Kapitel 23

1K 50 7
                                    

Zauberwald, vor Emmas Geburt/ dem Fluch:

(Juna: 8 Jahre alt)

„Geh jetzt ins Bett, Liebling", sagt meine Mutter zu mir. Sie sieht müde aus, dunkle Augenringe zeichnen sich ab. Ihre sonst so vor Energie und Freude strahlenden Augen sind schon vor ein paar Monaten erloschen. Es tut mir weh sie so zu sehen und ich versuche ihr alles recht zu machen. Was wenn ich daran Schuld bin?
„Ich komme gleich nochmal vorbei", fügt sie milde lächelnd hinzu.

Schnell laufe ich in mein Zimmer. Ich bin bereits bettfertig. Eilig krabbele ich unter meine Decke und schaue noch aus dem Fenster bevor meine Mutter kommt. Mein Atem lässt die kalte Scheibe beschlagen. Dennoch kann ich die Landschaft draußen erkennen. Von meinem Zimmer aus kann man auf den nahegelegenen Wald gucken. Zu dieser Zeit aber sind seine Bäume gänzlich kahl.
Vereinzelte Sterne schimmern bereits am Nachthimmel und ich betrachte sie glücklich. Sie sind meine Freunde.

Meine Zimmertür geht auf und ein schmaler Lichtstreifen fällt auf die Dielen und die gegenüberliegende Wand. Dann kommt meine Mutter herein. Ihre Schritte lassen die Holzbretter unter ihren Füßen knartschen. Das Bett ächzt als sie sich zu mir setzt.
„Ich mag die Sterne", sage ich.
„Ich auch, Juna", die Stimme meiner Mutter klingt brüchig, „Denk dran. Sie sind immer da oben und leuchten. Auch wenn die Wolken die Sicht auf sie versperren."
„Das weiß ich doch, Mami", lache ich und schaue sie an.
Sie lächelt, doch ich kenne sie gut genug um zu wissen, dass sie eigentlich traurig ist.
„Was hast du, Mami?", frage ich verwirrt.
„Nichts mein Schatz, alles gut", sagt sie und streicht mir übers Haar. Doch in ihren Augen sehe ich Tränen glitzern.
„Ich habe dich lieb", sage ich und hoffe, dass es sie aufmuntert. Ich würde ihr gerne helfen, aber ich weiß nicht wie.
„Oh, ich habe dich auch lieb, Juna", sagt sie und nimmt mich in den Arm, Vergiss das bitte nie."

Ich spüre etwas Nasses an meinem Hals. „Weinst du?", frage ich sie vorsichtig.
„Nein, nein, mein Schatz", meine Mutter löst sich von mir und erhebt sich eilig. Ein Schatten liegt auf ihrem Gesicht, sodass ich ihre Augen nicht sehen kann.
„Du bist der schönste Mensch, den ich kenne", flüstert sie. Warum sagt sie so Etwas?
„Wie meinst du das, Mami?"
„Schlaf gut und träum was Schönes", auf meine Frage reagiert sie nicht. Sie dreht sich um und steuert auf die Tür zu.
„Du auch", sage ich gähnend und lasse mich ins Bett sinken. Die Tür fällt mit einem leisen Klicken ins Schloss.

Am nächsten Morgen schlurfe ich noch schlaftrunken aus meinem Zimmer. In dem Haus ist es kalt. Seltsam, sonst zündet meine Mutter immer ein Feuer an. Das braucht sie ja auch zum Kochen. Und sonst hat sie mich auch immer geweckt.
„Mami?", frage ich in die Stille des Hauses hinein. Eine Gänsehaut überzieht meinen Körper.
„Papa?", auch darauf gibt es keine Antwort. Auf einmal ein Geräusch. Ein dumpfes Klopfen.
Hastig laufe ich zu einem der Fenster und blicke in den Garten. Mein Vater schlägt mit wutentbranntem Gesicht mit einer Axt auf den Baumstumpf ein, den wir als Unterlage zum Holzhacken verwendet haben. Ich wende mich ab und laufe zu ihm in den Garten.

„Hör auf, Papa!", rufe ich erschrocken, „Den brauchen wir doch noch!"
Er hält inne und dreht sich langsam zu mir. Sein Gesicht hat eine ungesund rote Farbe.
„Wir brauchen gar nichts mehr", sagt er mit bitterer Stimme.
„Wie meinst du das?", frage ich verwirrt, „Wo ist Mami?"
Er lacht trocken: „Deine Mutter ist fort. Sie hat uns verlassen."
Seine Worte sind wie ein Schnitt durch mein Herz und dennoch begreife ich sie nicht so recht.
Wieso sollte meine Mutter uns verlassen?
Irrt er sich?
Ist sie in Wahrheit nur auf dem Markt?

Peter Pan loves meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt