Kapitel 35

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Neverland, vor Emmas Geburt/ dem Fluch:
(Juna: 16 Jahre alt, ein paar Nächte bevor Pan sie küsst)

„Was möchtest du mir denn zeigen?", wende ich mich neugierig an Pan.
Er hat mich am Strand erwartet, das macht er in letzter Zeit häufiger so. Immer seltener gehen wir zum Lager, sondern durchstreifen eher die Insel. Einmal waren wir an dem Wasserfall, dann in einer schönen Lagune oder bei einem Baum, den Pan seinen Nachdenk-Baum nennt.
Ich habe allerdings immer noch nicht herausgefunden warum er mir all die schönen Orte zeigt. Wenn ich ihn danach frage lenkt er ab.
„Das wirst du schon herausfinden", grinst mein Begleiter, „Wie die letzten Male auch."
Nun muss ich schmunzeln. Pan verrät mir nie wo es hingeht. Er meint, dann wäre die Freude um so größer.

Der schmale Weg wird immer unebener und führt uns jetzt steil bergauf. Pan geht voran, bleibt dann aber stehen und dreht sich zu mir um. Die Äste hängen hier teilweise so tief, dass wir fast durchgehend in gebückter Haltung laufen.
„Ich helfe dir", sagt er und streckt mir eine Hand entgegen, die ich ergreife. Meine Haut kribbelt als wir uns berühren und mein Herz beginnt schneller zu schlagen. In Pans Blick flackert kurz etwas, dann dreht er sich wieder weg und zieht mich mit sich hinauf.

Nach einer Weile kann ich in der Ferne schwaches Licht sehen. Wir haben die ganze Zeit geschwiegen.
„Gleich sind wir da", sagt Pan.
„Gut, mein Rücken tut auch schon weh", ich lache gequält.
Dann treten wir aus dem Wald heraus und stehen an einer Klippe aus dunklem Fels, hier können wir uns wieder gerade aufrichten. Nur einen Schritt weiter und wir würden hinunter stürzen. Unter uns lediglich der wilde Dschungel.
Der Junge neben mir hat meine Hand noch immer nicht losgelassen und ich belasse es dabei. Irgendwie ist es angenehm. Außerdem fühle ich mich damit auch sicherer, so nah am Abgrund.
Doch das, was wirklich atemberaubend ist, ist der Nachthimmel. Überall funkelnde Sterne, die Sternbilder bilden, die mir mittlerweile so vertraut sind wie die im Zauberwald. Vielleicht sogar noch mehr. Im Zentrum des Ganzen steht ein riesiger Vollmond. Hell leuchtet er mich an und sieht dabei genauso aus wie in meinem Land, nur schöner.
„Es ist wunderschön", hauche ich und kann meinen Blick nicht davon abwenden.
„Ja, das ist es", bestätigt mich Pan und sein Blick ruht dabei auf mir. Um uns herum knartschen und knacken die Bäume und der leichte Wind in den Blättern lässt eine leichte Melodie entstehen.
Pan und ich setzen uns an die Klippe, wobei wir unsere Hände voneinander lösen.

„Danke, dass du mir diese Orte zeigst Pan", flüstere ich.
„Weißt du, du kannst mich auch Peter nennen", bietet mir der Herr Neverlands an.
„Wirklich?", ich lächele verlegen und schaue zur Seite, „In Ordnung, Peter." Irgendwie ist mir das gerade peinlich, gleichzeitig möchte ich aber, dass dieser Moment niemals endet.
„Du erinnerst mich an den Mond", sagt Peter irgendwann.
„Warum?", frage ich verwundert.
„Naja, du bist....", jetzt wirkt auch er verlegen, bekommt dann aber seine Fassung wieder, „Du bist wunderschön und deine Ausstrahlung ist irgendwie... hell. Aber nicht so wie die Sonne, sondern geheimnisvoller, eben wie der Mond. Das Licht in der Dunkelheit."
„Das klingt schön", sage ich ruhig und kann damit seine Nervosität legen, die ich gespürt habe, obwohl er sie sich nicht wirklich anmerken lässt.
„Apropos Geheimnis", lenkt Peter ab,„Verrätst du es mir jetzt endlich? Dein Geheimnis?"
Ich grinse, „Sind die schönen Plätze etwa bloß ein Bestechungsversuch?"
„Nein", Peter schüttelt den Kopf, „Die Orte wollte ich dir einfach so zeigen. Und erzählst du es mir jetzt?" Er hebt verführerisch eine Augenbraue.
„Nein", jetzt schüttele ich lachend den Kopf und blicke wieder zum Mond.
„Wirst du es mir irgendwann sagen?", will Pan wissen.
„Vielleicht", gebe ich ihm eine Antwort, „Wenn ich bereit dazu bin."

Peter Pan loves meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt