Kapitel 11

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Zauberwald,vor Emmas Geburt/ dem Fluch:

(Juna: 13 Jahre alt)

Und wie jeden Abend liege ich in meiner Kammer auf der Matratze und warte darauf, dass ich endlich einschlafe. Das gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn ich bin so aufgeregt! Letzte Nacht hat Peter nämlich gesagt, dass er mich mit in sein Lager nehmen wird.

Erneut wälze ich mich auf die andere Seite. Um endlich einschlafen zukönnen beginne ich mich auf meine Atmung zu konzentrieren:
Ein und aus.
Und ein und aus.
Dann schweifen meine Gedanken wieder zu dem Jungen mit der Insel und ich muss grinsen. Jetzt bin ich wieder wach.

Entnervt stöhne ich auf und werfe mich wieder auf die andere Seite. Vielleicht sollte ich es mit Schäfchen zählen versuchen? Eins, zwei, drei, vier..... 23, 24, 25..... 60, 61... Das... wird doch..nie....

.....

Endlich fliege ich wieder durch die Wolken und kann die Insel schon erkennen! Eine grüne Idylle und ein Ort um Abenteuer zu erleben!

Am Strand wartet Peter schon auf mich. „Das hat aber lange gedauert", kommentiert er mein Auftauchen. Als ich gestehe, dass ich vor Aufregung nicht einschlafen konnte, muss er grinsen. Dann nimmt er mich wie ein großer Bruder an die Hand und geht mit mir in den Dschungel. Ich reiche ihm lediglich zu der Brust und beobachte ihn bewundernd. Er strahlt für mich so etwas Sicheres aus und es ist so toll, dass er hier ohne irgendwelche Erwachsenen lebt. Nur mit ein paar Freunden.

Peter hat gesagt, dass sie „Die verlorenen Jungs" heißen und ich so etwas wie ein „verlorenes Mädchen" bin. Es ist ein tolles Gefühl dazu zu gehören.
„Pass auf, dass du nicht die Dornen berührst", weist er mich an, „Das ist Traumschatten und der ist giftig." „Auch die Beeren, die daran hängen?", frage ich. „Nur die roten."

Wir sind gleich da", dreht sich Peter zu mir um und lässt meine Hand los, „Nur noch ein paar hundert Meter." Mein Puls schnellt in die Höhe und meine Hände werden schwitzig. Ein Glück, dass Peter das nicht bemerken kann. Denke ich jedenfalls, denn er dreht sich erneut um. „Na, aufgeregt?", er hebt eine Augenbraue. „Na, ist es dir peinlich meine Hand zu halten?", will ich ihn necken, doch er lacht nur darüber. „Die Jungs werden dich besser behandeln wenn du stärker wirkst", erklärt er mir. Ich nicke nur stumm, denn jetzt bekomme ich auch ein wenig Angst.

Dann betreten wir eine Lichtung. In der Mitte brennt ein Feuer, um welches sich die verlorenen Jungen platziert haben. Ein etwas älterer mit blonden Haaren steht erst abseits und kommt dann auf Peter und mich zu, als er uns erblickt.

„Felix, das ist Juna", wendet Peter sich an ihn, „Das verlorene Mädchen, von dem ich dir erzählt habe." Felix nickt nur. „Hallo Felix", sage ich schüchtern, doch er beachtet mich nicht weiter. Als ich meinen Blick wieder von ihm wende, steht Peter nicht mehr bei uns. Er sitzt nun in der Mitte auf einem Holzstumpf und beginnt auf der Flöte zu spielen. Die Melodie umhüllt mich und unverzüglich beginne ich um das Feuer herum zutanzen, ebenso wie die Jungs. Ein Gefühl von Gemeinschaft und Freiheit entsteht und löst etwas in mir aus, das ich so intensiv lange nicht mehr gespürt habe: Glück. Ich beginne über das ganze Gesicht zu strahlen und jubele mit den anderen Kindern.

Irgendwann hört Peter auf zu spielen, doch wir machen unsere eigene Musik mit Trommeln und Gejohle und tanzen immer weiter.
Auf einmal kommt Felix zu mir: „Die Nacht ist bald vorbei, Juna. Pan möchte, dass ich dich zum Strand begleite." Ich werfe einen schnellen Blick zu Peter, welcher nickt. Dann folge ich Felix.

Auf dem Weg zum Strand ist mir langweilig, weshalb ich beginne ihm Fragen zu stellen: „Felix, seit wann lebst du eigentlich hier?"
„Seit ein paar Jahren."
„Und wie alt bist du?" Ich hopse vergnügt hinter ihm her.
„Was interessiert dich das?"
„Ach nichts", winke ich ab und beginne fröhlich zu summen. Hier in Neverland bin ich richtig losgelöst, anders als in dem großen Haus. Hier auf der Insel ist es in Ordnung Kind zu sein!
„Juna, könntest du das bitte lassen?", grummelt Felix genervt.
„Was denn?", ich tue auf unschuldig. „Das Gesumme!", Felix fährt herum und rammt seine Keule vor mir auf den Boden. „Na gut", ziehe ich den Kopf ein. Der große Junge dreht sich wieder um und geht weiter.
„Neunzehn", sagt er nach einer Weile. „Was?", frage ich irritiert.
„Ich bin neunzehn, obwohl, mittlerweile müsste ich eigentlich viel älter sein", er redet mehr zu sich selbst als zu mir.
„Und wie alt ist Peter?", frage ich interessiert.
„Nenn ihn besser Pan", verbessert mich Felix.
„Warum?"
„Um ihm den nötigen Respekt zu erweisen", während er redet verliere ich den Halt auf dem Boden und beginne zu schweben. „Ähm... Felix?", mache ich ihn auf mich aufmerksam und stoße mit dem Kopf leicht gegen einen Ast. Über mir sind die Bäume sehr dicht und es würde weh tun, beim Aufwachen da durch gezogen zuwerden.

Peter Pan loves meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt