Peter Pan loves me

Kapitel 13

Zauberwald, vor Emmas Geburt/ dem Fluch:

(Juna 24, fast 25 Jahre alt)

„Sind sie bereit, Miss?", fragt mich eines der zwei Mädchen, die meine Brautjungfern sein sollen. Sie tragen hellblaue Kleider und haben wunderschöne Flechtfrisuren. Beide Mädchen warten nur darauf, dass ich sage, dass es losgeht. Dass ich, wie die eine Brautjungfer schon fragte, bereit bin.

Kann man dafür bereit sein?
Den Mann zweiter Wahl zu heiraten? Obwohl man dachte, kurz davor zu sein mit seiner großen Liebe vereint zu werden?
Ich bin es definitiv nicht, doch ich bewahre Fassung und nicke lächelnd. „Wir können beginnen."

Die Brautjungfer gibt einem Mann ein Zeichen, der daraufhin aus dem Vorraum in die Kirche schlüpft und dem Organist Bescheid gibt. Kurz darauf ertönen die ersten Akkorde des Hochzeitsmarsches. Mein Einsatz. Zwei Wachmänner öffnen die Flügeltür und zwei vielleicht siebenjährige Blumenmädchen gehen langsam nebeneinander hindurch, sie kichern aufgeregt. Danach folge ich und hinter mir die beiden Brautjungfern.
Mein Kleid hat eine Schleppe und einen tiefen Rückenausschnitt, der allerdings von wunderschöner Spitze bedeckt wird. In meinen Händen vor meinem Bauch halte ich einen Strauß roter Rosen.

Es ist nicht die Hochzeit, die ich mir ausgesucht hätte, und auch nicht der Mann, den ich gewählt hätte. Aber ich muss da jetzt durch, habe keine andere Wahl.
Mit einem künstlichen Lächeln schreite ich den Gang entlang, immer auf dem Weg zum Altar. Die Kirche ist bis auf den letzten Platz besetzt, denn alle sind gespannt wer das Dienstmädchen ist, das ihren Herren heiratet.

Am Altar angekommen nimmt Timmothy mich in Empfang und wir knien vor dem Pfarrer nieder. Es wird gebetet.
„Du siehst wunderschön aus", flüstert er mir zu. „Du auch", gebe ich das Kompliment zurück und das ist nicht gelogen. Der Anzug sitzt perfekt und die hellblaue Krawatte betont seine strahlenden Augen. Lächelnd blicke ich wieder nach unten und konzentriere mich auf die Worte des Pfarrers. Nach dem Gebet hält der Priester noch eine kleine Predigt, dann kommt der interessante Teil:
Die Ehegelübde.
Timmothy beginnt:

„Liebste Juna, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe, ist das so wahr wie keines meiner Worte zuvor. Du bist die Liebe meines Lebens mit all deinen Facetten", er grinst, „Du kannst so unendlich stur und hart sein, aber dann wirst du wieder feinfühlig, empfindsam und vor allem stark! Und ich liebe alles an dir! Ich habe keine Ahnung womit ich jemanden wie dich verdient habe, aber ich schwöre dir, dass ich dir immer treu sein werde, dich für alle Zeit und in jeder Zeit, sei sie auch noch so schwer, lieben werde! Danke, dass du jemandem wie mir eine Chance gegeben hast!"

Als er endet strahlt er wie der glücklichste Mensch auf der Welt. Wahrscheinlich ist er das in diesem Moment auch. Seine Worte aber verursachen einen Kloß in meinem Hals. All das was er geschworen hat sind Dinge, die ich ihm nicht zurückgeben werde. Ich war ihm noch nie treu und werde ihn nicht für alle Zeiten lieben, wenn ich das überhaupt je getan habe. Doch ich sage brav und mit klarer Stimme meinen Text:

„Mein Timmothy, so jemanden wie dich erträumt sich wahrscheinlich jedes Mädchen. Einen absolut ehrlichen Mann, der sie auf Händen trägt und alles für sie tun würde. Doch ich habe dich nicht deshalb ausgewählt. Ich habe dich gewählt, weil ich dich liebe! Ich liebe es wie du dir durch die Haare fährst, wie du mich anlächelst und wie du ganz gelassen bleibst, selbst wenn ich manchmal unfair bin", an der Stelle muss er wieder grinsen, „Du bist derjenige, dem ich mein vollstes Vertrauen schenke und ich kann dir nur sagen, dass ich weiß, dass das auf ewig so bleiben wird. Ich weiß, dass wir gemeinsam ein wunderbares Leben aufbauen werden und ich weiß erst dank dir, was wahre Liebe ist. Ich liebe dich Timmothy Rison und das werde ich für immer."