Fast zehn Jahre war es her, seitdem wir das letzte Mal hier waren und durch diese Wälder streiften. Forks... Es war ein so verschlafenes, aber schönes Städtchen mitten im Nebel. Es war ein Städtchen, in dem ich mich wohlfühlte, wie sonst nirgendwo. Jedenfalls war es damals so gewesen.
Damals waren wir eigentlich nur kurz hier, um nach dem Haus zusehen und vielleicht ein bisschen zu jagen...
Wären wir da doch nur in Minnesota geblieben.
Denn nach dem meine Frau Emse zusammen mit Rosalie ein Kind gefunden hatten, kam sie nicht mehr wieder. Sie hatte Rosalie noch gesagt, dass sie das Mädchen nur nach Hause bringen wollte. Doch lag scheinbar dort ihr Fehler. Wusste sie doch nicht, dass sie nie wieder zu mir zurückkommen und dort ihren Tod finden würde.
Laut Rosalie war das Mädchen ein Stammesmitglied der Quileute. Und diese waren uns ja noch nie wirklich gut gegenüber gesonnen gewesen. Wir hatten einen Pakt, ja. Aber würde dieser gebrochen werden, würden sie uns jagen. Doch bis jetzt hatten wir uns noch nichts zu Schulden kommen lassen. Nicht mal ein Übertreten der Grenze, nicht mal ausversehen. Das würden wir auch nicht, dafür war diese Stadt, dieses Stück Land als Rückzugsort für uns zu gut. Es glich einem Paradies, das man um jeden Preis behalten müsste.
Unsere letzte Bastion.
Und so stand ich nun vor dem leblosen Körper des Rehs, dass ich vorhin verspeist hatte. Das Funkeln in den Augen war noch lange nicht erloschen. Sie sahen noch immer in den Baldachin, den die Äste und Blätter über uns formten. Ebenso war der Körper des Tiers noch warm. Der Geschmack des Blutes in meinem Mund war noch präsent, als würde es noch immer meine Lippen benetzen.
Wie ich da stand und hinab auf dieses wunderschöne Tier sah, kam ich ins Grübeln. War es richtig gewesen, wieder her zu kommen? Schließlich wussten wir noch immer nicht, wie es zu Esmes Tod kam. Nur, dass sie nie wieder kam. Hätten wir lieber fort bleiben sollen? Was ist, wenn mehr von uns... Aber Alice sagte, es sei eine gute Idee. Hoffentlich behielt sie Recht.
Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich noch eine Stunde Zeit hatte, bis ich dort sein müsste... Ich blickte in die Richtung in der die Stadt lag. Irgendwo hinter diesen Bäumen lag es. Bald würde erneut eine Schicht in dem Krankenhaus anfangen, indem ich schon vor Jahrzehnten gearbeitet hatte. Ein neuer Tag, ein neuer Alltag, ein neuer Arzt.
Also beeilte ich mich.
In meinem doch schon so langen Leben, bin ich schon in sehr vielen Krankenhäusern gewesen. Komplett über das ganze Land verstreut. Doch in keinem hatte es so gerochen, wie hier. Mir war, als würde ich direkt in einem Wald stehen. Als hätte ich gar kein Krankenhaus, sondern das Herz eines Waldes betreten. Nur die Bäume fehlten. Der Geruch von Chemikalien und Menschen war so weit in die Ferne gerückt, wie es nur möglich war. Sie waren irgendwo weit, sehr weit in der Vergessenheit verschwunden.
In mitten des Ganges blieb ich stehen und sah in die Richtung aus der der Geruch kam und wo die Spur von ihm am stärksten war. Von einem Zimmer ins andere laufend erblickte ich einen schneeweißen Haarschopf. Das wird die Hilfskrankenschwester sein, von der die Oberkrankenschwester gesprochen hatte. Ihr fielen die Haare bis zum letzten Rippenbogen aalglatt hinab. Sie bewegten sich nur seicht bei ihren Bewegungen obwohl sie so schnell ging.
Wie war noch gleich ihr Name?
Kaya Black?
Heute Morgen stand sie draußen und hat sich den blauen Chevrolet angesehen. War das wohl ihr eigener? Sie hat noch nicht einmal bemerkt, dass wer fremdes sie gegrüßt hatte. Sie stand nur dort, ihre Hände in ihrer Jeansjacke vergraben und hat sich den Wagen angesehen. Er hatte sie scheinbar wahrlich verzaubert.
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The Colors of the Waterfall
FanfictionUnser Glaube sagt uns, dass diese Welt mit mehr als nur mit Menschen, die Dinge empfinden können, gefüllt ist. Viel mehr hat jedes Lebewesen, egal ob Tier oder Pflanzen einen eigenen Geist. Der Gefühle und Schmerz empfinden kann. Diese Geister nenn...