The Colors of the Waterfall

A Question of time

Es ist nur eine Frage der Zeit...

„Jane. Es ist mir wie immer eine Freude, dich wieder zu sehen. Jahrhunderte müssen schon ins Land gezogen sein, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben." Carlisle hatte mich aus seinen Armen losgelassen. Die Luft der Nacht schien irgendwie kälter zu sein, als seine Arme. Ich sehnte mich danach erneut in ihnen geborgen und behütet zu sein.

Eigentlich hatte ich mit einem blutrünstigen Vampir gerechnet. Doch konnte ich immer nur in dieses Gesicht eines Engels sehen. So jung und so unschuldig. Sie sollte ein brutaler Vampir sein? Sie war doch noch so klein. Ich dachte, es sei verboten, Kinder zu verwandeln? Wie alt war sie schon? Elf? Sie könnte gerade nach Hogwarts gehen. Ungläubig musste ich sie für einen Moment anstarren, ehe ich mich wieder gefangen hatte.

Jane sah gelangweilt zu meinem Mann empor. „Die Freude ist ganz meinerseits." Wie konnte ein so schöner Engel nur so gelangweilt klingen? „Dennoch, Aro, Markus und Caius warten nur sehr ungern." Sie wartete keine Antwort ab, sondern drehte sich um und begann zu gehen. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie tatsächlich einen langen dunklen Mantel trug. Es schien wirklich ein bisschen wie in meinem Traum zu sein.

Hoffentlich würde das Ende nicht dem Traum gleichen.

Carlisle setzte sich auch in Bewegung. Schnell begann ich den beiden nachzulaufen und hakte mich abermals bei ihm unter. Mein Blick ging hoch zu ihm. Was dachte er nur in diesem Moment? Hatte er immer noch Angst? Versuchte er die Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben...?

-Sichtwechsel-

Es ist nur eine Frage der Zeit... bis sie Hand an sie legen... Sie wollen Kaya verderben, sie wie alle anderen machen... oder?

Sie ist doch erst siebzehn...

Mein Blick ging auf Kaya, die mich vor einer nicht allzu kurzen Zeit so glücklich gemacht hatte. Noch immer sah sie so gut aus. Ich muss sie vor der Gefahr beschützen. Jemand muss es tun.

Die Volturi haben mit ihren versteckten Drohungen so überzeugende Mittel.

Wird sie glauben, was sie sagen?

Es ist nur eine Frage der Zeit.

Und sie läuft uns davon.

-Sichtwechsel-

Die Straße war sehr schmal und aus Kopfsteinpflaster. Wahrscheinlich war sie auch älter als Carlisle. Doch hatte ich mittlerweile Übung mit hohen Schuhen auf einem solchen Boden zu laufen und so klackerte mein Absatz bei jedem Schritt, den ich tat. Hier in Italien gab es fast nur solche Straßen. Viel zu gerne wäre ich stehen geblieben und hätte die Schönheit des Weges in mich aufgesogen, doch dafür gab es keine Zeit.

Langsam aber sicher ließen wir die Stadt hinter uns. Es fiel mir nicht schwer, in der Dunkelheit zu sehen, schließlich war es ein Teil meines Seins, doch war die Welt der Nacht so trost- und farblos. Hier war alles gleich, es gab kein Licht das die Farben der Welt erzeugen könnte. Diese Welt hier war nur in grau und schwarz getaucht. Die Welt hatte wohl vergessen, was es hieß Farben zu besitzen. Als hätte es nie wirklich einen einzigen Farbton gegeben.

Wir kamen an einem riesigen Platz vorbei. Dort konnte man einen Kirchturm sehen, der hoch in den Himmel wuchs. Auch glitzerte ein Brunnen im Mondschein. Er war bestimmt schon einige Jahrhunderte alt, wie alles hier. Gern wäre ich auch hier stehen geblieben und hätte ich einem stillen Augenblick seine Schönheit bestaunt. Doch schien es Jane sehr eilig zu haben. So gab es also keine Betrachtung und keine Verzögerung.

Wir gingen auf ein großes Tor zu. Ein letztes Mal blickte ich den Mond an. Er hatte sich hinter seiner Wolke hervor getraut und schien nun hell über die Szene. Für einen Moment starrte ich beim Laufen auf. Dieses Moment ließ ich mir nicht nehmen. Vielleicht war dies das letzte Mal, dass ich ihn sah. Wenn dem so war, dann ist das nun einmal so, dennoch wollte ich sein Bild in meinem Herzen wissen. Widerwillig riss ich meinen Blick ab und sah erneut auf das, was auf mich zukommen würde.