Kapitel 14

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Neverland, vor Emmas Geburt/ dem Fluch:
(Juna: 14 Jahre alt)

Und wieder bin ich im Traum in Neverland. Gerade spielen wir ein Spiel. Pan nennt es 'Zielübungen'.
Es geht so, dass einer der Jungs sich einen Apfel auf den Kopf setzt und ein anderer versucht ihn abzuschießen. Also den Apfel nicht den Jungen.

Nach einer Weile werde ich aufgefordert auch mal zu schießen. Mir wird ein Pfeil und die Armbrust in die Hand gedrückt und die ist echt verdammt groß und schwer. Trotzdem lege ich die Armbrust an und versuche sie auf den Apfel zu richten. Doch ich kann sie nicht mal ruhig halten und so schwankt sie gefährlich hin und her.
„Und ihr seid sicher, dass ich das tun soll?", frage ich verunsichert in die Runde und nehme die Armbrust herunter. „Ja!", ertönt eine Stimme. Dann rufen sie gemeinsam: „Schieß, schieß, schieß, schieß, schieß!" Man merkt, dass sie nicht das erste Mal jemanden anfeuern müssen.

Ich lege die Armbrust wieder an und blicke hilfesuchend zu Pan, welcher im Hintergrund steht. Als hätte er schon damit gerechnet formt er mit dem Mund ein Wort: Glaube. Ich atme ein mal tief durch und drücke ab. Während der Pfeil fliegt stelle ich mir vor wie er den Apfel in zwei Hälften teilt.
Glücklicherweise trifft der Pfeil den Apfel, allerdings spaltet er ihn nicht, sondern gibt ihm nur so viel Schwung, dass sie gemeinsam vom Hinterkopf des Jungen fliegen. Die verlorenen Jungs jubeln. Ich lache und verbeuge mich gespielt und übertrieben. Dann ist Pan an der Reihe. Doch er schießt nicht, sondern gibt uns eine kleine Vorstellung.

Er drückt einem der Jungen die Armbrust und mehrere Pfeile in die Hand, dann bringt er ein paar Meter Abstand zwischen sich und ihn. Der Junge legt an und zielt auf Peter! Erschrocken beiße ich mir auf die Unterlippe. Der Schuss löst sich und Peter fängt den Pfeil mit einer Hand direkt vor seinem Bauch ab! Die Verlorenen und ich applaudieren begeistert. Es folgen noch mehr Pfeile und Peter fängt sie alle. Danach überlässt er den anderen Jungen wieder das Schießen und zielen und lehnt sich in meiner Nähe an einen Baum, beobachtet das Geschehen von da aus. Fasziniert gehe ich auf ihn zu.

„Bringst du mir das bei?", frage ich ehrfürchtig. Peter hebt überrascht die Augenbrauen, doch fängt sich schnell wieder: „Das ist zu schwer für dich."
„Aber wie hast du das gemacht?", frage ich beeindruckt. Pan lächelt überlegen: „Magie." Das Wort allein zaubert schon ein Lächeln auf mein Gesicht.
„Würdest du mich Magie lehren?" Peter lacht. „Natürlich nicht!" Mein Lächeln erlischt. „Aber wir sind doch Freunde." Er zieht die Augenbrauen zusammen. „Du musst noch viel lernen, Kleine."

In den nächsten Nächten frage ich Pan immer wieder ob er mich nicht doch Magie lehren könnte. Dabei bin ich allerdings vorsichtig, denn ich will ihn ja nicht nerven. Sonst darf ich vielleicht am Ende nicht mehr nach Neverland!
Als ich in dieser Nacht ins Lager komme brennt das Feuer noch nicht und so kann ich beobachten wie Peter nur eine kleine Handbewegung macht und das Holz sofort in Flammen steht. So etwas möchte ich auch gerne können!
Während die anderen Kinder tanzen, sammele ich kleine Zweige, setze mich auf einen Baumstumpf, der etwas weiter entfernt ist, und lege sie vor meine Füße. Ich fokussiere meinen Blick auf das kleine Gehölz, dann versuche ich Peters Bewegung nachzuahmen und so die Zweige zu entzünden. Es klappt nicht.

Vielleicht muss ich meine Hand schneller bewegen?
Wieder nichts.
Oder war das dort Rauch?
Nein, nur Einbildung.

Ich bewege meine Hände immer schneller und schneller. Bald sieht es nur noch wie eine einzige Bewegung aus.
Vielleicht hat ja jeder Zauberer seine eigene Handbewegung?
Ich versuche die Zweige zu entzünden indem ich eine Schiebebewegung mit der Hand mache. Der nächste Versuch ist nur mit dem Finger darauf zu zeigen.
Ein paar Meter von mir entfernt ertönt ein Lachen.

Peter Pan loves meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt