Kapitel 10

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Sobald er diese Worte ausspricht, fühle ich wieder das vertraute Ziehen in meinem Unterleib. Ich spüre seinen Atem an meiner Schulter und bekomme an der Stelle eine Gänsehaut.

Dann entfernt er seine Lippen von meinem Ohr und -endlich- legt er seine Lippen auf meine. Sein Drei-Tage-Bart ist zu lang und weich, als dass er mich piksen könnte. Er fühlt sich so männlich an. Zunächst ist es ein ruhiger, sanfter Kuss. Doch dann packt ihn seine Leidenschaft und ich bemerke, dass er sich nicht länger zurückhalten kann.

Mit einer Hand presst er meine Hände fester über meinem Kopf gegen die kalte Wand. Mit der anderen berührt er mein Kinn und führt es nach oben, damit er besser an mich heran kommt.

Instinktiv öffne ich nun meinen Mund und Bradley tut es mir gleich. Er dringt mit seiner Zunge in mich hinein, erforscht und liebkost mich mit sanften, langsamen, rotierenden Bewegungen. Diese Langsamkeit quält mich, ich rufe innerlich nach mehr, mein Verlangen ist unaufhaltbar und ich gebe ein leises Stöhnen von mir.

Das scheint ihn völlig außer Kontrolle zu bringen, denn er lässt meine Hände daraufhin los, packt meine Beine und ehe ich mich versehe, sind sie um seine Hüfte geschwungen während mein Rücken von der Wand gestützt wird.

Er umfasst meine Taille fest und wandert mit seinen großen Händen zu meinem Po, den er rhythmisch passend zu seinen Küssen streichelt und knetet. Oh je!

Mit meinen nun befreiten Händen berühre ich seine harte, muskulöse Brust, unter der ich sein Herz heftig schlagen spüre. Ich wandere weiter nach unten zu seinem stahlharten Bauch. Selbst durch den Stoff seines Tanktops kann ich jeden einzelnen seiner sechs Bauchmuskeln spüren.

Wieder entfährt mir ein leises Wimmern. Was hat er nur für eine Wirkung auf mich?

Plötzlich höre ich, wie zwei Männer miteinander sprechen. Sie scheinen in den Geräteraum gekommen zu sein, ohne dass wir es bemerkt haben. Ich fühle mich wie in Trance und kann nicht sofort reagieren. Doch dann halten wir inne und Bradley löst unseren Kuss. Diese jetzige Leere zwischen unseren Lippen fühlt sich nicht richtig an. Ich fühle mich unvollständig.

Langsam platziere ich meine Beine wieder auf dem Boden. Sie zittern und fühlen sich so an, als wäre ihnen jegliche Muskulatur entwichen. Fast falle ich, doch Bradley hält mich an der Taille mit beiden Händen fest. Sie sind so groß, dass sie meine schmale Taille fast vollständig umfassen.

Er schaut mir tief in die Augen und lächelt mich schief an. Dann gibt er mir einen Kuss auf die Stirn, dreht sich um und lässt mich allein zurück.

Ich brauche ein paar Sekunden, um zu realisieren, was gerade geschehen ist. Fast bilde ich mir ein, das alles geträumt zu haben. Doch meine wunden, geschwollenen Lippen beweisen mir das Gegenteil.

Nach etwa einer Minute habe ich mich wieder gefasst, begebe mich langsam aus der Ecke und schaue vorsichtig umher. Die beiden Männer am anderen Ende des Geräteraumes scheinen von ihrer Unterhaltung so abgelenkt gewesen zu sein, dass sie nichts mitbekamen. Zum Glück.

Schnell mache ich mich auf den Weg zu den Umkleiden, denn jetzt kann ich unmöglich noch an Sport denken. Der Aufenthalt im Fitnessstudio sollte eigentlich dazu dienen, mich von Bradley abzulenken. Doch was stattdessen geschehen ist, kann ich selbst kaum glauben.

Zu Hause angekommen, stelle ich mich sofort unter die Dusche und hoffe, das reinigende Wasser hilft mir, meine Gedanken zu ordnen. Plötzlich kann ich das Geschehene erst realisieren.

Ich habe mit meinem Lehrarzt rumgemacht! Was ist bloß in mich gefahren? Sowas darf doch nicht passieren! Total geschockt von meiner Leichtsinnigkeit schwöre ich mir eines: Das darf auf keinen Fall wieder passieren. Ich bin Rebecca Wilson. Ich hatte nie eine schlechtere Note, als eine eins. Okay, ich hatte mal eine zwei in Sport, aber ernsthaft. Wer braucht dieses Fach schon? Jedenfalls werde ich mich in Zukunft zusammenreißen. Das wird nicht wieder vorkommen! Schließlich will ich eine ernstzunehmende Chirurgin werden und keine Studentin, die was mit ihrem Professor oder Lehrarzt oder was auch immer hat!

***

Als ich mit einem rosa Handtuch umwickelt aus dem Bad trete, sitzt Tiffany auf der Couch. Vor ihr stehen zwei große Schüsseln mit Popcorn und Chips auf dem Tisch. Ihre roten Haare schimmern im Kerzenlicht.

»Hey, Becks. Beeil dich, in einer viertel Stunde fängt Grey's Anatomy an!«, ruft sie mir lächelnd zu und wippt ganz aufgeregt auf der Couch auf und ab. Ich hätte nie gedacht, dass es in meinem Leben einmal so weit kommt, dass ich Grey's Anatomy vergesse. Die Serie, dich mich schon mit vierzehn davon überzeugte, mir einen Organspendeausweis zuzulegen.

»Ich ziehe mir schnell was an, dann komme ich! Bin gleich so weit.«, antworte ich, während ich in mein Zimmer laufe. Ich ziehe mir eine graue, weite Jogginghose und ein weißes Top an, dazu die weichen rosa Kuschelsocken, die mir meine Mutter einst schenkte. Dann gehe ich ins Wohnzimmer, lasse mich neben Tiffany längs auf der Couch nieder und lege meine angewinkelten Beine auf ihren Schoß.

»Harten Tag gehabt?«, fragt sie mich und steckt sich eine Hand voll Popcorn in den Mund.

»Kannst dir nicht vorstellen, wie hart.«, entgegne ich ihr und muss dabei innerlich kichern. Hoffentlich sieht man mir nicht an, dass ich gerade an das primäre Geschlechtsorgan eines Professors denke. Beherrschung, Becks!

»Bin auch gerade erst nach Hause gekommen. Ich war noch bei Steve.«, gibt sie kichernd zu. Steve ist Tiffanys Lernpartner und in den Pausen verbringen sie ihre Zeit öfter mal mit Sex. Doch es ist nichts Festes, denn laut Tiff sind wir »noch viel jung für eine feste Beziehung« und müssen unser »College-Leben genießen«.

Das fällt mir ziemlich schwer. Mein Ex war ein gewalttätiger und manipulativer Mensch, der mich so sehr in einen Kreis voller Gewalt, Sex, Selbstzweifeln und gesellschaftlicher Isolation zog, dass ich am Ende kaum noch Freunde hatte. Er verbot mir nach und nach den Kontakt zu ihnen, bis ich fast keine mehr hatte. Wenn ich ihm nicht gehorchte, schlug er mich. Wenn ich Glück hatte, drohte er mir nur damit. Dabei machte er mir immer wieder klar, er würde das alles nur für mich tun, weil er mich so sehr liebte und sich um sich sorge. Sogar meine Mutter hatte er um seinen Finger gewickelt. Wenn man einmal erkannt hat, was wirklich vorgeht, ist es schwer, aus so einer Beziehung wieder heraus zu kommen, vor allem, wenn man noch jung ist. Kaum zu glauben, dass das jetzt schon sechs Jahre her ist.

Als ich das Stipendium für ein Studium in den USA erhielt, sah ich dies als Zeichen an, mein Schicksal in die Hand zu nehmen und dem Ganzen zu entfliehen. Das war meine einzige Chance.

Jedoch kann ich mich seit dieser Erfahrung nicht mehr wirklich auf Männer einlassen. Daher hatte ich seitdem ich in den USA wohne nur einmal Sex. Es war ein One Night Stand und ich war sturz betrunken, sonst hätte ich mich wohl nie getraut und der Sex war -wie bei den meisten One Night Stands- nicht sehr gut. Also blieb es nur bei dem einen Mal.

»Ahaa.«, antworte ich und nicke ihr vielsagend zu während ich mit meinen Augenbrauen wippe.

»Oh es geht los!«, jubelt Tiff aufgeregt, als Grey's Anatomy beginnt. Ich stopfe mir ein paar Chips in den Mund und versuche, mich auf die Handlung zu konzentrieren.

Doch das Einzige, an das ich denken kann, sind seine Lippen.

Das war Kapitel 10! 😊 Über einen Vote oder Kommentar würde ich mich wie immer sehr freuen ❤️Bis zum nächsten Kapitel! 😊

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