Kapitel 32

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Neverland, vor Emmas Geburt/ dem Fluch:
(Juna: 13 Jahre, einen Abend nachdem Juna Peter ihre Geschichte erzählt hat)

Fröhlich schlendere ich durch den Dschungel Richtung Lager. Obwohl mich meine Geschichte nun auch hier auf der Insel eingeholt hat, ist sie für mich noch immer ein schöner Ort. Ein Ort, an dem ich nicht mehr nur die verletzte Juna bin, obwohl ich mich gleichzeitig genauso fühle: Ein verlorenes Mädchen.
Es ist sehr seltsam. Aber irgendwie hilft es mir, dass es einen Begriff für mich gibt. Für das, was ich nun mal bin. Für das, zu dem schlimme Menschen mich gemacht haben.
Mittlerweile glaube ich allerdings, dass es einen Grund gibt, warum sie so zu mir sind. Der Grund bin nicht ich.
Bei meinem Vater weiß ich es ja: Meine Mutter. Dass ich ihr so ähnlich sehe, war eben sehr unpassend. Aber das war nicht der Auslöser, er war eben kaputt.
Bei Timmothys Vater weiß ich es nicht, doch ich wette, dass auch er irgendwo kaputt ist. Verletzt worden ist. Und entwefer er zeigte dies allen Menschen außer seinem Sohn odrr nur mir, weil er mich mit seiner Vergangenheit verbindet.
Ich bin von kaputten Menschen umgeben, weshalb ich es auch gezwungenermaßen werden musste. Doch so ganz eben auch nicht, denn Neverland gibt mir etwas, das ich schon lange vergessen hatte: Hoffnung.

Ich bin zwar noch ein Kind, doch ich kann diese tiefen Gedanken nicht mehr abstellen. Sie kommen und fließen unaufhaltsam in meinem Kopf. Ich weiß nicht ob das Weisheit ist oder Selbstzerstörung. Vielleicht ja auch beides.
Mittlerweile hat sich meine Freude wieder gelegt. Wenn ich mich selbst so analysiere werde ich meistens still und ruhig und ein wenig melancholisch.

„Hallo Juna", ertönt es auf einmal hinter mir. Natürlich ist es der Herr Neverlands.
„Hallo Pan", sage ich und drehe mich, nun wieder mit einem Lächeln auf den Lippen, zu ihm um. Doch Pan lächelt nicht. Mit verschränkten Armen lehnt er an einem Baum, eine Augenbraue hochgezogen.
„Was ist los?", frage ich, irritiert von seiner ernsten Miene. Habe ich irgendwas falsch gemacht? Das dürfte eigentlich nicht der Fall sein.
„Du erinnerst dich bestimmt an unser Gespräch letzte Nacht", sagt der Junge und stößt sich vom Baum ab, „Als du mir deine Geschichte erzählt hast."
„Ja, was soll damit sein?", ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. Nun lächelt Peter, doch es sieht nicht freundlich, sondern eher bitter aus.
„Ich werde das Gefühl nicht los, dass du mir etwas verheimlichst", sagt er und steht nun direkt vor mir, sodass ich zu ihm aufblicken muss. Er hat recht, ich habe einige Details ausgelassen. Genauer gesagt eins.
Mein Geheimnis.
Und das aus gutem Grund: Es geht ihn einfach nichts an. Und wenn er es wüsste, dann würde er mich nicht mehr nur als Juna, verlorenes Mädchen oder was auch immer sehen. Ich will nicht, dass er es weiß. Und nicht einmal die Tatsache, dass er der Herr Neverlands ist, wird etwas daran ändern!

„Und was soll das bitte sein?", in meiner Stimme schwelt ein ähnlich bitterer Unterton.
„Das will ich von dir wissen", sagt Pan, augenscheinlich ganz ruhig, doch ich bin mir nicht sicher ob das auch in seinem Inneren der Fall ist.
„Ich sage es dir aber nicht", erwidere ich trotzig.
„Warum?", Pan hebt nun interessiert seine Augenbrauen.
„Es ist nicht wichtig", zucke ich die Schultern und entferne mich einen Schritt von ihm.
„Wenn ich es wissen will, dann ist es schon wichtig", beharrt der Junge.
„Und wenn ich sage, dass es das nicht ist, dann muss das so akzeptiert werden", mein Gesichtsausdruck ist wütend und ich ignoriere, dass ich mir hier eigentlich gerade viel zu viel herausnehme.
„Was ist, wenn du nicht mehr herkommen darfst, wenn du es mir nicht sagst?", fragt Pan nun.
„Dann ist das eben so", ich zucke wieder mit den Schultern, denn mittlerweile habe ich das Gefühl, dass das hier ein Test ist. Pan wird mich nicht fortschicken wenn er mein Geheimnis nicht kennt. Daran glaube ich jetzt einfach mal.

Peter Pan loves meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt