Miracle

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Manchmal kann das Leben einen verzaubern, mit Dingen die so unwirklich scheinen und doch passieren. Die Freude, die man wegen solcher ‚Wunder' empfindet, kann jedoch schnell getrübt werden. Denn überall, wo es Wunder gibt, muss es auch das Schlechte geben. Ohne diese Dunkelheit wüsste man sonst nicht, wie hell die Sterne eigentlich scheinen können.

Mit überschlagenen Beinen saß ich auf der Marmorplatte der Küchenzeile, wie ich es eigentlich immer tat, wenn ich am Telefonieren war. „Ja, Dad." Sprach ich beschwichtigend in das Telefon, welches von meinem Ohr schon ganz warm wurde. „Dad, ich wollte losfahren, bevor du mich angerufen hattest." Versuchte ich den alten Herren am anderen Ende zu beruhigen. „Du hattest gesagt, du seist um 13:00 da." Kam es anklagen zurück. Die stumme Uhr hatte mir verraten, dass es schon fast zwei war.

Ich seufzte mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Mein Blick ging zu dem Mann, der vor mir stand und mit gemischten Gefühlen zu mir sah. Sein Blick verriet mir seine Gedanken. Ihm gefiel es nicht, dass wegen ihm sich mein Vater Sorgen machte. „Dad." Warf ich nun ein, meine Augen noch immer auf meinen Mann geheftet, das Grinsen noch immer auf meinem Gesicht. „Ich habe nur verschlafen." Sprach ich erneut. Er musste ja nicht unbedingt wissen, was ich wirklich gemacht hatte. Es war ein schöner Grund gewesen, um zu spät zukommen.

Nun konnte ich ein Seufzen auf der anderen Seite des Telefons hören. „Wie gesagt. Ich war schon kurz davor rauszugehen." Irgendwo war es noch immer seltsam, dass mein Vater sich um mich sorgte. Auch wenn er von dem Versprechen von Carlisle wusste. Er hatte noch immer Sorge, dass Carlisle mir wehtun würde. Vielleicht hatte die neue Situation diese Ängste noch einmal verschärft? „Na gut, Jake wartet schon auf dich. Und bitte fahr vorsichtig." Kam es von der anderen Seite. „Ja, Dad. Mach ich doch immer... Bis gleich."

Ich hang den Hörer auf und rutschte von der Küchenzeile. Noch immer verspürte ich die leichten Kopfschmerzen von Gestern, doch wollte ich deswegen nicht unbedingt ein Fass aufmachen. Vielleicht lag es am Wetterumschwung? So etwas passiert doch immer mal wieder. Man müsste sich deswegen gewiss keine Sorgen machen.

„So. Jetzt bist du dran." Ich schlang meine Arme um seinen Hals und zog ihn näher zu mir. „Es gibt keinen Grund so zu gucken. Es reicht wenn einer von euch sich unnötig Sorgen macht." Sagte ich und küsste ihn. Doch sein Blick hatte sich noch immer nicht verändert. Sein Seufzen fiel mir ebenso auf, wie das von Dad.

„Vielleicht sind die..." Abermals seufzte ich, doch wurde mein Grinsen nur breiter. „Carlisle, es ist mein Dad. Er würde sich auch Sorgen um mich machen, selbst wenn ich in einer Gummizelle in Fort Knox eingesperrt wäre.
Und außerdem.
Du und ich.
Wir wissen beide, dass du mir nie etwas antun würdest, weswegen er sich sorgen müsste. Das würde keiner hier in diesem Haus. Es sind die Sorgen eines Vaters, die nicht immer erklärbar sind." Sanft strich ich ihm durch seine Haare. Sie waren noch immer ein wenig unordentlich, so kannte man es eigentlich gar nicht von ihm. Es hatte irgendwie etwas Rebellisches an sich. Erst jetzt schien er sich langsam zu beruhigen.

„So gefällst du mir schon besser." Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Noch einmal legten sich meine Lippen auf seine. Ich konnte noch immer das Kribbeln spüren, wo mich seine Lippen vorhin geküsst hatten. Es brachte die Erinnerung an den vergangenen Morgen hervor. „Und überhaupt, war es ein sehr schöner Grund, zu spät zu sein. Einer, den ich gerne wiederholen würde." Grinste ich in sein Gesicht. Unweigerlich musste er auch schmunzeln.

Ich schenkte ihm einen weiteren Kuss, ehe ich erneut meine Handtasche und meinen Schlüssel in die Hand nahm. „Wann bist du wieder hier?" Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren. Er legte sich wie ein angenehmer, kalter Nebel auf eben jene und verzückte mich. „Ich werde mit Jake noch essen gehen, wenn wir in Port Angeles sind... Also wahrscheinlich erst gegen Abend. Du kannst aber ruhig mit den anderen jagen gehen. Ich bin ein großes Mädchen und schaff schon alleine den Weg zum Bett zu finden."

The Colors of the WaterfallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt