Kapitel 30

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Zauberwald, vor Emmas Geburt/ dem Fluch:
(Juna: 10 Jahre alt, lebt seit etwas über einem Jahr auf der Straße)

Leise klettere ich über umgestürzte Bäume durch das Unterholz immer mein Ziel im Auge behaltend. Es ist ein Garten, in dem gerade ein Fest vorbereitet wird. Ich kenne die Bewohner des Grundstücks nicht. Gerade wird das Buffet aufgebaut.
Es sieht so köstlich aus. Mehrere Teller mit verschiedenem Gemüse, eine Suppenterrine, Brote, dazu passende Beilagen und vieles mehr. Mein Magen knurrt.
'Sei still', zische ich ihm in Gedanken zu, 'Sonst werden wir noch entdeckt!'.
Ich schüttele über mich selbst den Kopf. Da ist wohl jemand zu lange alleine gewesen.

Nun bin ich am Waldrand angelangt. Der Garten ist nicht eingezäunt. In Gedanken schätze ich die Entfernung bis zu dem Essen ab, vielleicht 50 Meter, doch weit und breit nichts wo ich hätte Deckung finden können. Gerade betritt der letzte Bewohner das Haus. Gut, jetzt oder nie!
Ich sprinte aus dem Wald heraus, gerade auf mein Ziel zu. In Windeseile greife ich mir so viel wie ich gerade tragen kann: Ein bisschen Brot und eine handvoll Gemüse. Als ich noch schnell ein Stück Käse greifen will, stoße ich an die Terrine. Sie ist verdammt heiß und ich verbrenne meine Hand, die das Gemüse gehalten hat, daran. Reflexartig lasse ich es los und es landet im Dreck.
Egal, ich greife mir noch schnell den Käse, drehe mich auf dem Absatz um und sprinte zurück in den Wald.

„Hey, stehen bleiben!", ertönt auf einmal eine helle Stimme hinter mir. Ich drehe mich nicht um, sondern laufe bloß noch schneller. Schritte auf dem Kies hinter mir.
Ohne mein Tempo zu verlangsamen renne ich in den Wald. Doch plötzlich werde ich nach unten gerissen: Ich bin über einen Baumstumpf gestolpert. Schnell will ich mich wieder aufrappeln, doch da ist mein Verfolger schon da und drückt mich auf den Boden.
„Was hast du da?", will die Person wissen, an ihrer Stimme erkenne ich, dass sie weiblich sein muss.
„Gar nichts", presse ich trotzig hervor.
„Ach ja?", fragt sie und will mich auf den Rücken drehen, doch ich setze all meine Kraft ein und drücke mich in die Erde.
„Ich sehe doch, dass du da was hast", die Person nimmt ihre Hände von mir. Ihre Stimme klingt verärgert. Ich setze mich nun doch auf und drücke meine Beute an meinen Oberkörper.
„Du hast doch genug Essen, also was kümmert es dich?", frage ich stur. Mein Gegenüber ist ein Mädchen meines Alters.
„Du hast gestohlen und das ist nicht richtig", will sie mich belehren. Ich zucke bloß die Schultern und rappele mich dann auf.
„Willst du das hier etwa wieder haben?", frage ich in ironischer Weise und zeige ihr das zermatschte und mit Laub bedeckte Essen. Das werde ich später erst mal säubern müssen.
„Nein", das Mädchen schüttelt den Kopf und ihre blonden Locken wippen dabei, „Du siehst aus als könntest du es gebrauchen." Na danke aber auch.
„Warum sagst du dann ich solle nicht stehlen?", will ich wissen.
„Du hättest fragen können", sie lächelt vorsichtig.
„Du hättest an meiner Stelle nichts anderes gemacht", grummele ich.
Das Mädchen geht nicht darauf ein, „Ich bin übrigens Julia."
„Juna", erwidere ich.
„Komm doch bald wieder. Dann gebe ich dir Essen", schlägt Julia mir vor.
„Ich brauche keine Almosen", meine Augenbrauen ziehen sich zusammen.
„Sieh es nicht als Almosen", mein Gegenüber überlegt kurz, „Sieh es als Freundschaftsdienst."
„Freundschaftsdienst?", ich bin verwirrt.
„Ja", nun strahlt das Mädchen.

Ich hatte lange keine Freunde mehr. Der Gedanke wieder eine Freundin zu haben klingt verlockend.
„Schön", sage ich und lächele ein klein wenig, „Freunde."

Neverland, nach Henrys Ankunft:

„Warte kurz", Peter nimmt meine Hand und legt seinen Zeigefinger auf meinen Ring. Grüne Funken scheinen in die eingravierten Ranken zu fließen und bringen sie kurzzeitig zum Leuchten.
„Was ist das?", frage ich.
„Magie. Sie erlaubt dir dich selbst in eine Dschungelkrähe und wieder zurück zu verwandeln. Ich dachte das wäre praktischer als wenn du immer laufen müsstest."
„Danke", sage ich lächelnd und gebe ihm einen Kuss. Dann mache ich mich auf den Weg in den Dschungel, dort kann Henry nicht sehen wie ich mich verwandle.
Kaum denke ich daran meine Gestalt zu ändern, ist es auch schon geschehen. Es ist so einfache sich mit Pans Magie zu verwandeln, so entspannt. Und das, obwohl er mir nur so wenig davon gegeben hat. Er ist eben einfach unglaublich mächtig.

Peter Pan loves meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt