Kapitel 38

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Neverland, vor Emmas Geburt/ dem Fluch:
(Juna: 15 Jahre alt)

Heute ist wieder eine Nacht, in der ich alleine durch den Dschungel der Insel streife. Pan organisiert ein paar Dinge im Lager.
Hier unter den Bäumen ist es nachts teilweise so dunkel, dass man seine eigene Hand kaum vor Augen sehen kann. Dennoch wünsche ich mir keine Fackel herbei, denn ich finde es eigentlich ganz spannend. Man muss nur vorsichtig sein, um nicht gegen einen Baum zu laufen oder in ein Traumschatten-Gebüsch.
Ich lächle in die Dunkelheit hinein, hier fühle ich mich wohl. Als würde sich die Schwärze der Nacht wie ein schützender Mantel um mich legen. Als könnte mir niemand etwas tun. Alles scheint so friedlich.
Es ist warm und die Nässe der Luftfeuchtigkeit setzt sich auf meiner Haut ab. Die Geräusche meiner Schritte klingen dumpf. Und auch die Melodie, die ich summe, ist kaum zu hören. Als würde der Dschungel sämtliche Laute verschlucken.

Allerdings hört man dann aber den Schrei, den ich vor Schreck ausstoße, sehr deutlich. Urplötzlich wurde ich nach oben gerissen und hänge nun mit den Beinen in einer Schlinge ein paar Meter über dem Waldboden.
Noch ganz erschrocken bin ich zunächst unfähig mich zu bewegen. Dann aber bekomme ich es mir der Angst zu tun und beginne ohne Sinn hin und her zu schwingen und versuche dabei meine Beine irgendwie aus der Schlinge zu lösen. Es klappt nicht.
Das Seil schneidet unangenehm in meine Haut und mein Nachtkleid hängt mir gerade so nicht ins Gesicht. Ich spüre bereits wie sich das Blut in meinem Kopf sammelt.
Wenn ich wenigstens den Boden erreichen könnte, dann könnte ich vielleicht einen Stock oder so greifen und das Seil damit lösen. Aber so weit über der Erde habe ich nicht mal auf die Durchführung dieser blöden Idee eine Chance. Mal davon abgesehen, dass mein Aufprall sicher hart wäre, wenn ich das Seil jetzt löse. Man müsste sich teleportieren können!
Ich lache auf. Was bin ich auch dämlich! Auf Neverland ist doch mit ein bisschen Fantasie alles möglich.
Entschlossen schließe ich meine Augen und Stelle mir vor wie sich das Seil um meine Beine sanft löst und ich langsam zu Boden schwebe. Doch auch das klappt nicht. Woran könnte das liegen? Vielleicht an mir selbst? Oder etwa dem Seil?
Letzteres will ich versuchen zu testen: Ich stelle mir vor wie das Seil eine andere Farbe annimmt, blau. Doch anstatt, dass es sich verfärbt leuchtet es nur kurz auf und behält seine Farbe. Anscheinend ist es verzaubert, aber warum?

Mittlerweile habe ich Kopfschmerzen. Alleine werde ich von hier nicht los kommen.
„Hilfe!", schreie ich, „Hilfe, hört mich jemand?!"
Still liegt der Dschungel um mich herum. Dann ein Knacken.
„Du brauchst doch nicht so schreien", lachend tritt Pan unter die Falle, „Ich höre dich auch so."
„Warst du etwa die ganze Zeit hier?", runzele ich die Stirn.
„Ich bin überall", grinst er nur.
„Und schaust zu wie ich mich lächerlich mache", ich verschränke die Arme, aber in meiner Lage hat das bestimmt nicht viel Wirkung, „Kannst du mir jetzt bitte helfen, Pan?"
„Aber natürlich", der Herr Neverlands macht nur eine kleine Handbewegung und schon stehe ich wohlbehalten vor ihm.
„Danke", bedanke ich mich, „Für wen war die Fall eigentlich gedacht, für Tiere?"
„Nein, dafür müsste sie ja nicht verzaubert werden", erzählt Pan bereitwillig, „Sie war tatsächlich für dich."
„Was? Warum das denn?", meine Stimme klingt entrüstet.
„Als Lektion", erklärt er, „Ich wollte dich nur daran erinnern, dass ich hier die größte Macht habe."
„Aber das weiß ich doch", runzele ich die Stirn.
„Du scheinst mir aber ein Mädchen zu sein, dass nicht immer unbedingt das macht, was man von ihr will", antwortet Pan, „Und deshalb erinnere ich dich: Wenn es nötig ist, bin ich der, der dich rettet und nicht du mich. Du stehst unter mir."

Neverland, nach Henrys Ankunft:
(Tami POV)

„Ich liebe dich mehr als mein Leben Peter Pan", hauche ich unter Tränen und stoße mein Herz in seine Brust.
„Nein Tami!", ein letztes Mal seine Stimme. Mit einem Lächeln auf den Lippen falle ich rücklings auf die Erde, während sich meine Augenlider schließen.

Peter Pan loves meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt