Kapitel 35

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Mit dem Police Officer mache ich einen Termin für eine offizielle Aussage auf dem Revier aus. Heute Nachmittag nach den Vorlesungen werde ich endlich von dieser Last befreit. Endlich kann ich loswerden, was mich seit Freitag beschäftigt.

Nach einer zwanzigminütigen Bahnfahrt, während der ich mit Tom schreibe und ausmache, dass wir uns vor dem Uni-Café treffen, steige ich aus und begebe mich auf das Café zu. Es ist ein ziemlich kleiner Laden am Anfang des Campus und sieht aus, wie eine Holzhütte. Von Innen sind die Wände ebenfalls mit groben Holzbalken verkleidet und strahlen Wärme und Gemütlichkeit aus.

Tom ist noch nicht da. Doch ich gehe schon zum Tresen und bestelle mir einen Kaffee Latte mit Mandelmilch. Als ich ein riesiges Stück Schokoladenkuchen mit saftiger Kirsch-Schoko-Füllung in der gläsernen Kühlvitrine entdecke, zieht sich mein Magen zusammen und gibt ein lautes Geräusch von sich. Erst jetzt bemerke ich, wie ausgehungert ich mich fühle. Also bestelle ich mir noch ein Stück des himmlisch aussehenden Schokoladenkuchens.

Mit meinem müden und ausgelaugten Körper setze mich auf einen hölzernen Barhocker am Tresen, trinke einen Schluck des gutriechenden Kaffees und führe ein Stück des Kuchens in meinen Mund. »Hmm.«, entfährt es mir dabei und genussvoll schließe ich die Augen. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so etwas leckeres gegessen habe. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ich vor Hunger fast umkomme.

Plötzlich nehme ich einen dunklen Schatten in meinem Augenwinkel wahr und blinzle leicht zur Seite.

»Da genießt aber jemand den Morgen.«, sagt Tom grinsend und lässt sich neben mir auf einem Platz nieder. Als er mein Gesicht sieht, erstirbt sein Grinsen jedoch und er runzelt die Stirn. »Was ist passiert?« Seine Stimme klingt von jetzt auf gleich ernst.

Verwirrt lege ich die Gabel zurück auf den Teller. »Was meinst du?«, frage ich ihn unschuldig zurück.

»Becks, ich kenne dich schon zu lange. Dein Gesicht. Deine Augen. Du siehst aus, als hättest du die ganze Nacht geweint und am Wochenende keine Stunde geschlafen.«, sagt er und schaut mich besorgt an.

Er trägt ein schwarzes Shirt, eine schwarze Lederjacke, schwarze Jeans und schwarze Schuhe. Wie fast immer. Zusammen mit seinen schwarzen Haaren, die je nach dem wie das Licht darauf fällt manchmal auch dunkelbraun aussehen, hat er wirklich die Erscheinung eines Badboys. Dabei weiß, ich dass er in Wirklichkeit keiner ist. Eigentlich ist er sehr emotional und ziemlich empfindlich, was er aber stets versucht, zu verstecken.

Ich schlucke das Stück des Kuchens herunter und überlege, was ich antworten soll. Sehe ich denn wirklich so schlimm aus? In Juans und Fernandos Apartment hatte ich kaum eine Gelegenheit, in den Spiegel zu schauen. Wenn ich jedoch wirklich so verheult und mitgenommen aussehe, wie Tom gerade behauptet, dann macht es jetzt absolut keinen Sinn, zu lügen. Ich kann nicht länger alles vor ihm verheimlichen. Nicht vor meinem besten Freund. Nervös zupfe ich an meiner Nagelhaut herum.

»Weißt du, am Freitag wurde bei uns eingebrochen. Deswegen konnte ich am Wochenende nicht nach Hause.«, fange ich an, zu erklären und schaue ihn wieder an.

»Was? Ernsthaft? Warum hast du mir nichts gesagt?« Eine kleine Ader erscheint auf seiner Stirn.

»Ich habe dich doch am Freitag angerufen, aber als ich eine Frauenstimme im Hintergrund gehört habe, wollte ich dich nicht stören.« Entschuldigend zucke ich mit den Schultern.

»Ist doch scheiß egal, welches Mädchen gerade bei mir ist. Für dich hätte ich sie doch rausgeschmissen.«, sagt er vorwurfsvoll.

»Und genau deswegen habe ich dir nichts erzählt. Ich wollte deinen Abend nicht ruinieren.«

Stronger - Secret Love #wattys2019 #aestethicaward2020 #glitzeraward2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt