Kapitel 20

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Zauberwald, Emmas Geburt/ der Fluch:

(Juna: 28 Jahre)

Es ist Abend und Timmothy und ich liegen gemütlich nebeneinander in unserem Ehebett. Er malt mit dem Finger kleine Kreise auf meinen Unterarm und ich streiche ihm müde durch die Haare.
„Wann wollen wir eigentlich mal Kinder haben?", fragt mein Mann plötzlich. Seine Frage trifft mich völlig unvorbereitet. Mein Herz beginnt zu rasen, vor dieser Frage habe ich mich gefürchtet, seit ich realisiert habe, dass ich niemals eine Familie mit dem Mann neben mir haben möchte. Er hat nie erfahren, dass ich bereits einmal schwanger war.
Als der Arzt damals noch einmal da war, hatte ich ihm gesagt, dass ich das Kind ganz einfach verloren habe. Währenddessen habe ich geweint. Er hat meine Erzählung geschluckt. So ganz gelogen war es ja auch nicht.

„Ich weiß noch gar nicht ob ich Kinder haben möchte", sage ich wahrheitsgetreu.
„Aber möchte nicht jede Frau Kinder?", wundert sich Timmothy. Meine Hände verkrampfen sich und ich ermahne mich selbst ruhig zu bleiben: „Offenbar ja nicht oder? Zumindest kann ich es jetzt noch nicht sagen." Ich mache mich von Timmothy los und drehe ihm meinen Rücken zu. Mein Blick fällt von hier aus direkt auf das Fenster. Wenn ich mich konzentriere kann ich sogar ein paar Sterne erahnen.

„Entschuldige Liebste, ich wollte dich nicht unter Druck setzen. Ich kam nur darauf, weil Prinzessin Snowwhite und Prinz Charming ja ein Kind erwarten." Die Hand meines Ehemannes gleitet sanft über meinen Rücken, doch diese Geste lässt mich nicht entspannen, sondern bewirkt das genaue Gegenteil.
„Schon gut", murre ich.
„Ach komm schon", man hört das Grinsen in der Stimme des Mannes.
„Es ist nur... Ach egal", winke ich ab.
„Nein, bitte erzähle es mir Juna. Du weißt du kannst mir alles sagen, wir sind immer ehrlich zueinander gewesen."
Ich warte einen Moment bevor ich anfange zu sprechen. „Es ist nur so, dass ich wahrscheinlich einfach noch von meiner eigenen Kindheit geprägt bin", beginne ich mir eine weitere Lüge zusammen zu basteln. „Du hattest einen Vater, der dich ehrlich geliebt hat. Ich hingegen wurde nie richtig geliebt. Du bist der Erste. Weißt du, ich will dieses Schicksal einfach keinem anderen Wesen zumuten", mit Absicht lasse ich meine Stimme ein wenig brüchig klingen. Die Lüge ist so gut, dass ich sie schon fast selbst glaube.
„Aber wir können doch alles anders machen", Timmothy hört nicht auf über meinen Rücken zu streichen. Das macht mich noch irre.
„Nein Timmothy, so begreife doch: Ich könnte einem Kind nie so viel Liebe geben, wie es braucht. Dafür habe ich zu wenig davon!", während ich spreche setze ich mich abrupt auf. Ich kann einfach nicht so ruhig da liegen!
„Juna.... Ich glaube du steigerst dich da etwas hinein", wagt mein Mann vorsichtig zu bemerken.
„Nein!", ich steige aus dem Bett und stelle mich mit verschränkten Armen ans Fenster.

Aus Timmothys Perspektive gesehen hat er natürlich völlig recht, aber ich verteidige meine Lüge mit allen Mitteln! Ich will kein Kind mit einem Mann, den ich nicht liebe!
„Juna.... Es tut mir leid. Ich sollte dich damit nicht so sehr bedrängen. Es war nur.... Ach, es war eine blöde Idee", knickt mein Ehemann ein. Doch so richtig darüber freuen kann ich mich nicht, denn gerade bin ich zu aufgebracht. Außerdem habe ich in dem Moment eine seltsame, riesige, dunkle Wolke am Horizont entdeckt.

„Timmothy! Timmothy was ist das?", frage ich aufgeregt und öffne das Fenster. Von draußen dringen laute und aufgeregte Rufe in das Zimmer. Und immer wieder hört man einen Satz: Der Fluch kommt.
„Der Fluch kommt", sagt auch Timmothy jetzt.
„Welcher Fluch?", frage ich verwirrt und leicht panisch.
„Ein Fluch, den die böse Königin ausgesprochen hat", erklärt mein Mann eilig, „Er wird uns alle in ein Land ohne Magie bringen und uns alles vergessen lassen. Wer wir sind, einfach alles!" Er rauft sich die Haare.
„Warum hast du mir nichts davon gesagt verdammt?!", schreie ich ihn an. Verzweiflung überkommt mich. Ich konnte Peter nichts von dem Fluch sagen!

Peter Pan loves meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt