Kapitel 12

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Zauberwald,vor Emmas Geburt/ dem Fluch:

(Timmothy, 12 Jahre alt, POV)

Juna ist gerade wieder aus meinem Zimmer gegangen. Sie hat alles für die Nacht vorbereitet, wenn auch mit viel Protest. Doch schlussendlich sind die Vorhänge zugezogen, die dreckige Kleidung weggeräumt und mein Bett aufgeschlagen worden. Nun lege ich mich gemütlich hinein und warte darauf, dass mein Vater kommt um mir eine Gute Nacht zuwünschen. Das hat er schon immer so gemacht. Selbst als meine Mutter noch da war. Er hat es sich nie nehmen lassen mir noch eine Geschichte zu erzählen oder mir meine Sorgen zu nehmen. Manchmal auch beides zusammen.

Die große Tür knartscht und in ihrem Rahmen erkenne ich lediglich die Silhouette meines Vaters, da in meinem Schlafzimmer nur eine Kerze brennt. Lächelnd schließt er die Tür hinter sich und schlendert zu mir herüber.
„Wer schläft denn da noch nicht?", fragt er mit einem scherzhaften Unterton. Ich grinse, er weiß ganz genau, dass ich nicht schlafe, bevor er nicht da war. Auch wenn wir in diesem Haus Feste feiern und es Zeit ist ins Bett zu gehen kommt er noch einmal. Obwohl er der Gastgeber ist. Doch wir feiern kaum noch Feste seit meine Mutter fort ist. Ich weiß nicht was damals geschehen ist, es gab auch keine Beerdigung. Sie war mit meinem Vater auf einer Geschäftsreise, von der sie nicht wiederkam.

In meinem Hals bildet sich ein Kloß und mein Lächeln verblasst. Das Zimmer wirkt auf einmal viel dunkler als vorher und die Bettdecke scheint nicht mehr zu wärmen.
„Was ist denn los?", fragt mein Vater und die nachdenklichen Falten auf seiner Stirn zeichnen sich ab. Er lässt sich auf meiner Bettkante nieder und stützt sich auf der Decke ab.

Ich würde ihm gerne sagen was mich bedrückt, doch ich weiß nicht ob ich ein so sensibles Thema direkt ansprechen darf. Deshalb senke ich nur den Blick.
„Du kannst mit mir über alles reden", sagt mein Vater sanft. Ich vertraue ihm, er war immer schon für mich da.

Was ist damals mit Mom passiert?", frage ich leise. Mein Vater schweigt. Damit hat er nicht gerechnet. „Wie kommst du denn jetzt darauf ?", fragt er nach einer Weile. Seine Stimme klingt ganz ruhig, doch ich kenne ihn gut genug um zu wissen, dass er dahinter nur seinen Schmerz versteckt. Seinen ganz eigenen Schmerz, den er in der Form mit niemandem teilen kann und auch nicht möchte. Ich zucke nur mit den Schultern.
„Ist es denn ein Geheimnis?", vorsichtig blicke ich ihm in die Augen. „Nein, das ist es natürlich nicht", mein Vater rauft sich die Haare, eine Geste, die ich bei mir selbst auch immer wieder beobachten kann. „Es ist bloß keine schöne Geschichte", er lächelt müde. „Ich bin alt genug", sage ich überzeugt. Mein Vater lächelt gequält. Wir schweigen wieder, dann setzt we sich aufrecht hin, verschränkt die Hände  im Schoß und beginnt  zu erzählen.

Du weißt ja bereits, dass wir auf einer Geschäftsreise waren", mein Vater stockt wieder, er weiß nicht wie er mir erzählen soll was damals passiert ist. „Von der sie nicht zurück kam", versuche ich ihm zu helfen.
„Richtig, von der sie nicht zurück kam. Deine Mutter hatte, wie du auch, eine Kammerdienerin. Ihr Name war Margot. Diese war vor ihrer Familie geflüchtet, sie hatten im Wald gelebt und Margot wollte sich ein neues Leben aufbauen. Mit der Arbeit als Dienerin hätte sie genügend Geld verdient. Ihrer Familie passte ihr Verschwinden gar nicht und so suchten sie nach ihr. Auf der Reise kam Margot mit uns. Wir kamen durch ein Waldgebiet und dort wurde unsere Kutsche überfallen, von ihrer Familie, doch sie schafften es nicht Margot mit sich zu nehmen. Sie aber hatte unter ihren Leuten einen jungen Mann gesehen, den sie nicht kannte, er musste wohl erst vor kurzem dazu gestoßen sein, und sie verliebte sich in ihn. In der Nacht wollte sie sich davon schleichen um mit ihm wieder bei ihrer Familie zu leben, er sollte sie abholen, doch deine Mutter stellte sich ihr in den Weg. Ich war an dem Abend bei einem Geschäftspartner gewesen und kam gerade in dem Moment wieder als der Geliebte von Margot deine Mutter umbrachte. Sofort habe ich die Wachen alarmiert und die Täter wurden bestraft, doch deine Mutter konnten wir nicht mehr retten."

Peter Pan loves meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt