I want you

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„Carlisle, du musst dich beeilen, sonst artet das hier aus." Hatte Alice zu mir durch das Telefon gesagt. So schnell, wie ich an diesem Abend die Übergabe gemacht hatte, war ich noch nie gewesen. Der Wagen erleuchtete den Waldweg. Die Reifen gruben sich in den Erdboden. Am Haus angekommen waren sie bereits fort. Nur ihr Cardigan und zerrissene Sachen lagen im Schnee. Schnell hob ich ihn auf. Er war bereits kalt. Sie mussten wahrscheinlich schon länger weggewesen sein.

Ich versuchte mich anzustrengen und ihre Spur zu riechen, aber wie immer war konnte man sie nicht von den umherstehenden Bäumen und Sträuchern unterscheiden. Doch konnte ich den Geruch von den anderen verfolgen und so rannte ich, als würde mein Leben davon abhängen. Ich konnte mir nicht ausmalen, was Alice damit gemeint hatte. Vielleicht eine kleine Keilerei, auch wenn ich dies nicht gutheißen konnte. Doch wurde mir schmerzlich bewusst, was passieren würde, als ich weiter den Weg rannte. Er würde in einem Vorsprung enden, ob Kaya das wusste? Meinte Alice das mit Eskalieren?

Ich durchbrach die letzte Baumreihe des Waldes. Alices Schrei lief mich gefrieren. Der Anblick, der sich mir bot, brachte nicht unbedingt eine Besserung. „KAYA NEIN!" Rief ich, doch war es bereits zu spät. Sie hatte zum Sprung angesetzt und Rosalie bereits hinter sich gelassen, als sie zu mir sah. Selbst, wenn sie in ihrer Wolfsform war, konnte ich diesen Blick verstehen. Sie war geschockt.

Würde mein Herz noch schlagen, hätte es vermutlich das dritte Mal in meinem Leben den Dienst verweigert. Ungläubig sah ich zu dem Vorsprung. Kaya hatte kein bisschen geschrien. Sie hatte den Sturz hingenommen. Dieses Mal würde sie es nicht überleben. Dafür waren es hunderte Meter, die es dort hinab ging.

Ich wollte es nicht wahr haben. Zaghaft ging ich ein paar Schritte auf den Vorsprung zu. Mir fiel ihr Cardigan aus der Hand. Irgendwann konnte ich einfach nicht weiter gehen, meine Beine schienen wie aus Blei. Runtersehen wollte ich nicht. Können traf es wohl besser. Ich wollte nicht den leblosen Körper der Frau sehen, die ich liebte. Alles in mir zog sich zusammen. Sie war tot. Nicht auf die Weise, wie ich tot war. Einfach so war sie gestorben und ich konnte nichts dagegen unternehmen.

Vom Vorsprung blickte ich zu Rosalie, die sich mittlerweile wieder aufgerichtet hatte und zu uns sah. „Das Problem hat sich somit selbst erledigt." Hatte sie mit einem Schulterzucken gesagt. Ihr fiel es leicht, so etwas zu sagen. Einfach so etwas zu tun. Ein Mord zu begehen. Ich atmete einmal tief ein und wieder aus. „Du hast sie umgebracht." Sagte ich ruhig, auch wenn in mir ein Hurrikan tobte. „Sie wollte es nicht anders..." Rechtfertigte sie sich. „Sie hat mich wie ein räudiger Hund gebissen."

Gerade wollte ich zu sprechen beginnen, als auf einmal kam ein riesiger Adler am Vorsprung hervor. Mit seinen gewaltigen weißen Schwingen wirbelte er den Schnee auf, sodass die Flocken von neuem auf die Erde rieselte. Ganz leise, ohne ein Geräusch. Seine weißen Augen fixierten Rosalie. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gesagt, dass er blind sein müsste. Er sah sie an, als würde Rosalie sein nächstes Opfer sein.

Konnte es sein...?

Schnell kam der Alder auf sie zu geflogen, packte sie und verschwand mit ihr in den Wolken. Ungläubig musste ich auf das Loch starren, welches der Adler in der Wolke hinlassen hatte. Konnte sie es wirklich sein? „Sie ist es Carlisle." Sagte Edward ruhig. „Ich kann ihre Gedanken hören." Unglaublich. Es war einfach unglaublich, dass sich Kaya in einen Adler verwandelt hatte. Einfach so aus dem Nichts.

Nicht nur mir ging es mit dem Unglauben so. Alle starrten nur in die Wolken, aus denen auf einmal Rosalie im freien Fall dem Boden immer näher stürzte. An ihrer Seite, der weiße Alder. Sie schrie lauthals. Er packte sie an ihren Fußgelenken und ließ sie unsanft zu Boden gehen, ehe er mit schlagenden Flügeln über den Boden hopste um zu landen.

The Colors of the WaterfallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt