Kapitel 36

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Zauberwald, vor Emmas Geburt/ dem Fluch:
(Juna: 18 Jahre alt)

Kaltes Wasser benetzt meine Hand als ich sie wieder aus dem Eimer ziehe. Ich bin gerade dabei die Fenster in Timmothys Zimmer zu putzen. Ganz schön zeitaufwendig, da die Fenster sehr groß sind. Von hier aus habe ich einen guten Ausblick auf den Hof. Geschäftig eilen dort einige Dienstboten umher.
Heute Abend findet ein Fest statt, Timmothy hat nämlich Geburtstag. Er richtet ein Tanzfest in dem Festsaal des Hauses aus. Der Raum ist nicht riesig, aber groß genug, dass wenigstens ein paar Gäste hinein passen.
Meine Hand bewegt den Lappen geschmeidig über die Fensterscheibe während ich meinen Gedanken nachhänge. Ich wette einmal auf so einem Fest zu tanzen wäre ein unglaubliches Erlebnis. Aber ich bin ja nur eine Angestellte. Außerdem kann ich nicht mal tanzen.

Frustriert lasse ich den Lappen in den Eimer fallen. Mit einem Platschen landet er auf der Wasseroberfläche und geht dann unter. Im Zimmer ist es leise. Nur vom Flur her dringen Kommandos, die obere Dienstboten den ihnen untergebenen zurufen. Ich bin alleine in dem Zimmer.
Das Band um mein Herz flattert unruhig, denn Timmothy ist etwas im Stress alles zu organisieren. Ein Grinsen zieht sich über meine Lippen als mir eine Idee kommt. Ich schlendere in die Mitte des Raumes und verbeuge mich vor einem Tänzer, den ich mir vorstelle. Dazu hebe ich mein schwarzes Dienstbotenkleid leicht an und sinke in die Knie. Dann gehe ich in Tanzhaltung und wirbele durch das Zimmer.
In meinem Kopf spielt schnelle Geigenmusik und ich wirbele immer weiter umher bis mir irgendwann schwindelig wird und ich mich erschöpft aber mit einem strahlenden Lächeln auf den Boden sinken lasse.

Für den ersten Moment dreht sich alles um mich herum, dann bleibt das Bild schließlich stehen.
Beifall ertönt.
Timmothy steht grinsend und klatschend in der Tür. Offensichtlich hat er mich beobachtet. Peinlich. Schnell rappele ich mich auf und gehe ohne ein Wort darüber zu verlieren wieder meiner Arbeit nach. Etwas zu hastig reiße ich den Lappen wieder aus dem Eimer, das Wasser spritzt etwas im Raum herum.

„Das muss dir nicht unangenehm sein", meint der 15-Jährige entschuldigend.
„Ach ja?", frage ich mit hochgezogenen Augenbrauen und putze nun gereizt das Fenster.
„Ja", Timmothy zuckt mit den Schultern, „Aber mich würde interessieren warum du so durch den Raum wirbelst." Er lacht kurz auf, verstummt aber schnell als er seine Taktlosigkeit bemerkt. Ich atme genervt laut aus. Dann wende ich mich ihm abrupt zu.
„Ich habe mir vorgestellt wie es wäre heute bei dem Fest zu tanzen", ich hebe kurz die Arme.
Der Junge lacht, „Da musst du aber noch üben."
„Kann ja nicht jeder allen möglichen Unterricht haben", sage ich mit leichtem Spott in der Stimme und drehe mich wieder weg.
„Komm schon. Du denkst doch nicht ernsthaft, dass du heute Abend dort hättest tanzen können, oder?"
Ich schweige.
Das hat aber keine allzu große Wirkung, denn Timmothy redet sowieso weiter, „Ich meine du bist halt eine Angestellte."
Das hat gesessen. Ich schmeiße den Lappen wieder in den Eimer, greife mir diesen und verlasse fluchtartig das Zimmer. In der Tür bleibe ich allerdings nochmal stehen und sage:
„Die Dienstbotin hat jetzt noch andere Aufgaben, mein Herr."
Meine Stimme trieft vor Abscheu und ich mache eine übertriebene Verbeugung. Dann gehe ich hinaus.
„Juna, so habe ich das nicht gemeint!", ruft der Junge noch, aber ich kehre nicht nochmal zurück. Ich weiß genau, dass er es in diesem Moment für vollkommen offensichtlich gehalten hat, dass er etwas Besseres ist. Das schlimmste daran ist, dass er ja irgendwie recht hat, aber normalerweise lässt er mich das nicht so spüren.

Neverland,nach Henrys Ankunft:

„Was auch immer Pan von dir verlangt, tue es nicht", bittet sein Vater Henry hastig.
„Dad, du lebst?", fragt der Junge nur überrascht.
„Henry hör mir zu, Pan lügt dich an", redet Neal auf ihn ein.
„Ich freue mich auch dich zu sehen Baelfire. Und die Retterin und die böse Königin", mischt Pan sich mit Ironie ein.
„Was habt ihr mit Luna gemacht?", will Henry wissen. Schön, dass sich endlich auch mal jemand um mich kümmert.
Ich drehe meinen Kopf wild hin und her und kriege endlich meinen Mund frei: „Sie haben uns missverstanden Henry. Ich wollte sie von hier fernhalten, damit sie euch nicht stören können. Vergib ihnen, sie wissen ja nicht wie wichtig deine Aufgabe ist." Meine Stimme klingt sanft, einlullend. Für einen kurzen Moment fange ich Peters Blick ein. Wir halten zusammen, wir werden das schaffen.
„Sie lügt Henry", sagt Emma ruhig, „Du musst jetzt von Pan weggehen, er will dir weh tun."
„Nein", widerspricht ihr Sohn, „Ich habe das Herz des am innigsten Glaubenden und werde die Magie retten."
„Ja, Henry tu es!", feuere ich ihn an, „Glaube meinen Worten. Du hast in Storybrooke doch schon gesagt ich sei eine von den Guten."
Der Griff um meinen Bauch wird enger und ich ziehe scharf die Luft ein.
„Es wird euch alle retten", redet Henry weiter.
„Nein, das wird es nicht", bringt sich nun auch Regina ein, „Das, was du tust, hat nichts mit Magie zu tun. Du musst uns glauben. Die einzige Person, die Pan retten will, ist sich selbst."
„Das ist nicht wahr!", ruft ihr Sohn aus.
„Natürlich nicht!", bestätigt mein Freund ihn und stellt sich vor Henry.
„Natürlich ist es das", sagt Baelfire, seine Stimme dröhnt laut in meinem Ohr, „Pan kann nicht leben wenn du nicht stirbst. Wenn du ihm dein Herz gibst, wird es dich umbringen!"
„Ich weiß, dass sie versuchen dich vom Glauben abzubringen", wendet sich Peter dem kleinen Jungen zu, „Lass das nicht zu. Erinnere dich. Jeder Held wird getestet."
„Außerdem hast du doch genug Beweise", pflichte ich meinem Freund bei.
Das Kind überlegt.

Peter Pan loves meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt