Mit kalten, blanken Füßen lief ich über die kalte Laubschicht im Wald. Ich war alleine hier, kein anderer war sonst hier. In der Luft lag der leichte Duft eines Brandes. Mir kam der Duft so bekannt vor, so vertraut. Er kitzelte mir in meiner Nase. Er würde mir schon sagen, woher ich ihn kannte.
Entschlossen folgte ich weiter meinem Weg durch den Wald. Der Duft des Brandes war immer noch präsent. War hier irgendwo ein Waldbrand? Musste ich mich nun fürchten? Nein, ich durfte keine Angst haben. Schließlich war es nur ein Duft... Es gab so viel Schlechteres in dieser Welt, als den Duft eines Brandes.
Doch blickte ich mich nur suchend um. Ich wusste noch nicht einmal, wen oder was ich suchte. Nur, dass etwas fehlte. Etwas, was mir sehr wichtig war. Irgendwo hier zwischen diesen Bäumen würde ich es finden... Irgendwo musste ich es finden. Ohne es würde ich nicht vollständig sein...
Fast geräuschlos glitt ich über den Boden. Obwohl es dunkel war, konnte ich genauso gut sehen, als wäre es Tag. Ich hörte ein Rascheln im Gebüsch. Kurz darauf brach ein Reh aus dem Gestrüpp hervor. Für einen Moment sah es mich an. Irgendwie waren seine Augen heller, als normal. Gar von einem hellen Karamellton. Es verweilte eine Weile, ehe es weiter rannte. In mir musste es keine Gefahr sehen, waren wir doch alle ein Teil des Waldes und mit einander im Ring der Ewigkeit verbunden.
Zwischen den Bäumen konnte ich dicke schwarze Schwaden erkennen, irgendwo hier war ein Brand, doch hatte ich keine Angst vor ihm. Er würde mir nichts tun. Warte. Wieso war ich mir so sicher dabei, dass mir der Brand nichts tun würde? Brände waren doch so unberechenbar. Aber ich hatte einfach keine Angst.
Nach einer Weile kam ich zu einem Fluss. Er hatte nun meine ganze Aufmerksamkeit. Auf der Wasseroberfläche schwammen vereinzelt Eichenblätter in die Richtung, in die sie der Fluss trug. Eichenblätter... in einem Nadelwald? Doch standen sie für etwas... Sie stachen grün von der schillernden Wasseroberfläche ab. Genau... Diese grünen Blätter standen für die Ewigkeit.
Doch neben den Blättern erkannte ich eine weiße Gestalt mit stechend roten Augen. Anmutig und grazil blickte dieser massige Schädel von der Oberfläche des Wassers zu mir hinauf. Es war der Geist des Wolfes, in den ich mich verwandeln konnte. Sein Fell wog seicht im Wind. Er blickte in die Richtung in die der Fluss floss, ganz so als würde er mir sagen wollen, dass ich ihm folgen soll.
Aber wo führte der Fluss hin und von wo war er gekommen? Was würde hinter der nächsten Biegung warten? Ich trat näher an die Oberfläche des Wassers heran. Das Wasser war kristallklar. Auf dem Grund schwammen zwei Forellen an mir vorbei. Mein Kopf neigte sich nach rechts.
Ja, das war eindeutig die Richtung aus dem der Fluss seinen Ursprung fand. Vielleicht kam er aus den Bergen. Aber auf jeden Fall kam er aus dem tiefsten Inneren des Waldes. Im Herzen des Waldes, wo es so dunkel war, dass selbst am Tage nicht die Sonne zu scheinen schien.
Die Feder eines großen Adlers wurde nun auf dem Fluss an mir vorbei getragen.
Mein Blick folgte ihr in die Fließrichtung. War sie das, worauf ich gewartet hatte? In einiger Entfernung, fast so weit weg, dass ich es kaum noch sehen konnte, gabelte sich der Fluss. Der eine Teil schien friedlich weiter zu fließen, während der andere Teil scheinbar wilder wurde und in einem Wasserfall hinab fiel.
Wo würde die Feder wohl lang fließen? Einen Moment verweilte ich, ehe ich mich erneut in Bewegung setzte und dem Fluss mit der Feder folgte. Würde sie über die seichte Passage hinweg gleiten oder nicht? Würde sie mit dem Wasser den Wasserfall hinab stürzten?
Ich musste mein Tempo ein wenig beschleunigen, um der Feder noch folgen zu können. Der Fluss wurde immer schnelle, sodass ich unweigerlich das Rennen anfangen musste.
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The Colors of the Waterfall
FanfictionUnser Glaube sagt uns, dass diese Welt mit mehr als nur mit Menschen, die Dinge empfinden können, gefüllt ist. Viel mehr hat jedes Lebewesen, egal ob Tier oder Pflanzen einen eigenen Geist. Der Gefühle und Schmerz empfinden kann. Diese Geister nenn...