Kapitel 16

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Für eine kurze Zeit bleiben wir so liegen, bis Bradley sich zur Seite rollt und neben mir liegt. Ich drehe mich zu ihm und schaue ihn an, in seine kühlen türkisblauen Augen, die mir jedes Mal aufs Neue einen Schock bereiten. Mir wird etwas kalt, also kuschele ich mich in die Decke ein.

Eine Haarsträhne fällt ihm ins Gesicht und instinktiv streiche ich sie hinter sein Ohr. Als ich ihn dabei berühre, kribbelt meine Haut an der Stelle. Wie kann ein Mensch nur solche Gefühle in einem auslösen? Bradley lächelt mich an und ich spüre, wie mein Herz wie verrückt umher springt.

In diesem Moment geht Bradleys Pager an und summt und piept wie verrückt. Stöhnend hebt er ihn vom Boden auf, wo auch seine restlichen Klamotten liegen und schaut nach, was los ist.

»Mist, das ist die Notaufnahme. Ich muss in den OP.«, sagt er genervt.

Das Piepen des Pagers bringt mich wieder zurück in die Realität. Oh mein Gott. OH MEIN GOTT! Was habe ich nur getan? Ich habe mit meinem Lehrarzt geschlafen! Wie blöd bin ich eigentlich?

Panisch springe ich vom Bett und sammele meine Sachen vom Boden auf.

»Rebecca, ist alles in Ordnung?«, fragt er mich besorgt. Doch ich reagiere nicht, sondern ziehe mir hektisch wieder meine Sachen an. Dumm! Dumm, dumm, dumm.

»Rebecca.«, sagt er nochmals und hält mich am Arm fest. Ich blicke auf und schaue ihn an. Er mustert mich mit Sorge in seinen türkisblauen Augen.

»Du fragst mich allen Ernstes, ob alles in Ordnung ist? Was haben wir nur getan?«, kreische ich.

»Naja, wir haben...«

»Oh mein Gott, Bradley! Ich weiß was wir getan haben. Aber ich bin deine Studentin und du bist mein Lehrarzt!«, erkläre ich ihm, was ich mir immer wieder im Kopf vorgesagt hatte.

»Erzählst du mir jetzt nur noch Sachen, die offensichtlich sind?«, neckt er mich mit einem Grinsen und legt seine Hand auf meine Wange, die darunter zu verbrennen scheint. In solchen Momenten frage ich mich wirklich, ob er ein Mensch oder ein übernatürliches Wesen ist. »Wie wärs, wenn wir darüber mal bei einem Abendessen sprechen?« Noch immer lächelt er mich an und zieht seine Augenbrauen hoch. Mein Lehrarzt steht gerade nackt vor mir und fragt mich nach einem Abendessen. Hätte mir das jemand mal vor einer Woche erzählt, ich hätte denjenigen wohl ausgelacht. Und ihm wahrscheinlich noch eine geklatscht! Mein Blick wandert an ihm herunter, an seinem muskulösen, braungebrannten Körper... im Ernst, wie kann ein Mensch so schön sein?

Ich muss diesmal stark bleiben! Also entreiße ich mich seiner Hand. »Auf gar keinen Fall! Das hier...«, sage ich und deute mit meinem Zeigefinger auf ihn und mich »... wird nie wieder passieren!« Zu guter Letzt ziehe ich mir meinen Arztkittel über, ziehe den Stoff glatt, damit ich wenigstens den Anschein erwecke, professionell zu sein, flüchte aus dem Bereitschaftszimmer und lasse einen grinsenden Bradley zurück.

Mit verwuschelten Haaren renne ich zur Frauentoilette und schaue in den Spiegel. Was ist nur aus dir geworden? Du hast keinen Funken an Selbstbeherrschung! Du wirst diesen Kurs mit einer eins bestehen, komme was wolle. Ihr werdet professionell an die Sache heran gehen und so tun, als wäre es nie passiert. Ja, genau. So wird es laufen.

Als ich meine Frisur wieder einigermaßen gerichtet habe, gehe ich ins Arztzimmer, wo ich die anderen Studenten vermute. Als ich herein trete, sehe ich Tom auf der Couch. Und eine Krankenschwester, die auf seinem Schoß sitzt und mit ihm rummacht.

»Müssen denn hier alle Angestellten mit den Studenten rummachen? Das ist ein Krankenhaus und kein Puff!«, brülle ich, trete wieder heraus und knalle die Tür hinter mir zu. Ein paar Krankenschwestern, die über den Flur gehen, sehen mich entsetzt an und schütteln den Kopf.

Dieser Kurs raubt mir meinen letzten Nerv. Er raubt mir meinen letzten Nerv. Jetzt führe ich mich schon auf, wie eine Irre. Peinlich.

Doch dann kommt mir Dr. Link und seine Gefolgschaft an Studenten entgegen, die sich von ihm verabschieden. Ich schaue auf die Uhr und realisiere erst jetzt, dass die acht Stunden um sind. Der Kurs für heute ist geschafft! Die Zeit ging so unglaublich schnell um. Ich hatte ja auch alle Hände voll zu tun mit der OP und... sonst nichts.

Wie gesagt, besagte Sache ist nie passiert.

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Stronger - Secret Love #wattys2019 #aestethicaward2020 #glitzeraward2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt