Learn to fly

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Es war ein komisches Gefühl, dass ich bei einem anderen Mann schlafen werde. Generell, das ich bei einem anderen Mann leben werde. Bei einer anderen Familie, wo mich einige Teile genauso wenig da haben wollte, wie mich meine eigene.

Es war komisch, dass sich mein Leben innerhalb einer Stunde vollkommen auf den Kopf gedreht hatte. Doch war ich glücklich mit dieser Wendung meines Lebens. Das ich bei Carlisle im Büro saß, während er sich meine Schulter ansah und sie tapte. Sie würde schnell heilen keine Frage, aber dennoch war all das Seltsam.

Rosalie hatte einen Aufstand gemacht, ehe sie mit Emmett in den Wald losgezogen ist. Bis auf Alice hatte sich sonst keiner darüber gefreut. Sie waren alle eher sehr Diplomatisch mit der Sache umgegangen. Klar, was sollten sie auch anderes machen... Ich war das, was normalerweise ihr Feind war und nun sollte ich mit ihnen leben, aufgrund einer Sache, die sie mir glauben mussten. Irgendwo konnte ich sie verstehen, vielleicht würde es noch besser werden.

Ich müsste die Schule wechseln... Ins Reservat konnte ich wohl nicht mehr gehen...

Ich hatte nichts bei mir.

Weder mein Handy, meine Papiere oder Geldbörse. Nichts. Es war alles noch dort im Reservat. Zu hoffen, dass sie mir wenigstens meine Sachen gaben, wäre im Anbetracht der Tatsachen, das Carlisle mir meine Schulter tapte, ein bisschen zu optimistisch. Selbst ich konnte nicht so naiv sein und daran glauben. Die Grenze zu übertreten war schon ein Selbstmordkommando. Immerhin war ich nun der Staatsfeind Nummer 1 und die Jagdsaison wurde auf mich eröffnet.

Das einzige, was mir in diesem Haushalt gehörte, war der Karton mit Sachen aus dem Krankenhaus, was jedoch nicht wirklich viel weiter half. Alice war so nett gewesen und hatte ihn mir geholt. Auch, wenn da drin nur eine Armbanduhr, ein Zehn-Dollarschein, eine Packung Kaugummis und ein Zopfgummi waren, war es immer hin eine nette Geste von ihr. Wegen ihr fühlte ich mich nicht so unwillkommen. Alice gab sich wirklich Mühe.

Ich müsste wohl oder übel wenigstens zu dem alten Holzhaus fahren... Dort hatte ich wenigstens ein bisschen mehr Geld und ein paar Kleidungsstücke. Jedenfalls könnte ich mir dann ein paar neue Kleider holen. Doch verwarf ich den Gedanken schnell wieder. Sie würden wohl da auch jetzt sein... schließlich sollte da die Feier stattfinden und sie würden mich bestimmt nicht dort sehen wollen. Es war zwar nicht mehr auf dem Wolfsgebiet, doch schien es im Moment auch einer Beleidigung gleich, wenn ich dort erscheinen würde.

Nie hatte ich wirklich diese telekinetische Verbindung zu ihnen gehabt, es hat mich auch nie gestört... aber dennoch hatte ich mich noch nie so alleine gefühlt, wie jetzt. Mein Rudel, meine Familie... sie hatte mich verstoßen... Sie würde nie wieder sehen wollen. Ich gehörte nun scheinbar zu ihren Feinden. Wegen etwas, für das ich nichts konnte.

In den meisten Liebesfilmen wird es nie so dargestellt... Das Mädchen entscheidet sich für den Richtigen und alle sind glücklich mit der Entscheidung... Nein. So ist das wahre Leben nun einmal nicht. Vielleicht würden sie es irgendwann einmal verstehen... vielleicht sogar tolerieren. Aber glücklich damit werden? Das würden sie nicht, dafür hatte ich mir in ihren Augen scheinbar den Falschen ausgesucht.

Sachte strich mir Carlisle über meine entblößte Schulter. Dort, wo seine kalte Hand mich berührte, bildete sich eine Gänsehaut. Es war kein unangenehmes Gefühl. Im Gegenteil, es gab mir die Sicherheit, dass ich mich richtig entschieden hatte. Für den Richtigen. Ich sah zu ihm auf. Doch selbst, wenn ich in meinem Herzen so einen tiefen Kummer empfand, er schien nicht mehr zu existieren, wenn ich in seine Augen sah. Denn wenn ich nur so mit ihm zusammen sein könnte, würde ich es ertragen. Hauptsache er wäre auf immer an meiner Seite. Mit ihm an meiner Seite könnte ich alles schaffen.

The Colors of the WaterfallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt