Kapitel 13

4.7K 124 3
                                    

Ich sitze am Computer im Arztzimmer und mache mir Notizen zu der geplanten OP, als jemand herein kommt. Ich bin so in die Recherche vertieft, dass ich es kaum mitbekomme.

Plötzlich steht jemand hinter mir und sagt: »Ich hätte nicht gedacht, dass du so viel über die Orthopädie weißt.« Es ist Bradley. Sofort zieht sich mein Magen zusammen.

»Und ich hätte nicht gedacht, dass du auch nett zu Menschen sein kannst.«, entgegne ich, ohne mich umzudrehen.

»Bin ich zu dir denn nicht nett?«, sagt er mit einer verführerischen Stimme und dreht den Drehstuhl, auf dem ich sitze, zu ihm um. Ich schaue zu ihm auf und er steht vor mir in seinem blauen Kasack und Arztkittel, mit einem schiefen Lächeln im Gesicht. Ich weiß gar nicht, ob man es ein Lächeln nennen darf, denn er hebt nur leicht seine Mundwinkel. Aber er sieht so sexy aus, dass mein Herzschlag sofort schneller geht.

Wenn ich diesen Kurs schaffen will, muss ich einen kühlen Kopf bewahren. Ich muss ihm widerstehen.

Ich schlage meine Beine übereinander und versuche meine Fassung zu bewahren. Da kommt mir plötzlich ein Gedanke, der mir schon seit Tagen durch den Kopf geht.

»Hast du nicht eine Freundin?«, frage ich ihn, während ich weiterhin auf meinem Bleistift herum kaue.

Ein paar Sekunden lang schaut er mich verwirrt an, als wüsste er nicht, worüber ich spreche. Dann scheint er zu verstehen, von wem ich rede. Von der schwarzhaarigen im Belle Vue.

Er lächelt amüsiert. »Nein, Beziehungen sind nicht mein Ding.«

»Das sah aber anders aus.«, sage ich, dabei muss ich an seine Hand auf ihrem Oberschenkel denken und mir wird schlecht. Jedoch versetzt es mir einen kleinen Stich, dass er sagte, Beziehungen seien nichts für ihn. Warum nicht? Moment mal. Das kann mir doch vollkommen egal sein. Er ist mein Lehrarzt und ich bin seine Studentin. Ganz einfach.

»Zu solchen geschäftlichen Veranstaltungen wird erwartet, dass man mit Begleitung erscheint. Also nehme ich immer Crystal mit.«

»Crystal?« frage ich ungläubig. Doch dann kommt mir ein Geistesblitz. »Sie ist eine Hostess.«, stelle ich nickend fest.

»Ja, Rebecca. Das ist sie.«, antwortet Bradley und stützt seine Hände auf die Lehne des Bürostuhls rechts und links von meinem Kopf. Wieder kann ich ihm nicht entfliehen. Das scheint sein Ding zu sein. Er schaut mich mit einem ernsten Blick an. Mit seinen türkisblauen Augen, dessen Farbe durch den blauen Kasack intensiviert werden. Dass er meinen vollen Namen ausspricht, löst wieder ein Kribbeln in meinem Bauch aus. Konzentration!

Ich komme mir so hilflos vor, denn ich fühle mich unheimlich von ihm angezogen. Sobald ich ihn sehe, bin ich wie in Trance und kann keine richtigen Entscheidungen treffen.

Dann lehnt er sich wieder zurück und stellt sich gerade hin.

»Die OP ist um acht. Ich muss noch zu ein paar Patienten. Sei um viertel vor acht unten im OP-Vorraum, dort warte ich auf dich. Ohne Schlüssel kommt man nicht rein.«, sagt Bradley, während er zur Tür geht. Dann ist er verschwunden. Erleichtert atme ich aus. Das wird unfassbar anstrengend.

***

Pünktlich warte ich auf Bradley. Doch er kommt nicht. Ich schaue auf die Uhr, die in dem dunklen Gang hängt. Erst ist es viertel vor, dann zehn vor und dann Punkt acht Uhr.

Stronger - Secret Love #wattys2019 #aestethicaward2020 #glitzeraward2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt