Ich sah in das geschockte Gesicht von meinem Freund. Die Sekunden, die ich fiel zogen sich in die Länge, als könnte jetzt noch etwas die Tatsache, dass ich fiel, ändern. Als würde irgendetwas diesen Sturz aufhalten und mich magischer Weise retten. So etwas wie Wunder gab es doch nicht. Wenn etwas schreckliches passierte, würde keine gute Fee kommen und alles wieder richtig zaubern. Schließlich war das hier kein Disneyfilm.
Doch dann kam der Aufprall.
Keine Rettung.
Kein Glück.
Augenblicklich, als hätte man das Licht ausgeknipst, war ich weg.
Ich hatte Schmerzen. Starke Schmerzen in meinem Gesicht und in meinem Bein und überall. Sie brannten sich in meine Muskeln und Knochen, oder brannten diese? Das Atmen fiel mir schwer. Es brannte auch in meiner Lunge. Mein Körper war ein einziger Schmerzimpuls. Hätte man mich gegen eine Betonmauer geschleudert, wäre der Schmerz angenehmer gewesen.
Und so schrie ich qualvoll. Ich schrie so laut ich konnte. Meine Stimmbänder schienen aus meinem Hals springen zu wollen. Doch schrie ich einfach weiter. Was würde der eine Schmerz noch mehr machen. Tränen liefen mir heiß über mein Gesicht und brannten sich in meine Haut.
„Alles Gut... Alles Gut..." Es war eine Männerstimme, die zu mir sprach, doch konnte ich ihn nicht sehen. Dieses grell blendende Licht über ihm nahm mir meine Sicht. Dieses Licht, was so hell wie in einem OP Saal war. „Halten Sie bitte still. Wir müssen schauen, ob Sie einen Kieferbruch haben." Kam es von der Stimme neben mir, dieses Mal war es eine andere Stimme.
Ein Moment hörte ich auf zu schreien und blickte in die verschwommenen Gesichter der Sanitäter. So langsam gewöhnten sich meine Augen an das Licht. Doch liefen die Tränen weiter. Paul... wo ist Paul? Wieso war Paul nicht bei mir? „Der Hubschrauber ist bereit." Kam es von hinten. „Junge, Du musst mit dem Autofahren, wir können dich leider nicht mitnehmen."
Ein Stimmengewirr schwoll um mich herum an. Doch auch in mir schwoll etwas an. Es war blanke Panik, die sich ausbreitete. Ich wollte nicht fliegen. Nein. Ich wollte nicht in diesen Hubschrauber rein. NEIN! Sie sollen mich in Ruhe lassen, einfach nur in Ruhe lassen... Mich hier im Wald lassen... Dann würde der Schmerz aufhören... Für Immer.
Ein weiteres Mal wurden mir Finger in meinen Mund gesteckt, die mich und meinen Kiefer abtasteten. Erneut kam der Schmerz zurück. Erneut begann ich zu schreien. Ich fühlte mich, als würden sie mir jeden meiner Zähne ziehen. Als würde mir der Kieferknochen herausgezogen werden. Dieser Schmerz ging ins unerträgliche. Würde er jemals wieder verklingen und mich in Ruhe lassen?
Aber dann viel ich zurück. In die süße Zärtlichkeit des Schlafens. Alles wurde schwarz. Hier gab es keine Sonne, keinen Mond, keine Augen... Niemand starrte mich hier an. Der Schmerz durfte hier auch nicht sein. Es war so friedlich, wie schlafen...
War es das?
Das letzte Geheimnis?
Der Weg ins Grab?
Ich würde sterben. Die Schmerzen hatten es mir verraten, dass es keine Erlösung gab. Für manche Wunden gab es keine Heilung, kein Zaubermittel, das mir helfen würde. Ich würde sterben. Ohne je meine Ziele erreicht zu haben. Ich würde meine Familie alleine lassen. So wie es Mutter tat. Ich würde mein Rudel alleine lassen. Hoffentlich würde es sie nicht zu sehr mitnehmen.
Ich würde sterben.
Die Dunkelheit war friedlich, wie ein Wald in der Nacht. Es war nichts um mich herum. Ich war alleine. Doch es wäre okay für mich gewesen zu sterben. Manchmal war das Leben nun einmal so, dass Menschen früh starben. Ich wäre nicht die Erste und nicht die Letzte.
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The Colors of the Waterfall
FanfictionUnser Glaube sagt uns, dass diese Welt mit mehr als nur mit Menschen, die Dinge empfinden können, gefüllt ist. Viel mehr hat jedes Lebewesen, egal ob Tier oder Pflanzen einen eigenen Geist. Der Gefühle und Schmerz empfinden kann. Diese Geister nenn...