nur befreundet?", fragt er jedoch nur. „Ja, aber er hat mir noch immer nichts verraten", seufze ich, „Mittlerweile glaube ich, dass er das nie tun wird." Wir beide schweigen und ich genieße es einfach ihn nach so langer Zeit wieder in meiner Nähe zu haben.

"Und wenn du ihm ein Ultimatum stellst?", Peters Stimme klingt gepresst als er die Stille unterbricht. „Was denn für ein Ultimatum?", frage ich, obwohl ich schon eine Ahnung habe. „Du lässt es zwischen euch romantisch werden, aber stellst ihm wenn es ernst wird die Bedingung, dass er dich erlösen muss." „Ich will das nicht machen. Ich liebe doch dich", ich versuche den Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hat, herunterzuschlucken. Ohne Erfolg. „Gerade deshalb musst du es tun", jeder würde merken, dass Peter der Satz nicht leicht fällt. „Wenn du ihm wirklich wichtig bist wird er einwilligen." Ich nicke, doch zufrieden bin ich nicht. So weit wollten wir es nie kommen lassen. Aber es scheint die Einzige Möglichkeit zu sein. „Und dann dauert es nicht mehr lange bis du zu mir kommst." Ich nicke erneut, doch kann die Tränen in meinen Augen nicht mehr zurückhalten. Ich lege mich wieder in seine Arme und genieße seine Wärme. Dann küssen wir uns. Warum immer dann, wenn ich gerade weine? Ich will nicht mehr das Salz schmecken! Ich will wissen nach was er schmeckt! Mein Kuss wird drängender und ich schiebe meine Zunge an seine Lippen. Peter macht sofort mit.

„Ich liebe dich", keuche ich in einer Atempause, „Und das werde ich immer tun." Peter nickt zustimmend, dann liegen seine Lippen wieder auf meinen. „Wir werden es schaffen", keucht er.„Ich weiß. Peter Pan scheitert nie!" Ich spüre sein Grinsen während des Kusses.

Storybrook,nachdem der Fluch gebrochen wurde:

„Ich bleibe noch eine Weile hier", sage ich vom Sofa aus, um mich herum eine Decke geschlungen, als Timmothy zu Bett gehen will. Er nickt nur stumm.
Seit meinem Geständnis, dass ich hier nicht bleiben will, ist er sehr wortkarg. Ich kann es ihm ja nicht einmal verdenken, wie hätte ich in so einer Situation reagiert? Doch er muss einfach mitkommen! Ansonsten sitze ich hier fest. Seine ausgebliebene Antwort lässt mir keine Ruhe, obwohl ich fest entschlossen bin mein Ziel zu erreichen.

Nach einer kurzen Weile des Überlegens stehe ich auf und gehe in unser Schlafzimmer. Jedoch lege ich mich nicht schlafen sondern knie mich nur auf meine Bettseite. „Timmothy? Schläfst du schon?", meine Stimme ist leise, doch ich weiß, dass er mich gehört hat. „Ja", grummelt es von der anderen Bettseite. Dann setzt er sich auf, mir gegenüber. Obwohl nicht viel Zeit vergangen ist, sind seine Haare schon ganz verstrubbelt.

„Liebst du mich?", frage ich ihn gerade heraus. „Aber selbstverständlich", sagt er und nimmt mich bei den Händen. „Dann überlege nicht lange und komm mit mir nach Neverland", meine Stimme ist flehend. „Jun...Ich habe hier eine Arbeit und... wenn du überlegst ist es hier doch gar nicht so schlecht", er versucht ein Grinsen. Meine Miene hingegen wird traurig: „Es ist mein größter Wunsch."

Ich sehe wie er mit sich ringt. „Wie sollen wir da denn hin kommen?", er denkt es gäbe keinen Weg. „Wie gesagt, ich würde einen finden", meine Stimme wird wieder fest. „Du kennst den Ort doch gar nicht richtig. Nur aus diesem bescheuerten Lied!", Timmothy lässt meine Händelos und rauft sich die Haare. „Aber ich glaube an ihn", er denkt ich rede von Neverland, doch das ist nicht der Fall. Ich spreche von den Herren Neverland. „Und ich würde es auch alleine überprüfen, aber du weißt das geht nicht." „Warum denn nicht?", Timmothy schiebt seine Augenbrauen zusammen. „Du weißt, dass der Fluch wieder wirkt", mein Tonfall ist vorwurfsvoll, „Du kannst es doch auch spüren." „Nein, ich wusste es nicht", verteidigt er sich, doch ich erkenne, dass er lügt. Und ich weiß, dass das Band ein Wunder Punkt bei uns beiden ist. Und diesen gilt es jetzt zu nutzen.
„Komm mit mir", bitte ich ihn erneut und dieses Mal bin ich diejenige, die seine Hände nimmt, "Ich reiße dich nicht gerne aus deinem Leben, aber du weißt ich habe keine Wahl. Es ist nicht meine Schuld, dass ich nicht ohne dich gehen kann."

Ich kann förmlich zusehen wie der Wille meines Mannes bröckelt. „Bitte", sage ich nachdrücklich, "Lass mich diesen einen Wunsch wahr werden lassen." Ich bin mir nicht sicher ob das jetzt zu viel des Guten war, aber Timmothy ist ein Romantiker.
„Na schön", willigt er schließlich widerstrebend ein. „Wenn du einen Weg findest und wir es uns erst einmal nur anschauen und dann wieder zurück kommen", stellt er die Regeln auf, „Versprichst du es?" „Ich verspreche es."

Glücklich falle ich ihm um den Hals und küsse ihn. Ich weiß, dass Timmothy nicht daran glaubt, dass ich einen Weg finde und nicht sonderlich begeistert von meiner Idee ist, aber wichtig ist nur, dass er einen Fuß auf die Insel setzt. Dann sind wir bei Peter und der wird ganz sicher nicht zulassen, dass ich je wieder verschwinde.

Nachdem ich sicher bin, dass Timmothy schläft, mache ich es wie letzte Nacht und schleiche mich auf den Balkon. Dieses Mal erwartet mich der Schatten jedoch schon.
„Hast du eine Lösung gefunden?", seine Stimme ist tief und ruhig. „Ja, aber es ist nicht einfach: Timmothy muss das Band mit einem Stich in sein Herz zerstören. Dabei wird er sterben", die Ausweglosigkeit der Situation ist nicht in meiner Stimme zu hören, denn ich bin noch immer zu glücklich, dass Timmothy mit nach Neverland kommen wird.
„Ich habe ihn überzeugen können mit mir nach Neverland zu reisen", nun grinse ich. „Du wirst uns bei der Reise helfen?", ist meine Frage an den Schatten, „Schließlich kannst du durch Welten reisen." „Ja, ich werde euch helfen, besorge du nur etwas, auf dass ihr euch setzen könnt. Sobald ihr auf der Insel seid, wird Peter Pan sich um alles weitere kümmern." Nun beginne ich über das ganze Gesicht zu strahlen, ich bin meinem Ziel so nah! Bald werden Peter und ich für immer vereints ein.

„Und was ist mit meinem Alter?", ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Auch darum wird er sich kümmern", nickt der Schatten. „Peter Pan scheitert nie", sage ich grinsend. „Peter Pan scheitert nie", stimmt mir der Schatten zu. „Wir sehen uns morgen Abend zur Abreise", sind seine letzten Worte bevor er wieder nach Neverland reist.
Dem Ort der schon immer als mein Zuhause bestimmt war und der seine Bestimmung bald erfüllen wird!

Peter Pan loves meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt