The Colors of the Waterfall

Rough day

Augenblicklich legte sich eine Gänsehaut auf meinen Körper, während meine Hand ganz langsam von dem Mund sank. Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, wer hinter mir stand. Es ließ mir das Blut in meinen Adern gefrieren. Lass dir bloß nichts anmerken. Sie darf nicht merken, was sie nicht sehen darf. Du hast keine Angst... Herz, beruhige deinen Schlag, um dein eigenes Leben zu behalten. Ihr wäre es egal... Vielleicht würde es ihr sogar Spaß bereiten.
„Jane." Sprachen Carlisle und ich, wie aus einem Mund. Von ihr war nur ein gefährliches Kichern zu hören, dass mich wieder fragen lies, wie ein Engel nur so eiskalt sein konnte. Nicht einmal Luzifer höchst persönlich könnte so grausam sein, wo er doch der erste gefallene Engel war. Stockend drehte ich mich zu ihr. Der Schwarze Mantel bedeckte ihren Körper, lediglich ihr Gesicht wurde von den Flammen erhellt. Sie tanzten auf ihrem Gesicht und ergaben eine einzigartige Schönheit... Auf ihrem Gesicht war das erste Mal ein Grinsen zu erkennen, während das Haus hinter uns einstürzte. Ein Raunen ging durch die Menge der versammelten Nachbarn.
Herz, du dummes Herz, verrate doch nicht deine Furcht. Wenn sie es bemerkt, dass ich Angst habe... sie würde es wissen. Sie darf es nicht wissen. Nicht, dass sie ihm noch Schmerzen zufügt. Meine Hände begannen vor Wut zu zittern.
„Welche eine Ehre, dass du uns hier besuchst." Auch Carlisle drehte sich zu ihr um. Für einen Moment trafen sich unsere Blicke. „Wie wäre es, wenn wir uns nicht an einem anderen Ort unterhalten? Es könnten sonst unangenehme Fragen gestellt werden." Kam es von meinem Mann. Doch die roten Augen starrten noch immer nur auf die Flammen, als wären sie ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk. Etwas, dass endlich mal ihre Langeweile besiegen konnte. Durch das Spiel des Feuers wirkten Janes Augen noch unwirklicher, als sie es ohne hin schon taten. „Nein, ich denke, das wird nicht von Nöten sein." Ich sah in ihr Gesicht und versuchte eine gewisse Regung zu erkennen. Irgendetwas, dass ihre Gedanken verraten könnte... Etwas, dass mich erkennen ließ, dass wir entlarvt wurden. „So sehr ich dieses Lagerfeuer noch betrachten möchte, muss ich doch wieder nach Italien zurück. Man wartet schließlich auf meine Heimkehr."
Ihr Blick ging zu mir, während ihre Augenbraue hochwanderte.
Hatte ich zu knurren begonnen?
Meine Armhärchen hatten sich definitiv aufgestellt...
„Ihr solltet uns mal wieder in Italien besuchen." Kam es kalt von mir, ohne auch nur ein bisschen auf meine Drohgeberden einzugehen. „Aro fragte schon nach dir, Kaya. Du hast ihn scheinbar wirklich verzaubert." Da war er wieder, ihr gelangweilter Gesichtsausdruck. Doch huschte ihr Blick über meinen Körper.
Kaya, Hör auf! Reiß dich zusammen.
Schnell entriss ich ihr meinen Blick und sah zu Carlisle. Dieser wollte wohl das gleiche mit seinem Blick sagen. Als ich wieder nach Jane schauen wollte, war sie bereits verschwunden.
Mit der Wucht eines aufprallenden Autos wurde mir ein weiteres Mal schlechter. Die Schnappatmung versagte mir jeglichen Sauerstoff, sodass mein Atem nur noch mehr rasselte. Meine Hand schnellte abermals an meinen Mund. Der Geruch des verkohlenden Fleisches machte es nicht besser. Wenigstens hatte ich sie nicht schreien gehört. Es erinnerte mich zu sehr an vergangenes.

Die Flammen loderten noch immer gut zehn Meter in den Himmel hinauf, sie sehnten sich gar nach einem anderen Haus, was sie verzehren könnten. Mein Blick ging ins Leere. Meine Gedanken rasten hinter glasigen Augen, doch schienen sie alle noch unsinniger zu sein, als der vorhergegangene.
„Komm, wir sollten auch gehen." Eine kalte Hand zog mich mit sich, sodass ich auf dem Weg durch den Schnee und zum Wagen ins Straucheln kam. Ich wurde einfach auf den Beifahrersitz bugsiert und angeschnallt, dass ich zu zittern begonnen hatte, merkte ich erst jetzt. Der Motor sprang an. Erst fuhr er gemächlich davon, ehe er das Gaspedal durchdrückte und ich in meinen Sitz gedrückt wurde.
Erst als die Geschwindigkeit die Taubheit von mir hinter verdrängte, schien ich meine rasenden Gedanken wieder zu ordnen können. Eigentlich, gab es nur einen Grund... Einen Grund, warum sie sagte, was sie sagte. „Oh mein Gott. Sie weiß es. Carlisle, Jane weiß es. Sie wird es ihnen sagen... Oh Gott... Sie wird es sagen..." Flüsterte ich immer wieder, während die Tränen der Erkenntnis heiß über meine Wangen liefen. Doch bekam ich darauf keine Antwort.
Mich beunruhigte es nur noch mehr, dass mein Mann schwieg. Sonst hatte er doch immer ein Wort für mich gefunden. Etwas, dass mich gewiss beruhigt hätte. Doch das seine Kiefermuskeln nur mahlten, anstatt mir eine Lüge zu erzählen... Es verdrehte mir den Magen nur noch mehr. Ich klopfte gegen den aus Stein geschlagenen Arm. Aber auch dies brach keine Reaktion. Mir wurde noch übler und mein Schlagen dringender. „Rechts ran!" Drückte ich zwischen meiner Hand hervor. Schnell fuhr er an den Straßenrand, ehe ich halb aus dem Wagen stolperte und in den Schnee am Straßenrand fiel, wo ich mich erbrach.
Meine Lippe zitterte. „Sie weiß es, sie wird es ihnen sagen." Flüsterte ich wieder und wieder. „Sie werden es uns wegnehmen wollen. Carlisle. Oh mein Gott... Sie werden dich..." Ein weiteres Mal erbrach ich mich.
Ich wurde aus dem Schnee gezogen und abermals in den Wagen gesetzt. Vor mir erschienen Augen, die viel intensiver, als der Mond waren. „Kaya. Sie hat es nicht bemerkt." Glaubte er wirklich an diese Worte? Oder sprach er sie nur? „Sie war nicht wegen uns hier. Hätte sie es gewusst, dann wäre sie mitgekommen und hätte es zu Ende gebracht."
Meine Hände wurden umfasst, doch noch immer zitterten sie. Auch raste mein Herz einen wilden, ungestümen Tanz. „Kaya, mein Herz. Vertrau mir." Die Kälte wischte meine Tränen fort, doch blieb die Hitze in meinem Gesicht. „Jane war nicht wegen uns dort. Wahrscheinlich haben sie einfach nur davon erfahren, dass wir es nun wissen. Vielleicht war sie deswegen hier, damit es nicht noch mehr gibt, die davon wissen. " Ich kam mir auf einmal so dumm vor. Was er sagte schien alles so plausibel zu sein... Und ich...? Ich hatte mich wegen so etwas aufgeregt, in so etwas reingesteigert.