The Beauty and the Beast with the red riding Hood

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Die Tage vergingen immer schneller. Als wäre ein Zeitraffer gegen meinen Willen angestellt worden. Nicht, dass es ohne hin schon viel zu schnell für meinen Geschmack war, doch schien dieser kalte Nordwind den Verlauf der Zeit noch einmal zu beschleunigen. Der Winter wäre mit seinen Schneestürmen wohl bald hier. Viel Zeit würde uns nicht mehr bleiben, ehe sie uns eingeholt hätten.
In der vergangenen Zeit hatten Kaya und ich schon so viel gemeinsam erlebt, was manchen noch nicht einmal in einem Leben passierte. Einiges, vor dem ich sie gerne beschützt hätte und dennoch wartete noch so mancher graue Tag auf uns.
Gott wusste, dass Lisa ihr schon genug Pech und Elend angetan hatte. Aber wie sie auf den Tod dieser Frau reagieren würde, stand nur in den Sternen. Immer wenn ich versucht hatte mit ihr über dieses Thema und das Vorgefallene sprechen wollte, blockte Kaya ab. Sie wurde still und sah hinaus in den Wald, als würde dort etwas sein, was eine Antwort auf all das wäre.
Doch dann kamen das Feuer und die erneute Sorge, was dies wohl mit Kaya anrichten würde.
Ihr Herz hatte einen Schlag ausgesetzt, als meine Frau begriff, wer neben uns erschienen war. Was diese Begegnung mit ihr machen würde, es war eine grausame Vorstellung.
Mit dem Moment, als Jane verschwand, hatte sich ein Felsbrocken von meinem schweigenden Herzen gerollt. Ich glaubte wirklich nicht daran, dass sie etwas bemerkt hatte. Doch wäre die Wahrscheinlichkeit immer größer geworden, je länger sie bei uns gestanden hätte. Als sie ging, fiel der Druck.
Aber ich konnte Kaya ansehen, dass sie sich noch immer sorgte. Sie versuchte es mir nicht zu zeigen. Denn auch, wenn wir vielleicht noch nicht die Jahrhunderte zu unserem Eigenen zählen können, so nahm ich mir dennoch heraus zu sagen, dass ich sie mittlerweile kannte, so wie sie mich zu kennen vermochte.
Dieser nachdenkliche Blick, den sie so oft aufgelegt hatte, wenn sie in die Ferne des Waldes sah. Was sahen ihre Augen nur dort, dass sie immer zu hinaus in den Wald starrte? Als würde die Antwort auf alles, in roten Lettern, in Mitten des Waldes stehen, nur darauf wartend, dass sie sie entdecken würde. Kaya dachte, dass ich ihn nicht sehen würde, aber ich sah ihn. Ihren Blick voller Verzweifelung. Wie gerne hätte ich ihr nur die Last von den Schultern genommen, wenn sie mir nur ließe. Schließlich würde ich alles, was ich besäße, für diese Frau an meiner Seite geben. Doch sie wollte es nicht. Wenn ich nur das Thema andeuten wollte, verschloss sie sich komplett. Wie ein Buch mit sieben Siegeln und ich hätte nur das Abbild eines Schlüssels in meiner Hand.
Aber nicht nur ihr schien es in dieser Zeit nicht gut zu gehen. Edward schien auch gereizt zu sein. Ob es jetzt nun wegen der gleichen Sache war, oder etwas anderem konnte ich nur erraten. Denn auch er verschloss sich vor mir, was er sonst noch nie getan hatte. Mir fielen nur immer wieder seine Blicke auf, die Kaya galten. Sicher sorgte er sich ebenfalls um ihr Wohlergehen, doch war so manches Mal sein Blick mit einer ungestümen Wut gefüllt, der mich zweifeln ließ. Zweifeln an diesem Konstrukt einer Familie, die in meinem Geist so viel geeinter war.
Das alles waren Gedanken, die mir nun jeden Tag durch meinen Kopf kreisten, wie ein wilder Schneesturm. Sie vermengten sich mit so vielem mehr, dass vielleicht wirklich ein Tanz, eine willkommene Ablenkung von allem zu seien schien.

Ich hätte nicht denken können, dass ich diese Frau an meiner Seite noch mehr lieben könnte, doch ich tat es. Mit jedem Tag mehr und mehr. Wie eine Lawine, die losgebrochen war und an ihrer Menge auf dem Weg ins Tal immer mehr zunahm.
Auch hätte ich es nicht gedacht, dass ich noch einmal einen solchen hellblauen Gehrock tragen würde. Aus Sentimentalität hatte ich dieses Stück behalten, aus einer Zeit, in der Bälle den Reichen und Mächtigen vorbehalten waren. Wo eine Klassentrennung nicht nur nach Mensch oder Vampir stattfand. Sie hatte mich so leicht gefragt und mir fiel es nicht schwer, den Sachen zu zustimmen, die ich sonst nicht machen würde.
Eine weiß gefärbte Perücke versteckte meine blonden Haare, sowie rote Kontaktlinsen meine braunen Augen. Ich richtete die Raffung an meinem Hals ein weiteres Mal.
„Wie konnten die Frauen in so etwas nur atmen? Außerdem ist es viel zu warm. Das sind 4 Kleiderschichten zu viel." Ich drehte mich zu der Treppe und erblickte Kaya. Auch sie hatte ihre sonst weißen Haare unter einer hellbraunen Perücke verhüllt. Ihre Augen waren so stechend rot, wie die meinen. Das Kleid, welches sie trug, passte von dem Stil zum achtzehnten Jahrhundert. Es zeigte, ähnlich meinem Gehrock, die historisch korrekte Bekleidung des Jahrhunderts. Ihr Kleid bestand aus einer naturfarbenen Leinenbluse, einem rotbraunen Überrock und einem schwarzgrauen Mieder. Doch wusste ich, dass sie das versteckte meinte, welches unter den Schichten Stoff war.
Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht. „Kaya, niemand erwartet von dir, dass du ein Korsett trägst." Ihre Hand legte sich auf ihren Bauch, während sie die Treppen hinab kam. In der anderen Hand befanden sich zwei Masken. „Aber ich erwarte es von mir. Wenn wir schon zu so etwas hingehen, sollte man perfekt aussehen. Und da ich leider nicht du bin, muss ich halt ein Korsett tragen." Lächelte sie, das erste Mal seit Tagen frei. "Sie müssen sich auch keine Sorgen machen, Herr Doktor. Am Bauch ist es lockerer."
Vor mir blieb meine Frau stehen, stellte sich auf ihre Zehenspitzen und küsste mich. „Etwas anderes hatte ich von einer so guten Krankenschwester auch nicht erwartet." Ein Lächeln legte sich ein weiteres Mal auf ihr Gesicht, während sie mir eine Maske reichte.
Die Maske, die für mich vorgesehen war, war silberfarben und imitierte veraltetes Metall. Sie bildete die Form eines Wolfsgesichtes, doch war sie mit filigranen Ranken und Details verziert, die das Thema meiner Bekleidung aufgriff. Wahrscheinlich hatte sie diese selbst nachträglich aufgebracht. Für sich selbst hatte sie eine ähnliche Maske gewählt, nur sah ihre gröber gearbeitet aus.
„Zwei Märchen in einem." Grinste sie. „Rotkäppchen und der Schöne und das Biest." „Du siehst dich als Biest?" Fragte ich nach. Das Grinsen in ihrem Gesicht wurde breiter. „Naja. Also ich bin bei weitem zotteliger... Krallen und Reißzähne habe ich auch. In meiner Wolfsform bin ich der Inbegriff eines Biestes." Ihr Lachen klang nach einem kehligen Bellen.
„Du bist hingegen kein Biest, du kannst es gar nicht sein..." Sie stoppte ihr Lachen. In dem Licht der Lampen leuchteten ihre Augen. Jetzt sahen sie aus, wie beschienene Rubine, die im Licht funkelten. Auch, wenn das nur Kontaktlinsen waren. Kayas Hand strich über meine Wange. „Adonis ist ein Witz gegen dich, was die ganze Schwesternschaft sabbernd beteuern würde, wenn man sie nur fragen würde. Carlisle ich sehe nichts an dir, was einem Biest ähnlich kommen würde. Noch nicht einmal annähernd."
Sanft nahm ich ihre Hand in die meine und küsste ihre Finger. Doch sah ich sie traurig an. „Und dennoch bin ich nicht das, was du von mir denkst..." Ihr Blick verfinsterte sich schlagartig. „Carlisle Cullen." Schnell zog sie ihre Hand aus meinem Griff und erhob erbost ihren Zeigefinger. „Wenn du es dich wagst diesen Satz zu Ende zu sprechen, dann Gnade dir Gott."
So wie sich ihre Laune verdüstert hatte, legte sie sich wieder, ihr Blick wurde wieder gütig und ein leichtes Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. „Wollen wir dann?" Fragte sie.

The Colors of the WaterfallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt