The Last Home (Happy Xmas)

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~ Frohe Weihnachten euch allen, auch wenn es hier vielleicht ein bisschen spät kommt ~

Mein Blick ging nach oben in den bleiverhangenen Himmel. Die Wolken hatten sich mal wieder ihren Platz am Baldachin erkämpft und ließen nur gedämpft das Licht hindurch. Weiße kleine Flocken fielen lautlos auf die Umgebung und auf mich. Der Winter, er war nun doch vollends eingebrochen. Wahrscheinlich würde der Schnee erst im Frühling wieder schmelzen, denn der Nordwind war so kalt und erbarmungslos geworden. Im Fernsehen hatte man gesagt, dass es vermutlich ein Jahrhundert Winter werden würde.
Der Schnee häufte sich bereits mehrere Zentimeter auf, sodass meine Tatzen tiefe Spuren in ihm hinterließen. Mein Weg führte mich über diese winterliche Szenerie. Scheinbar waren alle Geräusche des Waldes von der weißen Denke geschluckt worden. Diese Stille wurde nur durch das Knacken des Schnees unter mir gestört.
Ich kannte kein bestimmtes Ziel, aber ich wusste, dass ich noch gebraucht wurde. Rastlos sah ich mich umher. Das ‚Wo' müsste ich nur herausfinden. Also beschleunigte ich meine Schritte und verfiel ich einen langsamen Trab. In mir brachte mich diese Unruhe aus dem Konzept. Es gefiel mir nicht, dass ich nicht wusste, wo ich hin musste, ganz zu schweigen von dieser Unruhe in mir.
Doch dann.
Ein Knacken eines Astes. Sofort stoppte ich meinen Lauf und drehte mich zu dem Geräusch um. Ich erkannte das erstarrte Gesicht sofort, die roten Augen, dieses Grinsen. Er durfte nicht hier sein. Nicht in meinem Wald, der mein zuhause war. Nicht hier, wo meine Familie sicher sein sollte.
Aber war ich nicht dumm, ich wusste, weswegen er hier war. Nicht wegen den anderen, nicht wegen irgendwelchen Vampiren, die hier mordeten und anderen das Leben raubten...
Nein.
Er war hier wegen dem Leben in mir. Er wollte mein Leben rauben.
Aus dem tiefsten Inneren meines Halses erklang ein bedrohliches Donnergrollen, welches mein Gegenüber nur verzückte. „So gern ich dir zuhören würde, kann ich dich doch so nicht verstehen." Er sprach mit einer leisen Stimme, nichtsdestoweniger war sie nicht minder bedrohlich.
Mir war durchaus bewusst, dass wenn ich mich zurückverwandeln würde, ich meine stärkere Machtposition aufgeben würde. Aber so schnell er mich angreifen könnte, würde ich erneut meinen Wolfspelz anlegen. Ich würde ihn nicht an mich heran kommen lassen, nicht hier in meinem Revier, meinem Zuhause... meinem Leben.
Ein paar Schritte ging ich noch auf ihn zu, ehe meine nackten Beine in dem Kniehohen Schnee versanken. Noch immer hatte ich diesen Drang in mir, ihn am liebsten anzuspringen und aus diesem Wald herauszuzerren, denn seine Existenz hier war falsch. Ob in einem oder in Stücken läge ganz bei ihm und seinem Benehmen.
Seine Augen tanzten, als er die winzige Wölbung meines Bauches vernahm. „Jane hatte also doch Recht." Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. „Kaya, meine Liebe, dir ist doch hoffentlich klar, was du damit angerichtet hast, nicht wahr?" Aro deutete mit seinem Blick auf meinen Körper und trat auf mich zu. Noch gut fünf Meter trennten uns.
„Ich werde es nicht zulassen, dass ihr unser Kind uns wegnehmt." Sprach ich ruhig und bedächtig. Seine dunkle Kleidung hob sich von dem Schnee ab, so wie es seine dunklen Haare von seiner Haut taten. „Wirst du? Dir war die Schuld deines Handelns gewiss bewusst. Mein Kind, du bist nicht dumm. Wieso sollten wir also nicht handeln?"
„Du bist es mir verdammt nochmal schuldig!" Schrie ich dem Mann entgegen, während das Baby in meinem Bauch wie wild strampelte. „Ach, bin ich das?" Fragte er vergnügt, während er einem Kreis um mich herum schlich, ganz einem Tier gleich, dass seine Beute umkreiste. Seine Augen tanzten. „Mir wäre es neu, dass ich dir irgendetwas schuldig bin. Außerdem bist du alleine, was also hält mich davon ab zu handeln?"
„Wie auch ich, bist du ebenso alleine." Wies ich ihn auf jene Tatsache hin. Er blieb hinter mir stehen. Ich konnte seinen Blick auf meinem Rücken spüren, wie er dort durch meinen Rücken stach. Meine Miene war noch immer auf die Stelle gefesselt, von der er losgegangen war. Die Schneedecke, die er hinterlassen hatte, war mit tiefen Furchen gezeichnet.
„Du hast Mutter umgebracht."
Erneut war die Stille in den Wald zurückgekehrt.
„Ja, das habe ich." Gab er offen zu. „Dennoch bleibt die Frage, wieso ich dir deswegen ein Leben schuldig bin." „Ein Leben für ein Leben. Du hast mir meine Mutter grundlos genommen. Sie hat nicht gegen eure Regeln verstoßen. Wie heuchlerisch ist es denn bitte von dir, wenn du als euer König gegen deine eigenen Regeln verstößt?"
Erst jetzt drehte ich mich um. Aro stand direkt vor mir. Sein Lächeln war einer harten Miene gewichen. Kalt und berechnend sahen seine in die meinen.
„Bedenke deinen Platz, Wolf." Sprach seine Stimme bedrohlich. „Vielleicht würde dir ein kleiner Sieg gelingen, doch gibt es noch mehr und gegen diese Überzahl habt ihr keine Chance. Wir würden euch alles wegnehmen. Es wäre nicht das erste Mal, das ein ganzes Dorf verschwinden würde. Jeder, der dir etwas bedeutet, würde seinen Tod finden." Aro versuchte gar nicht mehr seine Drohungen zu verbergen.
„Ein Leben für ein Leben." Wiederholte ich mich ruhig. „Mehr verlange ich gar nicht." Ich konnte seine Kiefer arbeiten sehen. Scheinbar dachte er wirklich über dieses Angebot nach.

The Colors of the WaterfallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt