Kapitel 2

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Zuhause angekommen, steuere ich direkt auf das Badezimmer zu.

Nach einer entspannenden Dusche entscheide ich mich für die schwarze Röhrenjeans mit Rissen an den Knien, weiße Sneakers und ein weißes Spitzentop. In schwarzen Jeans fühle ich mich am wohlsten, da sie meinen kurvigen Po etwas kaschieren. Früher haben mir meine Rundungen nichts ausgemacht, sie gehörten zu mir. Doch dann kam mein Exfreund und... naja. Das sind wohl auch Wunden, die noch heilen müssen.

Es sind noch etwa 20 Grad, deswegen entscheide ich mich gegen eine Jacke. An das Wetter hier könnte ich mich wirklich gewöhnen, vor allem im Gegensatz zu dem Wetter in Seattle vorher.

Als ich aus meinem Zimmer komme, mustert mich Tiffany. Sie liegt quer auf der Couch, die Füße überkreuzt und über der Lehne hängend. Sie liest in irgendeinem Lehrbuch. Tiffany ist jetzt im zweiten Jahr ihres Pharmaziestudiums. Mit ihr wohne ich seit dem ersten Semester zusammen. Alleine in einer Wohnung in Campus-Nähe zu wohnen, das hätte ich mir niemals leisten können. Schon jetzt habe ich einen Berg voll Schulden.

Sie hat ihre roten lockigen Haare zusammen gebunden und ein ausgeleiertes T-Shirt an, auf dem glaube ich der Name einer Band steht, die ich nicht kenne. Dabei hält sie einen schwarzen Kugelschreiber im Mund. Sie nimmt ihn in die Hand, schaut von ihrem Buch auf.

»Hey, Sexy!«, sagt sie lächelnd. »Viel Spaß euch heute Abend.«, fügt sie wenig überzeugend mit einer hochgezogenen Augenbraue hinzu, während sie wieder in ihrem Lehrbuch versinkt.

»Bist du denn sicher, dass du nicht mitkommen willst? Mit dir wäre es viel schöner.«, frage ich sie mit hervorgezogener Unterlippe. Auch wieder so eine Angewohnheit von mir.

»Nee ist schon okay, ich bin hier beschäftigt. Nächstes Mal vielleicht.«

Ich kann es ihr nicht verübeln. Tom hatte Tiffany letztes Jahr mal abgeschleppt, obwohl ich ihn darum gebeten hatte, nichts mit meiner Mitbewohnerin anzufangen. Natürlich fing er trotzdem etwas mit ihr an und das Ganze endete wie gewöhnlich in einem riesigen Drama. Ich konnte Tom zwar nicht lange sauer sein, aber Tiffany hielt sich seitdem von ihm fern. Was bedeutete, dass sie nicht mitkam, soweit ich etwas mit Tom unternahm.

»Na gut. Aber du weißt, wo wir sind, wenn du es dir doch anders überlegst.« Das wird sie sowieso nicht.

Gegenüber vom Xenon angekommen wartet auch schon Tom auf mich. Wir gehen in das Five Stars, eine Bar, in der viel zu laute Musik läuft, um sich unterhalten zu können. Aber die Drinks sind günstig und die Bar ist in Campus Nähe. Also ist es hier immer brechend voll mit viel zu betrunkenen Studenten.

Als Tom zur Bar geht, um uns ein paar Drinks zu besorgen, signalisiere ich ihm, dass ich schon zu den Darts gehe. Wenn ich eins liebe, dann Darts spielen. Das ist hier schon so etwas wie Tradition für uns. Bei den beiden Stehtischen vor den Dartscheiben angekommen, bemerke ich, dass sie schon besetzt sind.

Ein paar Männer, so Ende zwanzig, grölen lautstark bei jedem gelungenen Wurf und trinken daraufhin einen großen Schluck ihres dunklen Getränks. Whiskey vielleicht? Sie haben alle ziemlich gut sitzende Anzüge an und passen damit also gar nicht in die Bar hinein. Studenten können das doch nicht sein.

Einer von ihnen scheint bemerkt zu haben, wie ich vor ihnen stehe und sie mustere.

»Hey Blondchen, willst dich zu uns stellen? Hätten hier noch einen Platz frei.«, stammelt er und klopft dem Mann, der neben ihm steht, auf die Schulter. Beide sind sichtlich betrunken und lachen.

Wo bleibt Tom denn nur?

Der Mann, der mich angesprochen hatte, steuert nun direkt auf mich zu. Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll, also bleibe ich einfach stehen.

Stronger - Secret Love #wattys2019 #aestethicaward2020 #glitzeraward2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt